Die Silhouette eines Regners, mit dem ein Landwirt einen Acker waessert, zeichnet sich vor der untergehenden Sonne ab; die Grundlage für präzise Temperaturprognosen sind fortschrittliche meteorologische Modelle, die auf umfangreichen Datenquellen basieren.
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In Zeiten zunehmender Hitze und extremer Wetterphänomene gewinnen genaue Temperaturprognosen für Bayern immer mehr an Bedeutung.

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Hitzewellen: Wie kommen in Bayern Temperaturprognosen zustande?

Mit steigenden Temperaturen und extremeren Wetterereignissen gewinnen präzise Temperaturprognosen immer mehr an Bedeutung. Doch wie kommen diese Vorhersagen in Bayern überhaupt zustande?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Extrem hohe Temperaturen von fast 40 Grad, wie sie am vergangenen Samstag in Mittelfranken gemessen wurden, bereiten vielen Menschen Probleme. Genaue Prognosen und Messungen sind besonders in solchen Hitzeperioden von großer Bedeutung. Sie helfen, die Bevölkerung rechtzeitig zu warnen und angemessene Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Bis 2050 wird die Zahl solcher Hitzetage in Bayern steigen, je nach Landkreis unterschiedlich stark, wie eine Datenauswertung des BR zeigt. Umso wichtiger ist es zu verstehen, wie Messungen und Vorhersagen in Bayern zustandekommen und was sie bedeuten.

So werden Temperaturen in Bayern gemessen

In Bayern werden Lufttemperaturen an verschiedenen Stationen, über das gesamte Landesgebiet verteilt, gemessen. Laut Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst wird die Temperatur elektronisch mit einem Widerstandsthermometer in einer aktiv belüfteten Hütte in zwei Metern Höhe erfasst. Die Messwerte liegen minütlich vor und werden zu Zehn-Minuten-Werten, Stunden- und Tageswerten aggregiert. Früher wurden die Messungen in sogenannten Englischen Wetterhütten durchgeführt, in denen mehrere Thermometer installiert waren. Vor der Automatisierung erhob man die Temperaturwerte in der Regel dreimal täglich, woraus dann die Tageswerte ermittelt wurden.

Um internationale Vergleichbarkeit zu gewährleisten, macht die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) Vorgaben und Empfehlungen, welche Bedingungen für die Aufstellung der Messstationen erfüllt sein müssen. Allgemein eignen sich freie Plätze auf natürlichem Untergrund mit ausreichend Abstand zu Gebäuden und Bewuchs am besten. Bayern zeichnet sich durch eine vielfältige Topographie und klimatische Unterschiede aus. "Im flachen Norden Deutschlands stehen weniger Stationen als im durch strukturiertes Gelände geprägten Süden", so Lothar Bock. "Unsere Stationen werden regelmäßig gewartet, die Sensoren kalibriert. In Bayern übernehmen das die Kolleginnen und Kollegen aus Oberschleißheim."

Vergleichbarkeit der Klimadaten wichtig

Die automatisch erfassten Daten wiederum werden regelmäßig in die DWD-Zentrale in Offenbach übertragen und dort einer Qualitätsprüfung unterzogen. Nationale Wetterdienste tauschen die Daten aus. Sie nutzen sie dann, um weltweite Temperaturprognosen zu erstellen. Dabei tragen Satelliten und Wetterradare dazu bei, Lücken in den Messdaten zu schließen und zusätzliche Informationen über die Temperatur der Atmosphäre sowie der Land- und Wasseroberflächen zu ermitteln.

Eine der größten Herausforderungen für Temperaturprognosen besteht darin, dass die Richtlinien für die Messung über einen längeren Zeitraum zuverlässig eingehalten werden müssen. Denn damit zum Beispiel neue Hitzerekordwerte auch als solche anerkannt werden können, müssen vergleichbare Daten aus der Vergangenheit an einem bestimmten Standort vorliegen: "Gerade für klimatologische Zwecke sind besonders solche Reihen wertvoll, die lange Zeit an einem Ort durchgeführt wurden und werden", sagt der Experte vom DWD.

Genauigkeit der Prognosen: Temperatur stimmt zu 95 Prozent

Aber wie steht es um die Treffsicherheit der Prognosen? Der Wettertrend für eine Woche stimme noch zu etwa 70 Prozent, darüber hinaus nehme die Prognosegüte merklich ab, sagt Bock: "Anders als beim Niederschlag zeigen die Temperaturprognosen aber eine hohe Treffsicherheit auch über mehrere Tage. Die Temperaturprognose für morgen ist mittlerweile zu 95 Prozent sicher, in den 1990er-Jahren lag die Trefferquote bei nur 80 Prozent." Ungenauigkeiten können hier aber unter anderem durch das Auftreten von Saharastaub oder einer unerwartet hohen Luftfeuchtigkeit auftreten.

Der größte Unsicherheitsfaktor bei den Klimaprojektionen liegt im menschlichen Verhalten. Je nachdem, ob weiterhin wie bisher gehandelt oder intensiver Klimaschutz betrieben wird, variieren die Spannweiten der Temperaturprojektionen für Bayern erheblich. Angesichts des direkten Einflusses des Klimawandels auf das Wettergeschehen stehen Forschende vor neuen Herausforderungen bei der Erstellung von Temperaturprognosen. Eine kontinuierliche Anpassung der Modelle ist erforderlich, um auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Temperatur in Bayern präziser vorherzusagen.

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