Kleine Spielzeugbäuerinnen-Figur mit Schubkarren steht auf dem Acker. Hinter ihr sieht man  den unteren Teil von lebensgroßen Gummistiefeln
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Größenunterschiede in der Landwirtschaft

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Großer Bauer, kleiner Bauer: Wer bekommt wie viel Subventionen?

Je mehr Fläche, desto mehr Förderung: So kann man ganz grob das System der Agrarsubventionen zusammenfassen. Wer mehr für die Umwelt oder das Tierwohl leistet, bekommt jedoch zusätzlich Geld. Auch für kleine Bauern gibt es einen Bonus.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Landwirtschaftliche Betriebe bekommen Geld aus unterschiedlichen Töpfen. Der größte Topf sind die Gelder aus der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Dazu kommen weitere Subventionen vom Bund und den Ländern, wie zum Beispiel in Bayern aus dem Kulturlandschaftsprogramm (KULAP).

Im Detail setzen sich die Förderungen aus mehreren Bausteinen zusammen, das System ist dabei fast so komplex wie die Landwirtschaft selbst. Ein Beispiel: Ist der Betriebsleiter noch keine 40 Jahre alt, gibt es etwas mehr Förderung pro Hektar. Betriebe unter 60 Hektar bekommen zum Beispiel auch eine Zulage. Unterm Strich gilt: Die großen Bauern kriegen mehr, die kleinen weniger.

Zahlen aus bayerischen Durchschnittswerten

Wie das in der Praxis aussieht, haben wir anhand von Zahlen aus bayerischen Betrieben aufgeschlüsselt. Die Zahlen stammen aus dem Wirtschaftsjahr 2021/2022. Die beispielhaft genannten Betriebe gibt es nicht wirklich, es sind Mittelwerte aus den Buchführungsauswertungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in München. Dennoch ist jeder Hof anders, auch Betriebe in der gleichen Größe oder mit der gleichen Kuhzahl haben oft ganz unterschiedliche Gewinne.

1. Beispiel: 32.000 Euro Subventionen für einen durchschnittlichen Milchviehbetrieb in Bayern

Der durchschnittliche konventionelle Milchviehbetrieb hat 63 Kühe und 66 Hektar. Er wird von 1,9 Vollzeit-Arbeitskräften bewirtschaftet. Und hat insgesamt 32.000 Euro vom Staat bekommen. Das macht einen Anteil von 44 Prozent vom Unternehmensgewinn – wie erwähnt laut den Buchführungsergebnissen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising.

2. Beispiel: 56.000 Euro für einen großen Milchbauern in Bayern

Ein für bayerische Verhältnisse großer konventioneller Milchviehbetrieb mit 123 Kühen, 113 Hektar und 2,8 Vollzeit-Arbeitskräften hat Subventionen in Höhe von 57.000 Euro bekommen. Das sind rund 39 Prozent seines Unternehmensgewinns. Dabei sind alle staatlichen Förderungen inklusive der Agrardiesel-Beihilfe mitberücksichtigt – die Zuschüsse in die landwirtschaftliche Sozialversicherung sind nicht eingerechnet.

3. Beispiel: 40.000 Euro für den Bio-Milchviehbetrieb

51 Hektar, 43 Milchkühe und 1,8 Vollzeitarbeitskräfte: Der durchschnittliche bayerische Biobauernhof mit Milcherzeugung bekommt an die 40.000 Euro Subventionen. Damit machen die staatlichen Gelder zwei Drittel des Unternehmensgewinns aus. Den Zahlen der Buchführungsauswertung zufolge bekommen die Bio-Milchviehalter viermal so viel Prämien für Umweltleistungen und weniger Agrardiesel-Beihilfe als ein durchschnittlicher konventioneller Milchviehbetrieb.

4. Beispiel: Fast 70.000 Euro für den Ackerbaubetrieb

Letztes Beispiel: Ein Bauernhof ohne Tierhaltung, mit 176 Hektar Ackerbau und zwei Vollzeit-Arbeitskräften bekommt 69.000 Euro staatliche Förderung – das sind 80 Prozent seines Gewinns. Da sieht man besonders deutlich: Die Förderung richtet sich vor allem nach der Flächenausstattung des Betriebs.

