Monika Schnitzer beim "Sonntags-Stammtisch" im BR
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Die Wirtschaftswissenschaftlerin Monika Schnitzer warnt beim Sonntags-Stammtisch im BR vor einem Gas-Embargo.

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Wirtschaftsweise Schnitzer: "Dieser Krieg macht uns alle ärmer"

Der enorme Anstieg der Energiepreise macht Ökonomin Monika Schnitzer Sorgen. Auf Deutschland kämen jetzt "schwierige Zeiten" zu, sagt sie beim "Sonntags-Stammtisch" im BR. Von einem Embargo auf russisches Gas rät die Wirtschaftsweise ab.

Über dieses Thema berichtet: Der Sonntags-Stammtisch am .

Weiterhin hohe Corona-Zahlen und der Krieg in der Ukraine belasten die deutsche Wirtschaft derzeit immens. Die Ökonomin Monika Schnitzer, eine der sogenannten Wirtschaftsweisen, erwartet starke Verwerfungen. Der Anstieg der Energiepreise sei enorm. "Man muss an der Stelle einfach mal ehrlich sein: Dieser Krieg wird auch uns viel Geld kosten", betonte sie beim "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen. "Dieser Krieg macht uns alle ärmer."

Monika Schnitzer ist Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung und damit eine der wichtigsten Expertinnen für ökonomische Fragen. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Rates wird sie in zwei Wochen eine neue Konjunkturprognose für Deutschland vorlegen - und die werde ganz anders aussehen als die letzte im Herbst des vergangenen Jahres, so Schnitzer.

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Mögliche Auswirkungen eines Embargos auf russisches Gas

Ein komplettes Embargo auf russische Energielieferungen lehnt sie zum aktuellen Zeitpunkt ab. "Da muss man wirklich sagen: Achtung, das wird schwierig", meinte sie. Beim Gas sei Deutschland zu über 50 Prozent abhängig von Russland. Das könne man auch nicht in allen Bereichen schnell ersetzen. Zum Heizen könnte Deutschland zwar auf andere Reserven zurück greifen. Die chemische Industrie jedoch brauche Gas als Rohstoff. "Und in quasi jedem Produkt, das wir nutzen, ist ein Vorprodukt aus der chemischen Industrie drin", sagte Schnitzer.

Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ebenfalls zu Gast in der Sendung, schloss ein Embargo auf russisches Gas, Kohle und Erdöl dagegen nicht aus. Je länger der Krieg dauere, desto größer würde der Druck aus der Öffentlichkeit, der die Politik schließlich zu diesem Schritt zwingen könnte, meinte sie. "Der Druck wird enorm werden", so Strack-Zimmermann. Mit seiner Reise nach Qatar und in die Arabischen Emirate beweise Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bereits, dass er zum Handeln gezwungen sei.

Ökonomin Schnitzer: "Angst vor gesellschaftlichen Verwerfungen"

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer entgegnete jedoch, dass im Falle eines Embargos auch großer Druck aus einem anderen Teil der Bevölkerung entstehen würde. Viele Menschen könnten sich immer höhere Energiepreise schlicht nicht leisten.

"Ich habe Angst vor gesellschaftlichen Verwerfungen", sagte Schnitzer. Die Bundesregierung müsse sich jetzt zwar auf den Fall vorbereiten, dass Russland plötzlich die Energielieferungen stoppt. Von sich aus dürfe Deutschland aber noch kein Embargo verhängen. "Wir würden uns damit selbst ins Knie schießen", meinte die Wirtschaftsprofessorin.

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