Die Temperatur von flüssigem Eisen wird von Arbeitern in einer Eisengießerei vor der Weiterverarbeitung kontrolliert.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jens Büttner

Materialmangel bremst die Industrie. Laut dem Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung IAB gingen dadurch Tausende Jobs verloren.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Studie: Materialmangel in Industrie kostete Zehntausende Jobs

Computerchips und Halbleiter sind Mangelware, aber auch Plastikprodukte, Holz und Stahl: Die deutsche Industrie leidet in der Corona-Pandemie unter Materialmangel. Zehntausende Beschäftigte haben einer Studie zufolge deshalb ihre Jobs verloren.

Dass Kunden monatelang auf ein Auto warten müssen oder Fahrräder ausverkauft sind, ist in diesen Tagen nichts Besonderes: Lieferengpässe bremsen die Industrie in Deutschland aus. Im Zuge der Corona-Pandemie haben einer Studie zufolge Zehntausende Beschäftigte ihren Job verloren. Noch mehr waren von Kurzarbeit betroffen. Das haben Ökonomen vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer Studie errechnet. Der Ukraine-Krieg könnte nach Einschätzung des IAB-Experten Enzo Weber ähnliche Folgen haben, aber in geringerem Umfang.

  • Zum Artikel: Lieferketten: Mit künstlicher Intelligenz gegen Materialmangel

Fast eine halbe Million Anzeigen auf Kurzarbeit

Der IAB-Studie zufolge summierten sich die auf Materialmangel zurückzuführenden Jobverluste in der Industrie und im Baugewerbe von April 2021 bis Januar 2022 auf 76.000. Die Anzeigen auf Kurzarbeit erhöhten sich um 446.000.

Erfahrungsgemäß nehmen jedoch weniger Unternehmen die Kurzarbeit in Anspruch als angezeigt. "Offenbar wird vorwiegend Kurzarbeit genutzt, um sich den Materialengpässen anzupassen", schreiben die Autoren in der Fachpublikation "Wirtschaftsdienst" veröffentlichten Studie, über die das Nachrichtenmagazin" heute online berichtete.

Ukraine-Krieg: Wirtschaft wird sich anpassen

Für die Studie simulierten die Wissenschaftler ein Szenario ohne Materialmangel und verglichen dieses jeden Monat mit den Zugängen in Arbeitslosigkeit, mit der Zahl der Neueinstellungen und den Anzeigen der Unternehmen auf Kurzarbeit.

Auch der Ukraine-Krieg werde ähnliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben, sagte Weber. "Wenn es zu Materialengpässen kommt, wird das überwiegend durch Kurzarbeit abgefangen." Denn der Krieg sorge nur für kurzfristige Effekte. Entweder gehe dieser zu Ende, oder die Wirtschaft passe sich an die veränderten Handelsbedingungen an.

Ukraine-Krieg hat weniger Auswirkungen als Corona

Arbeitsmarktexperte Enzo Weber rechnet auch damit, dass der Krieg geringere Folgen für die Lieferketten haben wird als die Pandemie. "Corona war ein weltweites Phänomen, das in allen Ländern direkt gewirkt hat." Der Ukraine-Krieg wirke nur in zwei Ländern direkt, nämlich der Ukraine selbst und Russland. Allerdings müsse man bedenken, dass die durch Corona verursachten Engpässe noch da seien und der Krieg die Lage verschärfe.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!