Spiele der Marke Haba auf einem Förderband in einer Halle.
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Haba befindet sich bis Ende Februar im Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung. Dennoch will das Unternehmen an alte Erfolge anknüpfen.

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Wie Spielzeughersteller Haba zurück in die Erfolgsspur will

Der Spielwarenhersteller Haba steckt mitten im Insolvenzverfahren. Auf der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg will das Unternehmen an alte Erfolge anknüpfen. Dazu besinnt es sich zurück auf das, was die Marke einst groß gemacht hat.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Aus massiven Holzbrettern entsteht in Bad Rodach das, was später einmal Kinderaugen zum Leuchten bringen soll. Beim oberfränkische Spielwarenhersteller Haba läuft die Produktion auf Hochtouren. Produktionsleiter Frank Kolenda überwacht die Herstellung des Haba-Klassikers "Obstgarten". Das Spiel mit den bunten Holzfrüchten ist seit Jahrzehnten in Kinderzimmern zu finden.

Seit mehr als 80 Jahren wird am Standort Bad Rodach mit dem Werkstoff Holz gearbeitet, doch es hat sich im Laufe der Zeit auch vieles geändert - nicht zuletzt nach der Insolvenz des Unternehmens. Auf der Internationalen Spielwarenmesse, die am Dienstag in Nürnberg beginnt, will sich das Unternehmen jetzt neu präsentieren.

Haba: Dauerbrenner im Kinderzimmer

Frank Kolenda arbeitet seit mehr als 30 Jahren für das Familienunternehmen in Bad Rodach. Früher, erinnert sich der Produktionsleiter, habe man viele Kleinteile hergestellt, heute gehe es mehr um Großteile, Bausteinartikel und Stapelspiele. Allerdings gebe es natürlich auch die Dauerbrenner wie die Kugelbahn oder den "Obstgarten".

Aus den großen Brettern aus Rotbuche entstehen in vielen Arbeitsschritten kleine Früchte, die später bunt lackiert werden. Knallige Farben mögen die Kinder, erzählt der Produktionsleiter und weist darauf hin: "Unsere Farben sind geprüft und zertifiziert."

Haba steckt noch immer im Insolvenzverfahren

Hinter Haba liegen schwere Monate. Noch bis Ende Februar dauert das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Zur Begründung für die wirtschaftliche Schieflage hatte das Unternehmen auch falsche Entscheidungen auf der Führungsebene zugegeben. Die Führungsriege sei daher ausgetauscht worden. Auch die IG Metall in Coburg sprach im vergangenen Herbst von strategischen Fehlern. Neben dem Management nahm sie auch die Gesellschafterversammlung in die Pflicht. Man habe bereits lange vor der Insolvenz immer wieder Hinweise bekommen, dass es nicht rund laufe und etwas nicht stimme, so eine Sprecherin der IG Metall. Der Verdacht liege daher nahe, dass die Gesellschafter über mögliche Missstände zu lange hinweggesehen hätten.

IG Metall kritisiert Sanierungsprozess bei Haba

Auf Nachfrage von BR24 äußerte sich die Gewerkschaft am Dienstag kritisch zur aktuellen Situation in Bad Rodach: Gewerkschaft und Mitarbeitende würden in den Erneuerungsprozess zu wenig eingebunden. "Besonders die Entscheidungsträger in Bad Rodach, repräsentiert durch die Geschäftsleitung, sollten sich bewusst sein, dass es unerlässlich ist, die Arbeitnehmer:innen intensiver in den Veränderungsprozess einzubeziehen", so die Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Coburg, Nicole Ehrsam. Auffällig sei, dass Entscheidungen von oben nach unten getroffen würden, was das Unternehmen in eine schwierige Lage gebracht habe. Eine erfolgreiche Zukunft für das Traditionsunternehmen mit immer noch fast 1.000 Mitarbeitern in der Region könne nur gemeinsam gelingen.

"Klare Zielgruppe" und "Fokussierung" bei Haba

Martin Mucha, Generalbevollmächtigter der Anwaltskanzlei Grub Brugger, hatte im vergangenen Dezember gegenüber BR24 geäußert, das Unternehmen habe aus Fehlern in der Vergangenheit gelernt. Allerdings habe man auch einen "Scherbenhaufen vorgefunden, den man ordnen und sortieren" musste. Besonders die Einführung einer Unternehmenssoftware habe in der Vergangenheit intern große Probleme bereitet.

Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung kann das Unternehmen weiterhin selbst handeln. Sie ermöglicht der betroffenen Geschäftsführung demnach, dass sie ihr Unternehmen sanieren und erhalten kann. Haba-Geschäftsführer Mario Wilhelm spricht davon, dass sich Haba neu ausgerichtet habe. "Wir haben uns eine klare Zielgruppe gesetzt, für uns ist eine Fokussierung entstanden, was Märkte, aber auch Produkte betrifft." Im Klartext heißt das: Haba wird sich wieder auf die Klassiker besinnen und diese weiterentwickeln. Eine Kugelbahn werde es immer geben, die gehöre zur DNA von Haba, sagt Wilhelm. Von der Marke Jako-o, die unter anderem Kinderkleidung verkaufte, habe sich das Unternehmen hingegen getrennt.

Haba produziert vorwiegend Spielzeug für Kinder bis zum achten Lebensjahr. Die digitale Technik will das Unternehmen bei Haba-Produkten auch zukünftig aus den Kinderzimmern fernhalten. Vielmehr solle das spielerische Erlernen durch die klassischen Produkte im Fokus stehen. Auf der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg werde auch ein sogenanntes kooperatives Spiel präsentiert, das an diese Ansätze anknüpfe, so Wilhelm. Für Haba sei schließlich das Miteinander und das Ringen um Lösungen wichtig.

Schwere Zeiten liegen hinter den Mitarbeitern

Geschäftsführer Wilhelm kennt das Unternehmen seit mehr als 20 Jahren. Noch während seines Studiums hat er bei Haba gearbeitet. Das Unternehmen habe vor der Insolvenzanmeldung rund 2.000 Menschen beschäftigt, heute sind es noch rund 1.000. Ende Februar soll das Insolvenzverfahren bei Haba abgeschlossen werden. Das Unternehmen hofft, dann wieder an alte Erfolge anknüpfen zu können.

Für Haba ist die Spielwarenmesse die erste Möglichkeit, dem Handel und Fachbesuchern nach vielen Negativschlagzeilen wieder ein gut funktionierendes Unternehmen und neue Produkte zu präsentieren. Zwar gehe die allgemeine Kaufzurückhaltung auch an der Spielwarenbranche nicht spurlos vorbei, so Wilhelm. Allerdings sei schon vor Beginn der Messe eine große Nachfrage zu spüren – und zwar nach Produkten "Made in Germany".

Im Video: Haba steckt mitten im Insolvenzverfahren

Spiele der Marke Haba auf einem Förderband in einer Halle.
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Haba befindet sich bis Ende Februar im Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung. Dennoch will das Unternehmen an alte Erfolge anknüpfen.

Dieser Artikel ist erstmals am 30. Januar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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