Keilschrift-Tafel mit unbekannter Sprache entdeckt
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Ausgrabungsfeld, Hattuscha, antike Hauptstadt der Hethiter, Türkei,

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Historischer Fund: Keilschrift-Tafel mit unbekannter Sprache

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts finden im Hochland von Anatolien in der Türkei Ausgrabungen statt. Dabei spielt Hattuscha, Hauptstadt des Hethiter-Reiches und Weltkulturerbe, eine wichtige Rolle. Nun ist man dort auf einen besonderen Fund gestoßen.

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Es war nicht die erste Keilschrift-Tafel aus Hattuscha, die Archäologinnen und Archäologen im Sommer entdeckt haben - aber eine besondere. Die kleine Tontafel beginnt zunächst gut verständlich, gibt aber dann Rätsel auf.

Die Einleitung ist in der Sprache verfasst, die vor 3.500 Jahren in Hattuscha gesprochen wurde - in der Hauptstadt des großen und bedeutenden Reichs der Hethiter. Es geht um die Opfergaben wie Fleisch und Brot, mit denen die Hethiter ihre Gottheit gnädig stimmen wollten.

Forschende: Unbekannte Sprache gibt Rätsel auf

Doch nach der Einleitung folgt ein Text, den bisher niemand versteht. Es ist nicht einmal klar, ob er etwas mit Luwisch zu tun hat, also mit der Sprache, die damals am weitesten in der Region verbreitet war.

"Der Text scheint Merkmale des Luwischen zu enthalten, aber enthält dann auch wieder Merkmale, die nicht zum Luwischen passen", erklärt Elisabeth Rieken von der Philipps-Universität Marburg und nennt Beispiele: "Die Bewahrung des Vokals 'e', der eigentlich zu 'a' hätte werden müssen, auch ein auslautendes 't' sollte im Luwischen nicht vorkommen, weil Verschlusslaute normalerweise verloren gegangen sind."

Archäologen-Herausforderung: Entschlüsselung eines Sprachmix

Die luwischen Dialekte gehören - wie das Deutsche und die anatolischen Sprachen - zum indogermanischen Sprachraum, der von Indien bis nach Island reicht. Interessant an dem Fund sei, dass Experten so wenig verstehen, obwohl gesichert ist, dass es eine indogermanische und eine anatolische Sprache ist. "Und diese Rätselhaftigkeit, die reizt natürlich", so Elisabeth Rieken, die Professorin für Vergleichende Sprachwissenschaft ist.

Die Forschenden werden jetzt jedes Wort und jede Silbe im Detail analysieren und in Beziehung setzen, um auszuknobeln, was uns die Hethiter sagen wollten. "Umso schöner wird es erst dann sein, wenn wir tatsächlich in der Lage sein werden, den Text doch einigermaßen zu verstehen", sagt Sprachwissenschaftlerin Rieken.

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