Seit Längerem gibt es den Trend zu regionalen Produkten. In der Möbelindustrie ist das Bewusstsein noch nicht sehr ausgeprägt. Dabei produzieren viele bayerische Möbelhersteller bereits seit Jahrzehnten in Deutschland, mit regionalen Rohstoffen und mit der Hand. Damit eng verbunden sind Firmen der Holzwirtschaft und Sägewerke, die häufig traditionsreich und familiengeführt sind.
Nördlich von Presseck, im Frankenwald im Norden Bayerns, bewirtschaftet Förster Ulrich Weidner seinen Wald. Er ist Förster aus Überzeugung. "Auf der einen Seite bin ich ein sehr ökologisch denkender Mensch. Auf der anderen Seite bin ich gezwungen, auch ökonomisch zu denken. Und ich denke, das ist eine ideale Verbindung hier", sagt Weidner. "Man kann mit den Wäldern, mit den eigenen Wäldern, auch sich selber ausdrücken, auch über eine Baumartenwahl zeigen, wie man denkt, was man machen will."
Leben mit und von dem Rohstoff Holz
In der Region leben dutzende kleine und mittelständische Betriebe von und mit dem Rohstoff Holz. So wie in dem Holzverarbeitungsbetrieb Ströhla-Holz in Schwarzenbach am Wald. 26 Menschen arbeiten dort.
Anfang des Jahres schob die Belegschaft Überstunden: Holz war stark gefragt, die Nachfrage konnte kaum befriedigt werden, der Preis ging durch die Decke. Mitte Juli dann die Wende: Die Lager sind plötzlich voll mit teurem Holz. Auch bei Ströhla ist seitdem weniger zu tun. "Diese wenigen Aufträge, die zurzeit auf dem Markt sind, muss man sich teilweise über den Preis kaufen", sagt Geschäftsführer Hannes Ströhla. "Und eben durch Flexibilität und die Schnelligkeit, die wir als kleines Unternehmen haben, können wir punkten. Dadurch können wir teilweise Aufträge an Land ziehen, die die größere Industrie nicht bewerkstelligen kann, weil sie eben nicht so flexibel ist."
Polstermöbel 'Made in Franconia'
Zur Flexibilität gehört, dass der Betrieb die Lieferung mit Holz in der Region sicherstellt – zum Beispiel für das Möbelhandwerk. Rund 40 Kilometer westlich, in Weidhausen bei Coburg, ist Eduard Wetstein auf den Rohstoff Holz angewiesen. Die Gerüste, die er zu Möbeln veredelt, stammen von Laubbäumen aus der Region. In Handarbeit bezieht er Sessel und Sofas. Polstern – ein Handwerk, das in Oberfranken traditionell ausgeführt wird. Anders als bei industriell gefertigten Möbeln. Auch die Textilien und Stoffe sind, soweit es geht, aus der Region. In der Fabrik arbeiten zum Teil Familien aus mehreren Generationen – insgesamt 170 Menschen. Polstermöbel 'Made in Franconia' in Handarbeit, dieses Motto lebt der Betrieb seit Jahrzehnten und ist heute damit voll im Trend.
"Wir haben einen besonderen Stil und wir sagen eben, dass wir es auch hier produzieren. Es ist auch für viele Endverbraucher schon wichtig: 'Wo kommt die Ware her?'", bestätigt der Geschäftsleiter von Ponsel Polstermöbel, Axel Faber. Die Modellpalette entsteht ebenfalls im Haus, vom Entwurf über die Entwicklung bis zum Design. Der Vorteil: Das Unternehmen kann auf individuelle Kundenwünsche eingehen. Die Möbel sind teurer als von mancher Konkurrenz – dafür halten sie aber oft länger. Seit rund 90 Jahren ist der mittelständische Betrieb inhabergeführt – wie viele bayerische Möbelfirmen.
Daten und Fakten zur Möbel- und Holzbranche in Bayern
Im Freistaat fertigen rund 180 Unternehmen Möbel. Im vergangenen Jahr waren in der Branche rund 21.600 Menschen beschäftigt. Insgesamt haben die bayerischen Möbelhersteller im vergangenen Jahr etwa 3,8 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Etwa ein Drittel der Waren wurde ins Ausland exportiert. In der Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren arbeiteten in Bayern knapp 18.200 Menschen. Die Branche verzeichnete einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro – und wächst stetig, wie aus Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik hervorgeht.
Borkenkäfer-Plage im Frankenwald
Der Frankenwald als Grundlage für den Rohstoff Holz in der Region steht vor einer Herausforderung: dem Kampf gegen den Borkenkäfer. Der Schädling fühlt sich dort wohl, wo besonders viele Fichten stehen. Förster Ulrich Weidner setzt in seinem Privatwald deshalb künftig auf Baumarten, die nicht anfällig für den Borkenkäfer sind. "Fakt ist: Man muss sich überlegen, wie der Frankenwald in Zukunft aussehen soll. Was für Böden habe ich? Was für ein Klima habe ich? Was für Niederschlagsverteilungen habe ich? Und danach dann für den Einzelfall überlegen, welche Baumarten sinnvoll sind und aufforsten. Auf alle Fälle Mischbestände", sagt Ulrich Weidner.
- Zum Artikel: Frankenwald: Wieder Tausende Festmeter Holz in Gefahr
Ein gesunder Mischwald ist wichtig: Er schützt die Menschen vor Sturm und Hochwasser, bindet klimaschädliches CO₂ – und liefert auch künftig Holz als nachwachsenden Rohstoff, auch für Möbel aus der Region.
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