Anlass zur Hoffnung bieten derzeit diverse Impfstoffe gegen Corona, die im Moment weltweit Neuzulassungen erfahren. Aber ob mRNA-Impfstoff oder Vektorimpfstoff – es steht immer die Frage nach dem Ende der Pandemie im Raum. Die kann ein Impfstoff aber nur bedingt beantworten.
Vieles spricht gegen eine Ausrottung von Covid-19
Eine beispielhafte Erfolgsgeschichte schrieb die Impfkampagne gegen die Pocken in den späten 1960er-Jahren. Die Maßnahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) führten zu einem vollständigen Verschwinden des Virus – mittlerweile seit gut 40 Jahren.
Anders als bei den Pocken sprechen jedoch beim Corona-Erreger mehrere Gründe gegen eine vollständige Ausrottung. Unter anderem übertrugen sich die Pocken nur von Mensch zu Mensch - Corona hingegen kann auch tierische Zwischenwirte haben.
Herdenimmunität würde Situation beruhigen
Die Wissenschaft gibt daher das Ziel aus, zunächst eine sogenannte "Herdenimmunität" in der Bevölkerung aufzubauen. Bei einer Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung könne sich das Virus, laut WHO, nicht mehr gut verbreiten. Um das durchzuführen, wird es wohl bis Spätherbst 2021 dauern, so Ulrike Protzer, die Chef-Virologin der Technischen Universität München.
Durch die Maßnahme sollte sich aber zunächst einmal eine Beruhigung und Stabilisierung der Situation ergeben. Und zwar trotz der Tatsache, dass noch nicht letztgültig erwiesen ist, wie stabil der Corona-Erreger im Hinblick auf Mutationen ist und wie lange man nach Krankheit oder Impfung als immun gilt. Eine weitere in der Wissenschaft diskutierte Herausforderung ist dabei, dass auch Geimpfte das Virus unbemerkt weitergeben könnten.
Eindämmung von Corona durch Impfstoffe möglich
Zusammenfassend kann die medizinische Perspektive wie folgt beschrieben werden: Wenn sich der Erreger auch nicht vollständig ausrotten lässt, so kann man doch hoffen, das Virus zumindest durch beständig angepasste Impfstoffe und eine größtenteils immunisierte Bevölkerung einzudämmen.
Eine Entwicklung vergleichbar mit der des H1N1-Virus, das in den Jahren 1918/1919 als "Spanische Grippe" innerhalb kürzester Zeit Millionen Menschenleben forderte, heute aber nur noch in abgeschwächter Form als saisonale Grippe wiederkehrt.
Weiteres Szenario: ein "soziales Ende" der Pandemie
Aus nicht-medizinischem Blickwinkel ist schließlich ein weiteres Szenario denkbar: Man spricht von einem sogenannten "sozialen Ende" der Pandemie, wenn Corona trotz weiter grassierender Seuche nicht mehr als gesellschaftliche Bedrohung wahrgenommen wird - so geschehen im Fall des HI-Virus. Aids ist heute zwar weiterhin präsent, doch aufgrund guter Behandelbarkeit hat die Infektionskrankheit viel von ihrem einstigen Schrecken verloren.
Im Großen und Ganzen ist festzuhalten, dass noch kein genauer Endpunkt für die Corona-Pandemie gesetzt werden kann. Die aktuellen Entwicklungen bei Impfstoff und Co. zeichnen jedoch Wege aus der Krise heraus und lassen hoffen, dass Corona bald an Schlagkraft einbüßen könnte.
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