Die Sonne scheint über Spitzbergen.
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Erstmals wurde auch in der Arktis ein Ozonloch festgestellt.

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Erstmals Ozonloch über dem Nordpol

Das Ozonloch, das jedes Jahr nach dem antarktischen Winter über dem Südpol entsteht, wird erfreulicherweise immer kleiner. Doch jetzt haben Forscher erstmals ein Ozonloch über der Arktis beobachtet.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Ozonschicht ist für uns Menschen lebenswichtig. Sie liegt in der sogenannten Stratosphäre in 15 bis 50 Kilometern Höhe und schützt uns vor der UV-Strahlung der Sonne. In den 70er-Jahren gab es erstmals Berichte, dass Substanzen wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) den Abbau von Ozon massiv beschleunigen. 1985 wurde das Ozonloch über der Antarktis entdeckt. Im Montrealer Protokoll wurde 1987 beschlossen, ozonschädliche Substanzen weltweit zu verbannen.

Was ist ein Ozonloch?

Die Dicke der Ozonschicht wird in der Einheit "Dobson" (DU) gemessen. In der Regel hat die Ozonschicht eine Dicke von 350 Dobson. Wenn die Schicht so dünn wird, dass dieser Normalwert um etwa ein Drittel unterschritten wird, also unter 220 Dobson sinkt, sprechen Forscher von einem Ozonloch.

Polarwirbel und Perlmuttwolken

Zwei Faktoren begünstigen jedes Jahr auf der Südhalbkugel, in der Antarktis, die Entstehung eines Ozonlochs. Zum einen herrscht dort im Winter extreme Kälte, die unter anderem dazu führt, dass sich polare stratosphärische Wolken bilden. Diese Wolken werden wegen ihres Aussehens auch Perlmuttwolken genannt. Sie sorgen, sobald das Frühjahr und damit die Sonne kommt, durch chemische Reaktionen in Verbindung mit FCKW für Ozonabbau. Zum anderen entstehen in der Polarnacht antarktische Polarwirbel, die die Antarktis von anderen Luftschichten isolieren und dafür sorgen, dass sich Schadstoffe anreichern.

Ozonloch über der Nordhalbkugel

Auch am Nordpol wird im Frühjahr vermehrt Ozon abgebaut. Die Luftmassen sind dort aber in der Regel weder so kalt noch so stabil wie am Südpol. Deshalb führen die klimatischen Bedingungen dort normalerweise nicht zu einem Ozonloch. In diesem Jahr gab es aber über der Arktis zwischen Anfang Februar und Mitte März besonders starke Polarwirbel. Laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) war das jahreszeittypische Tiefdruckgebiet in der Stratosphäre extrem stark, stabil und kalt, mit Temperaturen von etwa Minus 80 Grad Celsius in 20 Kilometer Höhe. So konnten Forscher des DLR und des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) erstmals ein länger anhaltendes Ozonloch über dem Nordpol feststellen. Markus Rex, Leiter der Abteilung Atmosphärenphysik am AWI erklärte, dass durchgehend seit zwei Wochen die Ozonschichtdicke unterschritten wurde, die ein Ozonloch definiere.

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Satellitendaten zeigen die Verteilung der Ozongesamtmenge über der Nordhalbkugel. Der blaue und vor allem violette Bereich zeigen das Ozonloch.

Ozonschicht erholt sich

Das Ozonloch am Nordpol zeigt, dass immer noch hohe Chlorkonzentrationen in der Atmosphäre vorhanden sind, verursacht durch erhöhten FCKW-Gehalt. In Kombination mit den entsprechenden meteorologischen Bedingungen können also weiterhin Ozonlöcher entstehen. Insgesamt erholt sich jedoch die Ozonschicht.

"Aus heutiger Sicht und bei strenger Einhaltung der bestehenden Schutzmaßnahmen können wir davon ausgehen, dass sich bis Mitte dieses Jahrhunderts die Ozonschicht wieder vollständig erholen wird, auch in den Polarregionen." Martin Dameris, DLR-Institut für Physik der Atmosphäre.

Auf der Südhalbkugel scheint sich das zu bestätigen: Das Ozonloch über der Antarktis war 2019 so klein wie seit rund 30 Jahren nicht mehr.

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