Eine Kombination aus verschiedenen Impfstoffen kann die Wirkung verstärken.
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Eine Kombination aus verschiedenen Impfstoffen kann die Wirkung verstärken.

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Astrazeneca: Zweitimpfung mit anderem Impfstoff?

Der Impfstoff von Astrazeneca steht im Verdacht, in sehr seltenen Fällen der Auslöser von Hirnvenenthrombosen zu sein. Als Vorsichtsmaßnahme wäre nun denkbar, den Menschen, die jetzt eine zweite Dosis brauchen, ein anderes Vakzin zu spritzen.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Grundsätzlich ist es kein Nachteil, Impfstoffe zu kombinieren. Das kann sich sogar positiv auswirken, weil dadurch ein breitere Immunantwort des Körpers provoziert wird.

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Bedingung: Die beiden Impfstoffe müssen in ihrer Kombination geprüft sein. An der Universität Oxford testen Forschende seit Februar 2021 bei 800 Probanden, wie sich eine Erstimpfung mit Biontech/Pfizer mit einer Zweitimpfung von Astrazeneca verträgt. Ergebnisse werden allerdings erst im Juni 2021 erwartet.

"Wir schauen, ob die Impfstoff-Kombination gleich gut wirkt. Aber wir wollen auch erfahren, ob sie vielleicht sogar besser ist." Matthew Snape, Leiter der Kombistudie an der Universität Oxford

Auch bei anderen Krankheiten werden Impfstoffe kombiniert

Experten führen beispielsweise die Hepatitis-B-Impfung an. Bei manchen Menschen sorgt sie für eine geringe Immunantwort. Wird die Impfung aber mit einem weiteren Vakzin kombiniert, entwickeln sie einen guten Schutz.

Gleiches gilt beim Ebola-Virus: Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat 2020 ein neues Impfschema gegen Ebola zugelassen. Dabei werden Impfstoffe der Firmen Janssen und Bavarian Nordic jeweils im Abstand von acht Wochen verabreicht. Die Verknüpfung der beiden Impfstoffe soll eine robuste und langanhaltende Immunität erzeugen.

"Kombinationen von verschiedenen Impfstoffplattformen werden oft in klinischen Studien eingesetzt, um bessere Immunantworten zu bekommen. Da gibt es viele Beispiele bei Influenza, HIV oder auch Ebola. Natürlich wäre es gut, wenn man für die Kombination Astrazeneca gefolgt von RNA-Impfstoffen Daten hätte. Ohne Daten kann man natürlich nicht einfach anfangen, das so in der Bevölkerung einzusetzen." Florian Krammer, Mikrobiologe und Professor für Impfstoffkunde an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York

Impfabstand verschafft Zeit bei Astrazeneca

Bei der Impfung mit Astrazeneca wird ein Abstand von zwölf Wochen zwischen erster und zweiter Impfung empfohlen. Es bleibt also bei vielen Geimpften noch Zeit, darüber nachzudenken, wie es weitergeht.

"Vor dem Hintergrund, dass der Impfabstand zwischen den beiden Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca zwölf Wochen betragen soll und auch ein Überschreiten des Impfabstands nicht dazu führt, dass die Impfung nicht mehr wirkt, sollten in Ruhe die Ergebnisse der aktuellen Überprüfung abgewartet werden." Homepage des Paul-Ehrlich-Instituts

Neue Impfstoffe könnten eine Alternative sein

Derzeit bieten sich die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna als mögliche Zweitimpfstoffe an. Auch das Vakzin von Johnson & Johnson kann seit 11. März 2021 auch in der Europäischen Union genutzt werden. Derzeit prüft die EMA die Zulassung des russischen Impfstoffs Sputnik V für die EU-Staaten. Das Präparat ist nach russischen Angaben bereits in 50 Ländern genehmigt und führt - laut einer Studie im Fachblatt Lancet vom 2. Februar 2021- zu einem sehr guten Schutz.

"Zu den Kombinationen mit neuen Impfstoffen gibt es noch keine Studien, die sollte man aber schnell auf den Weg bringen, dafür braucht man nicht viele Probanden, um sich den Wechsel des Impfstoffs anzuschauen. Das nennt man einen heterologen Prime boost, bei dem man unterschiedliche Impfstoffe bei der Initiierung der Immunantwort und nachher bei der Verstärkung der Immunantwort gibt. Das sind wirksame Impfschemata, die häufig angewandt werden." Ulrike Protzer, Virologin an der Technischen Universität München

Werden Impfstoffe kombiniert, könnte sich auch bei den Nebenwirkungen eine Verbesserung ergeben. Denn manchmal kommt es erst beim zweiten Impfen zu stärkeren Reaktionen. Diese ließen sich vermeiden, würde jedes Vakzin nur einmal verimpft.

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