Ein Modell des ausgestorbenen Wollnashorns. Bisher dachte man, unsere Vorfahren hätten sie durch ausgiebige Jagd ausgerottet.
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Ein Modell des ausgestorbenen Wollnashorns. Bisher dachte man, unsere Vorfahren hätten sie durch ausgiebige Jagd ausgerottet.

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Das Wollnashorn: Doch nicht von unseren Vorfahren ausgerottet?

Bis vor etwa 12.000 Jahren stapfte das Wollnashorn durch die kalten Steppen unserer Breitengrade. Doch dann stapfte es nicht mehr. Bisher ging man davon aus, dass unsere Vorfahren daran schuld waren. Neue Gen-Analysen führen einen anderen Grund an.

Neben dem Wollhaarmammut war das bis zu dreieinhalb Meter lange Wollnashorn eine der prägendsten Säugetierarten der kaltzeitlichen Steppen Eurasiens. Es lebte zwischen Westeuropa und Ostasien während des Mittel- und Jungpleistozäns. Die frühesten Nachweise stammen aus dem Nordosten Chinas und sind etwa 500.000 Jahre alt. Vor etwa 12.000 Jahren verschwand das Wollnashorn von der Bildfläche - zusammen mit zahlreichen anderen größeren Tierarten. Bisher haben sich Wissenschaftler darüber gestritten, wie es dazu kam.

Höhlenbilder: Jagd war wichtig

Paläobiologen der Universität Stockholm und des Schwedischen Museums für Naturgeschichte haben am 13. August 2020 neue DNA-Auswertungen von den Überresten von 14 Wollnashörnern im Fachblatt “Current Biology” veröffentlicht. Bisher war man davon ausgegangen, dass unsere Vorfahren die Tiere so lange gejagt hätten bis sie ausstarben. Dass die Jagd auf die riesigen Pflanzenfresser wichtig war, weiß man von Bildern an Höhlenwänden und Zeichnungen in Steinen und Knochen. Über wenige Tiere dieser Größenordnung hat man so viele Kenntnisse. Das liegt daran, dass erstaunlich viele Knochen und komplette Skelette in gut erhaltenem Zustand gefunden wurden. Im Permafrostboden von Sibirien fand man beispielsweise konservierte Eismumien.

Wollnashorn: Breiter Genpool bei DNA-Analysen

Hätten Menschen die Wollnashörner lange bejagt und damit für ihr Aussterben gesorgt, würde man das am kleiner werdenden Genpool bemerken. Es hätte Inzucht zwischen den Tieren stattgefunden. Doch die DNA-Proben aus Haut, Haaren und Knochen lassen auf eine breite genetische Diversität schließen. Die Population ist damit bis kurz vor dem Aussterben stabil geblieben - auch, als die Menschen schon 10.000 Jahre in ihrer Nähe siedelten und sie jagten. Dadurch schließen die Forscher, dass die Jagd nicht für das Ableben verantwortlich sein kann.

Steigende Temperaturen bringen Wollnashorn zu Fall

Erst am Ende der Kaltzeit mit dem Beginn des Holozäns nahm die Population schlagartig ab. Und damit machen die Experten die steigenden Temperaturen und die damit einhergehenden Veränderungen des Lebensraums für das Aussterben der Wollnashörner verantwortlich. Die zotteligen Riesen konnten sich nicht an die klimatischen Bedingungen anpassen.

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