Veronika Grimm beim "Sonntags-Stammtisch"
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Der Staat könne nicht vorschreiben, wie lange jemand duscht, sagt die Ökonomin und Wirtschaftsweise Veronika Grimm beim "Sonntags-Stammtisch".

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Wirtschaftsweise Grimm: Staat kann keine Duschzeiten anordnen

Weniger heizen und kürzer duschen - das würde Energie sparen. Der Staat könne dies aber nicht vorschreiben, sagt die Ökonomin Veronika Grimm. Besser wäre, mit Prämien dazu zu motivieren. Denn ein Stopp russischer Gaslieferungen sei vorstellbar.

Über dieses Thema berichtet: Der Sonntags-Stammtisch am .

Die Ökonomin und sogenannte "Wirtschaftsweise" Veronika Grimm schlägt ein Prämienmodell vor, um Bürgerinnen und Bürger zum Energiesparen zu motivieren. Denn der Staat könne keine kleinteiligen Vorgaben machen, sagte sie beim "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen.

Sinnvoll wäre ihrer Meinung nach in jedem Haushalt: "Weniger Heizen, besser dämmen, kürzer duschen." Doch darüber müsse jeder selbst entscheiden, sagte Grimm. "Das ist sehr kleinteilig und vor allem kann es der Staat nicht anordnen." Da sei es besser, Prämien an diejenigen auszuzahlen, die effektiv Energie sparen. Das gehe bis hin zum Austausch der Gasheizung auf sparsamere Varianten.

Grimm: Russland könnte Gas als wirtschaftliche Waffe nutzen

Deutschland müsse sich bestmöglich darauf vorbereiten, komplett von russischen Gaslieferungen abgeschnitten zu werden, so die Professorin für Wirtschaftstheorie an der Universität Erlangen-Nürnberg. "Dass der Gashahn unter Umständen abgedreht wird oder Gas auch als Waffe benutzt wird, das kann man sich durchaus vorstellen. Also als Waffe in dem Sinne, dass eben nicht mehr geliefert wird."

Die Bundesregierung bereite sich bereits seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auf dieses Szenario vor. Auch im vergangenen Herbst seien die Gaspreise schon gestiegen, weshalb Alternativen vorangetrieben werden müssten. Doch der Ausbau der erneuerbaren Energien gehe nicht schnell genug, so Grimm. Sie berät im "Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" die Bundesregierung.

Wirtschaftsweise will AKW länger laufen lassen

Der Stromsektor funktioniere nicht ohne Gas und Kohle, das seien "düstere Aussichten", so die Wirtschaftswissenschaftlerin. Für den kommenden Winter sei Deutschland noch gut gerüstet, nachdem die Kohlekraftwerke länger in Betrieb bleiben. Langfristig müsse ihrer Meinung nach aber auch darüber nachgedacht werden, die Atomkraftwerke am Netz zu lassen.

Wenn deren Leistung etwas heruntergefahren, aber sie nicht völlig abgeschaltet würden, könnte man Zeit gewinnen, um neue Brennstäbe zu besorgen, sagte Grimm. Sie warnte: "Man fokussiert sich zu sehr auf diesen Winter und sagt, für diesen Winter bringt das nichts. Aber der eigentliche Nutzen wäre in den nächsten fünf Jahren." Denn sie rechne damit, dass die Gaspreise auf Dauer hoch bleiben.

Michael Lerchenberg: "Europa lacht sich schlapp über uns"

Der Schauspieler und Regisseur Michael Lerchenberg, ebenfalls zu Gast beim "Sonntags-Stammtisch", kritisierte es als "Irrsinn", dass die Atomkraftwerke Ende des Jahres abgeschaltet werden. "Das ganze europäische Ausland lacht sich schlapp über Deutschland", sagte er. "Wie doof wir sind, nur weil eine Ideologie dahinter steht." Man könne nicht Stromkraftwerke vom Netz nehmen, während der Stromverbrauch insgesamt immer weiter steige. Als Beispiele nannte er die Elektro-Mobilität und stromintensive Heizungen wie Wärmepumpen.

Er selbst habe eine Ölheizung und müsse auch "schlucken" angesichts der stark steigenden Preise. Er werde aber Energie sparen, wo es ihm möglich ist und die Kosten akzeptieren. "Wir können nicht nur über Solidarität mit der Ukraine reden und wenn es an den eigenen Geldbeutel geht, ist das Geschrei groß. Das ist jetzt unser Beitrag."

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