Unternehmenserträge und Gewinn

💬 BR24-User "Wosamma" hat in den Kommentaren den Unterschied zwischen Gewinn und Erlös angesprochen. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:

Die Subventionen sind Bestandteil der landwirtschaftlichen Unternehmenserträge, also des Umsatzes - wie zum Beispiel das Milchgeld oder die Einnahmen aus dem Zuckerrüben-Verkauf. Zieht man von den Erträgen die Kosten ab, kommt man auf den Gewinn.

Der Gewinn des Betriebes sind die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft. Dafür muss der Landwirt Einkommensteuer zahlen. Was danach noch übrig ist, bleibt ihm für seine privaten Entnahmen, die Abgaben für die Sozialversicherung, die Zahlungen für den Altenteiler (die sind individuell im Übergabevertrag vereinbart) und für neue Investitionen. Einnahmen aus PV-Anlagen zählen übrigens nicht zu den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft, genauso wenig wie Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung zum Beispiel. 💬

Erdbeerbauern und Schweinehalter bekommen eher wenig

Besonders wenig Subventionen springen für Betriebe mit wenig Fläche und arbeitsintensiven Kulturen heraus: Kleinstrukturierte Familienbetriebe mit Obst- und Gemüseanbau kriegen verhältnismäßig wenig – vor allem im Verhältnis zu den im Betrieb vorhandenen Arbeitsplätzen.

Schweinezüchter und Geflügelhalter bekommen ebenfalls eher kleinere Stücke vom Subventionskuchen ab – aus dem gleichen Grund: Sie bewirtschaften in der Regel weniger Fläche als Milchvieh- oder gar Ackerbaubetriebe.

Wer Subventionen will, muss Auflagen erfüllen

Alle Landwirte, die Flächenprämien beantragen, müssen eine Reihe von Umwelt- und Tierhaltungsstandards einhalten. Sie dürfen zum Beispiel nicht nur Mais anbauen, müssen Pufferstreifen zum Gewässer einhalten und dürfen Landschaftselemente wie Hecken nicht einfach roden oder Wiesen in Äcker verwandeln. Sie sind darüber hinaus verpflichtet, ihre Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen mit Ohrmarken zu kennzeichnen und unter anderem zu dokumentieren, welche chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und welche Tierarzneimittel sie einsetzen.

Bevorzugt die Agrarpolitik die großen oder die kleinen Betriebe?

In den Beispielen geht es nur um bayerische Familienbetriebe, nicht um die Betriebe von juristischen Personen, also größeren Konzernen. Von daher sind auch die Größenunterschiede relativ gering. Die Zulage für die Betriebe, die weniger als 60 Hektar haben, gleicht die Nachteile der kleinen zum Teil aus. Denn grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass kleinere Betriebe nicht so effizient wirtschaften können und gleichzeitig haben sie "sicher mehr zu kämpfen mit den bürokratischen Auflagen", so Gerhard Dorfner, Betriebswirtschaftler an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in München. "Je komplizierter das System wird, umso mehr tut's dem Kleinen weh."

Seit 2023 neue Regelungen

Die Fördersummen und auch das System der EU-Direktzahlungen haben sich mit dem Jahr 2023 geändert. Sie sind komplizierter geworden. Doch "von der Größenordnung tut sich da jetzt nicht viel", so die Einschätzung von Dorfner. "Und die Zahlungen für 2023 schlagen sich auch erst in der Auswertung für 2023/24 nieder".

Das heißt, die Zahlen aus dem Wirtschaftsjahr 2021/2022 sind immer noch aussagekräftig. Sieht man einmal davon ab, dass in der Landwirtschaft das Wetter und die Märkte stark schwanken und Betriebswirtschaftler immer betonen: "Ein Jahr ist kein Jahr."

Im Video: Welche Zukunft hat die deutsche Landwirtschaft?

Ein Traktor ist mi der Aufschrift "Zuviel ist zuviel" versehen, im Hintergrund ein düsterer Himmel und ein brachliegendes Feld.
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Die Landwirtschaft steht vor einem Strukturwandel: Welche Zukunft erwartet sie in Deutschland?

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