Preisträger des Deutschen Umweltpreises (von links nach rechts): Dirk Lehmann , Christof Schenck und Friedrich Mewis.
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Preisträger des Deutschen Umweltpreises (von links nach rechts): Dirk Lehmann , Christof Schenck und Friedrich Mewis.

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Umweltpreis für nachhaltigen Schiffsbau und Artenschutz

Zwei Ingenieure, die einen energiesparenden Schiffsantrieb entwickelt haben und ein Biologe, der sich für den Schutz großer Nationalparks einsetzt, erhalten den Deutschen Umweltpreis 2022. Zwei junge Frauen bekommen für ihr Engagement den Ehrenpreis.

Über dieses Thema berichtet: nano am .

Der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) verliehene Deutsche Umweltpreis geht dieses Jahr an die beiden Hamburger Ingenieure Friedrich Mewis und Dirk Lehmann sowie an den Frankfurter Biologen Christof Schenck. Den anlässlich der 30. Vergabe der Auszeichnung verliehenen Ehrenpreis erhalten zwei junge Frauen: die Landwirtin Kathrin Muus und die Umweltschützerin Myriam Rapior.

Auszeichnung für umweltfreundlichen Schiffsantrieb

Mit dem Umweltpreis werden die beiden Hamburger Ingenieure für die Entwicklung eines verbesserten Antriebssystems ausgezeichnet. Der Verbrauch von Schweröl sei dank des von Mewis und Lehmann entwickelten sogenannten Becker Mewis Ducts um bis zu zehn Prozent reduziert worden, heißt es seitens der Bundesstiftung in der Begründung.

Das gelingt dadurch, dass das sogenannte Nachstromfeld des Wassers hinter den großen, langsamen Schiffen wie Containerschiffen gebündelt wird. Der Strömungswiderstand wird dadurch reduziert, sodass die Schiffe weniger Kraftstoff verbrauchen. Seit Markteinführung 2008 seien dadurch in der Schifffahrt weltweit neben Brennstoff und Energie laut Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär, auch rund zwölf Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2), also umweltschädliche Treibhausgase eingespart worden. Das entspreche dem jährlichen CO2-Ausstoß von Tansania oder Hamburg.

Positiver Nebeneffekt des effizienteren Antriebs: Auch die Lärmbelastung sei für Meerestiere wie zum Beispiel Wale dank der Technik geringer. Bislang seien schon 1.400 Schiffe mit der neuen Technik auf den Weltmeeren unterwegs, 300 Exemplare seien bestellt. Die Entwicklung der beiden Hamburger sei "ein Daniel Düsentrieb-Moment für den Schiffbau“, kommentiert Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär, die Arbeit der beiden Ingenieure.

Mewis und Lehmann arbeiten schon seit 2001 zusammen

Friedrich Mewis und Dirk Lehmann arbeiten bereits seit 2001 zusammen. Mewis, 1943 in der Lutherstadt Wittenberg geboren, ging nach seinem Schiffbaustudium zur Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam und wechselte 1996 an die Hamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt. Der heute 58-jährige Lehmann war einst Chef des mittelständischen maritimen Unternehmens Becker Marine Systems mit Sitz in Hamburg, dessen Geschäftsführer er immer noch ist.

Zu Beginn ihrer gemeinschaftlichen Tätigkeit ging es Mewis und Lehmann um die Verbesserung von Rudern für sehr große Containerschiffe. Erst ab 2007 drehte sich bei ihrer Arbeit alles um die Frage, wie man die Effizienz bei großen, langsamen Schiffen steigern kann – von Tankern bis zu Massengutfrachtern. Später kamen Containerschiffe hinzu.

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Lächelnde Ehrenpreisträgerinnen: Myriam Rapior vom Umweltverband BUND (links) und Kathrin Muus, frühere Bundesvorsitzende der Landjugend.

Ehrenpreis der DBU für Muus und Rapior

Da der Deutsche Umweltpreis dieses Jahr zum 30. Mal vergeben wird, gibt es dieses Jahr auch einen Ehrenpreis. Ihn erhalten Myriam Rapior vom Umweltverband BUND und Kathrin Muus, frühere Bundesvorsitzende der Landjugend. Sie hätten sich mit ihrer Arbeit bei der "Zukunftskommission Landwirtschaft" (ZKL) dafür eingesetzt, Grabenkämpfe zwischen Umweltschutz und Landwirtschaft zu überwinden, sagt Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär anlässlich der Bekanntgabe des Preises.

