Eine Frau beim Reinigen einer Arbeitsfläche.
Bildrechte: picture alliance /dpa Themendienst/Foto: Franziska Gabbert

Frühjahrsputz ist wichtig und hat in der Corona-Pandemie eine besondere Bedeutung.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Frühjahrsputz in Zeiten der Corona-Krise

Gerade vor Ostern wird traditionell viel geputzt. In Zeiten des Coronavirus, in denen wir alle zu Hause bleiben sollen, putzen viele sicher mehr als sonst. Warum Putzen jetzt eine besondere Bedeutung hat und worauf Sie dabei achten sollten.

In Zeiten der Corona-Pandemie ist für viele Putzen zu einem ungewohnt wichtigen Thema geworden - schließlich sollen wir ja zur Zeit überwiegend zu Hause bleiben, damit sich das Coronavirus nicht zu sehr ausbreitet. Und was kann man zu Hause tun? Putzen ist zumindest eine Sache. Außerdem nehmen wir während des Hausarrests unsere vier Wände anders wahr: Vieles, was uns im früheren Alltag, vor Corona, gar nicht aufgefallen ist, stört uns jetzt. Zum Beispiel die Unordnung und der Dreck in unserer Wohnung.

Für Experten, die sich mit dem Sinn und Unsinn des Putzens beschäftigen, bedeuten die derzeitigen Ausgangsbeschränkungen aber nicht nur Stress. Sie könnten auch eine Chance sein, unser Putzverhalten neu zu erlernen, sagt Anni Rennock, beim Bundesverband der Katholischen Frauengemeinschaft Sprecherin im Ständigen Ausschuss für Hauswirtschaft und Verbraucherthemen. Denn an sich ist das Sauberhalten der eigenen Wohnung nicht nur in Corona-Zeiten wichtig. Aber gerade jetzt hat es eine besondere Bedeutung.

Warum der Frühjahrsputz generell wichtig ist

"Ein sauberes Heim ist immer wichtig, für Allergiker und abwehrgeschwächte Personen sowieso, aber auch für Gesunde", sagt Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau. An den Staub können sich seinen Angaben zufolge Giftstoffe und Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien heften.

Putzen in der Corona-Krise: Was sinnvoll ist, was nicht

Wegen der Corona-Pandemie sei es zurzeit besonders wichtig, Türgriffe und häufig angefasste Oberflächen regelmäßig abzuwischen und täglich zu lüften.

"Es ist ein Irrglaube zu meinen, dass man beim Lüften etwa Viren von außen in die Wohnung trüge, im Gegenteil, das Lüften hilft, eventuell beim Niesen freigewordene Viren gleich nach draußen abzutransportieren, bevor sich andere im Haushalt anstecken." Heinz-Jörn Moriske, Umwelthygieniker beim Umweltbundesamt

Allerdings warnt Moriske davor, aufgrund der Corona-Krise in eine Art Putzwahn zu verfallen:

"Die ganze Wohnung regelmäßig und flächendeckend mit Desinfektionsmitteln zu reinigen, ist auch bei der aktuellen Corona-Diskussion nicht erforderlich, ja sogar schädlich für Mensch und Umwelt." Heinz-Jörn Moriske, Umwelthygieniker beim Umweltbundesamt

Mit Struktur und Putzplan durch die Corona-Krise

Anni Rennock vom Bundesverband der Katholischen Frauengemeinschaft sagt zur besonderen Bedeutung der Haushaltsführung in Corona-Zeiten: "Die Familie rückt dadurch näher zusammen und kann auch Freude an der gemeinsamen Hausarbeit erleben." Entscheidend für den Erfolg des familiären Haushaltens in der Krise sei aber ein strukturierter Alltag. "Man sollte sich jeden Tag etwas Spezielles vornehmen, das man im Haushalt erledigen möchte. Das gibt dann später ein gutes Gefühl, wenn man sieht, was man geschafft hat", rät sie.

Für ein gutes Gefühl will auch Katharina Zaugg sorgen. Sie hat in der Schweiz eine eigene Putzschule gegründet. Mit Vorträgen und Seminaren zu ihrer "Theorie und Praxis der achtsamen Raumpflege" ist sie im gesamten deutschen Sprachraum unterwegs. Angesichts der Corona-Krise empfiehlt sie Hausgemeinschaften, einen Putzplan mit regelmäßiger Rotation der Aufgaben zu erstellen, der auch nach der Aufhebung der momentanen Ausgangsbeschränkungen fortgeführt werden könne. Für Zaugg ist die Corona-Krise aber auch ein guter Zeitpunkt, um den gesamten Haushalt zu überprüfen - und zu reduzieren. "Gerade ältere Menschen sollten sich die Dinge in ihren Regalen anschauen und mal überlegen, ob sie das noch für ihr Leben brauchen."

Der Frühjahrsputz - woher kommt er?

Das große Reinemachen nach dem Winter hat nach Angaben von Linda Thomas in vielen Kulturen eine lange Tradition. Thomas hat mehrere Bücher über das Putzen geschrieben. Bei den Juden und den Christen sei der Frühjahrsputz vor dem Osterfest ein Symbol des Neuanfangs, sagt die Autorin. "Die Chinesen pflegen aber auch seit Jahrtausenden ihre Häuser im Frühling gründlich zu putzen, um es von den Dämonen, die im Staub leben, zu befreien." Auch heute verspürten noch viele in den ersten sonnigen Tagen den Impuls, sich von Spinnweben, Staub und Schmutz zu befreien, resümiert Thomas.

Statistik: Geputzt wird selbst - und meist von Frauen

In deutschen Haushalten wird meist selbst geputzt. Nur wenige engagieren für die Hausarbeit eine Haushaltshilfe. Das belegt auch eine Studie aus dem Herbst 2019, die das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln im Auftrag der Minijob-Zentrale durchgeführt hat: Laut der dortigen Untersuchung verbringt die Generation X, also die der zwischen 1965 und 1980 Geborenen, täglich 11,5 Stunden mit Arbeit, Haushalt und Kindern. Obwohl sie dadurch kaum Freizeit haben, beschäftigen der Untersuchung zufolge nur 7 Prozent eine Haushaltshilfe. Die Dunkelziffer in dem Bereich ist allerdings hoch.

Geputzt wird meist von Frauen - obwohl viele von ihnen ebenso arbeiten wie der Mann. Das ist auch die Erfahrung von Brigitte Weniger vom Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe in Bad Schmiedeberg in Sachsen-Anhalt "Da herrscht immer noch das traditionelle Rollenbild", sagt sie.