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Windenergie Die Kraft des Windes nutzen

Der Wind weht, wie er will. Trotzdem ist er inzwischen eine der wichtigsten Stromquellen in Deutschland. Einige Jahre herrschte Flaute beim Bau neuer Windkraftanlagen. Das soll sich ändern.

Stand: 02.12.2022

Mit einem Rotor und einem Generator lässt sich die Strömungsenergie des Windes relativ einfach in elektrischen Strom verwandeln. Windenergie spielt deshalb eine Schlüsselrolle bei der Energiewende in Deutschland. Der Anteil der Windenergie an der gesamten deutschen Stromproduktion lag im Jahr 2021 bei über 25 Prozent.

Windkraft in Deutschland

Windkraftanlagen liefern mittlerweile rund die Hälfte des in Deutschland produzierten Stroms aus erneuerbaren Quellen. Laut des Bundesverbands WindEnergie (BWE) gab es im Jahr 2021 in Deutschland mehr als 28.000 Windenenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 56 Gigawatt. Die Branchenverbände BWE und Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gehen von gut 100.000 Beschäftigten im Jahr 2020 in der Windbranche aus.

Die Windstrom-Branche und das EEG

Windrad Rotorblätter Nahaufnahme | Bild: colourbox.com zum Video mit Informationen Gegen den Wind Windkraft in der Diskussion

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Lange wurden Jahr für Jahr mehr Windenergieanlagen in Deutschland gebaut. Doch ab 2018 geriet der Neubau ins Stocken. Die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hatte sich geändert. Abstandsregeln wie die sogenannte 10-H-Regel in Bayern schränkten den Bau neuer Windkraftanlagen zusätzlich ein. Lange Genehmigungsverfahren und Klagen von Natur- und Artenschützern verzögern Bauvorhaben.

Künftig sollen die Bundesländer deutlich mehr Flächen für die Windkraft bereitstellen. Im Jahr 2026 sollen insgesamt 1,4 Prozent der Fläche von Deutschland für die Windkraft ausgewiesen sein. Ziel sind zwei Prozent im Jahr 2032. Bundesländer, in denen der Wind stärker weht, müssen einen etwas höheren Anteil erreichen als windärmere Bundesländer.

Offshore-Windparks in der Nordsee

An Land (onshore) dürfen Windkraftanlagen nur auf dafür genehmigten Flächen stehen. Diese sind begrenzt und nicht immer weht der Wind dort auch stark und konstant. Auf dem Meer (offshore) ist dagegen viel Platz und der Wind weht dort gleichmäßiger. Deshalb errichten Energieerzeuger dort sogenannte Offshore-Windparks. Der erste deutsche Offshore-Park Alpha Ventus ging im Jahr 2010 mit zwölf Windkraftanlagen und rund 60 Megawatt Nennleistung vor der Nordseeinsel Borkum in Betrieb. Mitte 2022 betrug laut BWE die Leistung der 1.501 Windkraftanlagen in deutschen Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee 7,8 Gigawatt.

Auf dem Festland wird Wind ausgebremst

Windkraftanlagen auf See erreichen rund zwanzig Prozent mehr Leistungsausbeute als vergleichbare Anlagen an Land. Der Wind kann dort so gut wie ungestört über die Wasseroberfläche wehen. An Land bremsen und verwirbeln dagegen Hügel, Bäume und Gebäude den Wind. Windparks im Meer haben aber auch Nachtteile. Der Bau der Windkraftanlagen ist aufwendig und kostspielig, ebenso die Verlegung von Unterseekabeln, die den Strom an Land leiten.

Windräder stören Auge und Ohr

Windkraftanlagen erzeugen umweltfreundlich Strom, stoßen aber auch auf heftige Kritik. Gegner beklagen eine Verschandelung der Landschaft. Anwohner fürchten einen Wertverlust ihrer Immobilien und störende Betriebsgeräusche der Rotoren. Angeblich sollen diese sogar krankmachen, was sich bisher aber nicht belegen ließ.

Gefährlich für Tiere

Auch manche Tier- und Artenschützer wenden sich gegen Windkraftanlagen. Sie betrachten sie als tödliche Gefahr für Vögel, Fledermäuse und Insekten. Insbesondere Greifvogel wie der Rotmilan werden von den Rotorblättern erschlagen. Als Ausgleich zwischen Artenschutz und Umweltschutz fordert daher beispielsweise der Bund Naturschutz eine Reihe von Kriterien bei der Standortwahl von Windkraftanlagen. Dazu zählen ausreichend Abstand zu Brutstätten gefährdeter Arten, Korridore für Zugvögel und Tabuzonen wie Nationalparke und Naturschutzgebiete.

Saubere Energiequelle

Trotz dieser Nachteile für Mensch und Tier bleibt der Wind eine der effektivsten Quellen um elektrischen Strom zu erzeugen, ohne Treibhausgase auszustoßen. Selbst wenn es gelingen sollte, den Stromverbrauch in Deutschland deutlich zu reduzieren, wird es daher auch in Zukunft notwendig sein, einen Ausgleich zwischen den Interessen der Betreiber der Windkraftanlagen und ihrer Gegner zu finden.


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