Elektronenmikroskopische Aufnahme mehrerer HIV-Erreger der Immunschwäche-Krankheit Aids. US-Forscher haben den Aids-Erreger aus dem Genom lebender Mäuse entfernt.
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Elektronenmikroskopische Aufnahme mehrerer HIV-Erreger der Immunschwäche-Krankheit Aids.

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Aids-Erreger aus dem Genom lebender Mäuse entfernt

Ein Heilmittel gegen die Immunschwäche Aids steht auf der Wunschliste vieler Forscher und Patienten. Nun ist es gelungen, das Virus aus dem Genom lebender Tiere zu entfernen. Der Weg zur möglichen Anwendung beim Menschen ist aber noch weit.

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Forscher der Lewis Katz School of Medicine der Temple University und des University of Nebraska Medical Center (UNMC) haben erstmals das für Aids verantwortliche HI-Virus aus dem Genom von lebenden Mäusen entfernt. Die Studie wurde am 2. Juli 2019 in der Fachjournal Nature Communications veröffentlicht. Nach Angaben der Forscher markiert sie einen entscheidenden Schritt in Richtung der Entwicklung eines möglichen Heilmittels für die HIV-Infektion beim Menschen.

Antivirale Medikamente halten Aids in Schach

Kamel Khalili und Howard Gendelman waren federführend an der Studie beteiligt. Die derzeitige HIV-Behandlung konzentriert sich auf die Anwendung der antiretroviralen Therapie (ART). ART unterdrückt die Vervielfältigung des HI-Virus, entfernt jedoch nicht das Virus vollständig aus dem Körper. Daher ist ART kein Heilmittel für Aids und erfordert eine lebenslange Anwendung. Beendet man die Einnahme der antiviralen Mittel, breitet sich das HI-Virus wieder im Körper aus, wo es sein Erbgut in die Genome der Körperzellen einbaut.

CRISPR-Cas9-Methode nicht nachhaltig genug

In früheren Arbeiten verwendete Khalilis Team die CRISPR-Cas9-Technologie, um HIV-DNA aus Genomen zu entfernen, in denen sich das Virus befindet. Bei Ratten und Mäusen zeigten sie, dass das Gen-Editing-System große Fragmente der HIV-DNA aus infizierten Zellen herausschneiden kann. Doch das Editieren von Genen alleine kann HIV nicht komplett entfernen – ähnlich wie bei den antiviralen Medikamenten.

Vielversprechende Kombination gegen das HI-Virus

Für die neue Studie kombinierten Khalili und seine Kollegen das Gen-Editing-System mit einer jüngst entwickelten Therapiestrategie, die als langsam wirkende Freisetzung der antiretroviralen Therapie (LASER ART) bekannt ist. Durch die neue Art der Medikation wird das Virus über einen längeren Zeitraum auf möglichst niedrigem Niveau gehalten. Dadurch kann die Häufigkeit der Medikamenten-Gabe verringert werden, denn die Arzneimittel zeigen auf Dauer Nebenwirkungen.

Ihre neue Therapie testeten die Wissenschaftler an Mäusen, die mit HIV infiziert waren. Zunächst erhielten diese das Antivirus-Medikament und anschließend wurden sie mit CRISPR-Cas9 behandelt. Bei fünf von insgesamt 13 Mäusen war die HIV-DNA bis zu fünf Wochen nach der Behandlung nicht mehr nachweisbar.

Ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Aids, mehr aber nicht

"Die große Botschaft dieser Arbeit ist, dass sowohl CRISPR-Cas9 als auch die Virusunterdrückung durch eine Methode wie LASER ART, die zusammen verabreicht werden, erforderlich sind, um eine Heilung der HIV-Infektion zu erzielen." Dr. Kamel Khalili von der Temple University in Philadelphia

Innerhalb eines Jahres wollen die Forscher mit Studien an Primaten und möglicherweise mit klinischen Studien an menschlichen Patienten fortzufahren. Es handele sich um eine "sehr wichtige Studie", sagte auch Ruth Brack-Werner, Virologin am Helmholtz-Zentrum in München, die selbst nicht an der Studie beteiligt war. In Hinblick auf die Entwicklung eines Heilmittels für Menschen mahnte sie aber zur Geduld. "Es ist ein Schritt, aber wir sind noch lange nicht da."