Rekonstruktion des Flugsauriers Balaenognathus maeuseri. Lange Beine, löffelförmiger Schnabel und mehr als 400 hakenförmige Zähne - eine ungewöhnliche neue Flugsaurierart haben Wissenschaftler in einem Steinbruch in Oberfranken entdeckt.
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Rekonstruktion des Flugsauriers Balaenognathus maeuseri, den Wissenschaftler in einem Steinbruch in Oberfranken entdeckt haben.

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Warum in Franken so viele Flugsaurierskelette gefunden werden

In Franken lagern zahlreiche fossile Schätze unter der Erde. So wurde zum Beispiel in einem Steinbruch bei Bamberg das Skelett eines Flugsauriers gefunden. Aber das ist noch lange nicht das einzige Fossil, das dort entdeckt wurde.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Hinter Glas auf einer Steinplatte, die nicht mal einen Quadratmeter groß ist, steht das Skelett eines versteinerten Flugsauriers. Doch diese Ansammlung von Knochen hat es in sich. Das Fossil, das schon vor mehr als zehn Jahren in einem Steinbruch in Wattendorf entdeckt wurde, ist rund 154 Millionen Jahre alt. Der Fund war für die Wissenschaftler eine Sensation, denn mit dem Flugsaurier, der den Namen "Balaenognathus maeuseri" bekommen hat, wurde eine neue Art entdeckt.  

Flugsaurierfund ein Highlight für den Präparator

Thomas Bechmann erinnert sich noch genau an den Fund in den Plattenkalken im Steinbruch in Wattendorf. Für den Präparator war es ein absolutes Highlight gewesen. Entdeckt worden sei das Fossil eher zufällig in einem Haufen Steinbrocken, den ein Radlader zur Seite geschoben hatte. Darin war nach Überresten von einem Schnabelfisch gesucht und eher zufällig der Flugsaurier entdeckt worden. Das Team rund um Thomas Bechmann habe den Haufen drei Tage lang durchstöbert, bis sie alle Teile zusammen hatten. Das Skelett sei komplett, freut sich Bechmann. 

Skelett einer bisher unbekannten Flugsaurierart im Bamberger Naturkundemuseum.
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Fossile Sensation im Bamberger Naturkundemuseum

Riesenschildkröte aus der Oberjurazeit

Der Flugsaurier ist aber nicht das einzige Fossil, das im Steinbruch in Wattendorf entdeckt wurde. Auch eine Riesenschildkröte war ein beeindruckender Fund der vergangenen Jahre. Die Schildkröte ist rund eineinhalb Meter groß und könnte ein Jungtier gewesen sein, so Museumsleiter Oliver Wings. Damit sei sie vielleicht sogar die größte Schildkröte aus der Oberjurazeit. 

Früher lag Wattendorf in den Tropen

Im Bamberger Naturkundemuseum sind zahlreiche Fossilien aus der Jurazeit ausgestellt. Vor Millionen von Jahren war das Wetter in der Region, in der heute Franken liegt, tropisch. Rund um Wattendorf gab es kleine Inseln. "Wie man das heute von den Bahamas oder Seychellen kennt. Lange weiße Sandstrände und Korallenriffe dazwischen", so der Museumsleiter. Diese Korallenschwammriffe haben einige Bereiche abgetrennt und darin hätten sich Plattenkalke bilden können, erklärt Oliver Wings.  

Funde auch im Altmühltal

Auch rund um Solnhofen und Eichstätt im Altmühltal haben sich Plattenkalke gebildet. Der Flugsaurier aus Wattendorf gehört zu einer Familie von Flugsauriern namens Ctenochasmatidae, die bereits aus den Plattenkalken des Altmühltals bekannt sind. Seit der Beschreibung des ersten Flugsauriers aus diesem Gebiet im 18. Jahrhundert wurden Überreste von hunderten dieser fliegenden Reptilien entdeckt, was Bayern zu einem der reichsten Pterosaurierfundgebiete der Welt macht. 

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Mit UV-Licht wird Skelett sichtbar

Thomas Bechmann ist im Labor momentan mit der Präparation des Fossils einer Bergechse beschäftigt. Mit UV-Licht können im Labor die Knochenteile besser sichtbar gemacht werden. Diese Tätigkeit fordere den Menschen sehr und man brauche viel Fingerspitzengefühl, so Bechmann. Zum Freilegen verwendet er einen kleinen Schaber, der gleichzeitig den Staub, der bei der Präparation entsteht, wegbläst. Dabei darf er nicht zu nah an das Fossil herankommen, denn die Erschütterung könnten den Knochen beschädigen. "Man legt das Stück sukzessive frei", erklärt der Präparator. Die Präparation eines handgroßen Stücks, wie zum Beispiel der Wirbelsäule der kleinen Bergechse, könne rund 120 Stunden in Anspruch nehmen. Bechmann wird in Zukunft wohl noch einiges zu tun haben, denn die Wissenschaftler sind sich sicher: Im Wattendorfer Steinbruch liegen noch zahlreiche Schätze aus der Jurazeit verborgen. 

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