Vögel warnen Nashörner vor Wilderern
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Ein Spitzmaulnashorn in Südafrika. Forschern zufolge können Madenhacker Nashörner vor sich nähernden Menschen warnen.

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Vögel warnen Nashörner vor Wilderern

Rotschnabel-Madenhacker lassen sich von Nashörnern herumtragen und fressen Parasiten, die sie auf ihnen finden. Einer Studie zufolge haben sie noch eine weitere wichtige Funktion: Sie helfen den Nashörnern, Menschen zu meiden.

Über dieses Thema berichtet: Welt der Tiere am .

Ihr Name lässt es vermuten: Rotschnabel-Madenhacker, kleine Vögel, werden auf Kisuaheli "Wächter des Nashorns" genannt. Und so sitzen sie nicht nur auf Nashörnern, um Zecken zu fressen oder in Wunden nach Parasiten zu picken. Sie möchten sich ihre Wirtstiere wohl gerne länger erhalten und warnen mit einem Alarmruf, wenn sich Menschen nähern. Wissenschaftler aus Australien und den USA haben das in einer Studie, erschienen in "Current Biology", genauer erforscht.

Nashörner auf der Roten Liste

Nashörner sind stark vom Aussterben bedroht. Sie werden wegen ihres Horns gejagt, ihr Lebensraum wird zum Beispiel für Palmölplantagen abgeholzt und abgebrannt. Das afrikanische Spitzmaulnashorn war bis ins 20. Jahrhundert die verbreitetste Rhinozeros-Art mit etwa 850.000 Tieren. 1960 waren nur noch 100.000 Spitzmaulnashörner übrig, 1995 nur noch 2.400 Individuen. Seither nimmt dank strenger Schutzmaßnahmen der Bestand langsam wieder zu. 2020 gibt es wieder rund 5.000 Spitzmaulnashörner.

Vogel hilft Nashorn

Wilderei ist nach wie vor eine große Bedrohung für das Spitzmaulnashorn. Spitzmaulnashörner seien blind wie eine Fledermaus. Unter günstigen Bedingungen könne ein Jäger, wenn er auf der windabgewandten Seite stehe, bis auf etwa fünf Meter an das Tier herankommen, sagt Forscher Roan Plotz von der Victoria University in Melbourne. Hier kommen die Madenhacker als eine Art Sehhilfe ins Spiel. Durch einen Alarmruf machen sie auf sich nähernde Menschen aufmerksam.

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Ein Rotschnabel-Madenhacker sitzt an einer kleinen Wunde auf einem Nashorn.

Warnung vor dem Jäger

In Experimenten fanden die Wissenschaftler heraus, dass Nashörner ohne Madenhacker auf ihrem Rücken nur in 23 Prozent der Versuche den sich nähernden Menschen bemerkten. Die Nashörner mit Vögeln bemerkten durch den Alarmruf die Menschen in 100 Prozent der Versuche, und das in einer durchschnittlichen Entfernung von 61 Metern. Die Entfernung ist hier fast viermal größer als in den Versuchen, in denen die Nashörner ohne die Hilfe der Vögel den Menschen bemerkten. Laut Roan Plotz war die Distanz umso größer, je mehr Vögel auf dem Nashorn saßen.

Gefahr aus dem "Toten Winkel"

Auf den Alarmruf der Rotschnabel-Madenhacker hin drehte sich das Nashorn fast immer in Richtung der windabgewandten Seite. Von dort kann es mit seinem sehr gut ausgeprägten Geruchssinn am wenigsten Gerüche wahrnehmen. Deshalb schleichen sich Jäger am ehesten aus dieser Richtung an.

Schutz vor dem Menschen

Für die Spitzmaulnashörner sind die Vögel also hilfreiche Gefährten. Und die Madenhacker schützen so ihr Wirtstier. Manche Wissenschaftler vermuten, dass die Vögel das Verhalten entwickelt haben, um ihre Futterquelle gezielt vor dem Menschen zu beschützen.