Die ZKL wurde im Juli 2020 unter dem Eindruck zunehmender Agrar- und Umweltproteste von der damaligen Bundesregierung gegründet und bestand aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Bereiche – von Landwirtschaft über Wirtschaft und Verbraucher sowie Umwelt und Tierschutz bis hin zur Wissenschaft. Hauptaufgabe des Gremiums: Empfehlungen für Wege zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft.

Zum Video: Die Zukunft der Landwirtschaft -Chancen der Digitalisierung

Im Juli 2021 legte die ZKL ihren Abschlussbericht vor. Er sei maßgeblich durch die konstruktive Zusammenarbeit der beiden Ehrenpreisträgerinnen zustande gekommen und habe "entscheidend zu einem Einigungsprozesses beigetragen", so Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär. "Die beiden zeigen, wie Naturschutz mit ökonomisch tragfähiger Landwirtschaft Hand in Hand gehen kann."

Der Deutsche Umweltpreis und der Ehrenpreis: Preisgeld und Übergabe

Der von der Bundesstiftung Deutsche Umwelt verliehene Deutsche Umweltpreis ist mit einem Preisgeld von 500.000 Euro dotiert, das sich die Preisträger teilen müssen. Die Ehrenpreisträgerinnen erhalten je 10.000 Euro Preisgeld. Überreicht werden die Preise am 30. Oktober 2022 in Magdeburg durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Biologe erhält Umweltpreis für Kampf um Artenschutz

Der Biologe Christof Schenck kämpft seit Jahrzehnten erfolgreich dafür, riesige Wildnisgebiete vor menschlichen Eingriffen zu schützen und zu bewahren. Sein Engagement gilt besonders dem Schutz großer Nationalparks in den tropischen Regenwäldern Amazoniens, des Kongobeckens und Südostasiens. "Mit Herrn Schenck ehren wir einen Kämpfer für die Wildnis. Er ist mit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt international engagiert, um wichtige Großschutzgebiete für den Erhalt der Artenvielfalt zu sichern. Und es ist ihm vor allem gelungen, auch neue Finanzierungswege im Naturschutz zu öffnen", sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde in einem Interview.

Dass ihm das gelingt, belegen Zahlen: Als Schenck die Geschäftsführung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) im Dezember 2000 übernahm, lag der Etat der Gesellschaft bei rund 4,5 Millionen Euro. 70 zum Teil kleinere Naturschutzprojekte wurden gefördert. Heute konzentriert sich das Engagement der ZGF auf 31 große Programme und Projekte in 18 Ländern, die die Gesellschaft 2021 mit insgesamt 24,8 Millionen Euro fördern konnte. Für Schenck sind Nationalparks der beste Weg, das sogenannte "30x30-Ziel" zu erreichen. Das Ziel hat die UN herausgegeben, um bis zum Jahr 2030 rund 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen.

Preisträger Schenck: "Wir haben die Möglichkeiten, etwas zu bewegen"

"Die Welt brennt an allen Ecken und die Zeitfenster, noch etwas zu retten, werden immer kleiner", erläutert Christof Schenck, warum er die ZGF in den letzten Jahren auf einen klaren Wachstumskurs geführt hat. "Wir als ZGF haben die finanziellen und personellen Möglichkeiten, etwas zu bewegen, also müssen wir das auch tun. Und zwar jetzt", sagt der heute 60-jährige Biologe, der im Schwarzwald aufgewachsen ist.

Klaus Becker, Präsident der Gesellschaft sagt: "Christof Schenck darf sich getrost als einer der geistigen Väter des Legacy Landscapes Funds sehen." Der Legacy Landscapes Funds ist "eine vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufene Stiftung, die seit 2021 ein neuartiges Finanzierungsinstrument für Schutzgebiete im Tropengürtel bietet", erklärt Becker. Und die DBU würdigt Schenck: Er wolle die "Hot-Spots der Artenvielfalt langfristig vor dem Zugriff wirtschaftlicher Interessen bewahren und gleichzeitig die nachhaltige Entwicklung und finanzielle Absicherung der Bevölkerung vor Ort gewährleisten."

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