Eine Windfahne zeigt viel Wind.
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Die Windgeschwindigkeit hat in den letzten Jahren zugenommen.

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Mehr Wind für die Windkraft

Es weht mehr Wind, zumindest in den mittleren Breiten der Nordhalbkugel. Damit könnte man mehr Energie mit Windkraft gewinnen. Doch der Effekt würde nicht lange anhalten.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

In den vergangenen Jahren hat sich weltweit die durchschnittliche Windgeschwindigkeit an Land um rund sieben Prozent erhöht. Von 3,13 Meter pro Sekunde im Jahr 2010 ist die Windgeschwindigkeit auf 3,30 Meter pro Sekunde im Jahr 2017 gestiegen. Zhenzhong Zeng und seine Kollegen von der Princeton University in New Jersey, USA, haben Daten von 1.400 Wetterstationen auf den mittleren Breitengraden der Nordhalbkugel analysiert. Darunter waren Standorte in Europa, Nordamerika und Asien. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie im November im Fachmagazin "Nature Climate Change".

Daten wiederlegen die Windflaute

Die Zunahme der Windgeschwindigkeit ist überraschend, denn bisherige Theorien stellten eine Windflaute fest. Sie begründeten eine sogenannte "Windstille" mit der Veränderung von Vegetationen und der Zunahme städtischen Lebens durch Urbanisierung. Gerade Windkraftanlagen würden den Wind sogar global verlangsamen. Doch die neuen Daten widerlegen diese Vermutungen. Die Forscher sehen die Zunahme der Windgeschwindigkeit allerdings in den Wechselwirkungen zwischen den Ozeanen und der Atmosphäre begründet.

Warum wurde der Wind stärker?

Die Stärke und die Temperatur von Strömungen in den Ozeanen verändern sich im Laufe von Jahrzehnten. Sie beeinflussen auch die Lufttemperaturen an der Meeresoberfläche und damit die Luftdruckunterschiede, die den Wind verursachen. Die Forscher konnten nachweisen, dass die Druckverhältnisse zwischen dem Azorenhoch und dem Islandtief dazu beitrugen, dass sich die Windgeschwindigkeit erhöht hat. Doch diese Wechselwirkungen zwischen Ozean und Atmosphäre werden sich vermutlich nach zehn Jahren wieder umkehren, betonen Zeng und seine Kollegen.

Windkraft besser planen

Für Windkraftanlagen bringt mehr Wind auch mehr Energie. Doch eine Investition muss gut kalkuliert werden, denn Windräder sind meist zwölf bis fünfzehn Jahre im Einsatz. Das wäre dann länger als der berechnete Trend von zehn Jahren. Eine Auswertung der Daten von 2010 bis 2017 zeigt, dass sich die verwertbare Windenergie um 17 Prozent steigern lässt. Für eine Windkraftanlage im Nordosten der USA errechneten die Forscher sogar eine Zunahme um 25 Prozent für den Zeitraum 2014 bis 2017 gegenüber dem Zeitraum 2009 bis 2013. Ein Megawatt Windkraft kann verglichen mit anderen Energiequellen den Kohlenstoffdioxidausstoß um 1.300 Tonnen vermindern und zudem rund 2.000 Liter Wasser sparen. Die Windenergie trägt dadurch zu einem besseren Klimaschutz bei.