Einen Tag vor Weihnachten hat die Pilotengewerkschaft Cockpit (VC) 2023 zu einem Pilotenstreik beim Lufthansa-Ferienflieger Discover Airlines aufgerufen. Hier warten Reisende am Rhein-Main-Flughafen auf ihren Flug.
Bildrechte: pa/dpa/Helmut Fricke

Discover Airlines könnte die nächste von Streiks betroffene Fluglinie sein.

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Mehrere Tarifkonflikte: Streikgefahr bei Lufthansa steigt

Verdi, Ufo, Cockpit: Gleich drei Gewerkschaften verhandeln derzeit mit dem Lufthansa-Konzern für bessere Arbeitsbedingungen im Flugverkehr. Ähnlich wie bei der Bahn bedeutet das erhöhte Streikgefahr.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

"Verhandlungen gescheitert – Urabstimmung kommt!" So ist der Aufruf zu einer Urabstimmung überschrieben, die seit heute bei der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit läuft. Das Schreiben liegt dem Bayerischen Rundfunk vor. Der Hintergrund: Für die Piloten der vor zwei Jahren gegründeten Touristiktochter "Discover" mit inzwischen rund zwei Dutzend Flugzeugen gibt es bislang noch keinen Tarifvertrag.

Flieger-Streiks in Winterferien sind möglich

Die Vereinigung Cockpit spricht von Hinhalte-Taktik. Die Abstimmung läuft nun bis zum 23. Januar. Danach könnte es zu größeren Arbeitskämpfen kommen. Betroffen wären wohl zahlreiche Passagiere, die ab München und Frankfurt zu Ferienzielen rund um das Mittelmeer, in die Karibik und die USA reisen wollen. Gerade ab dem 9. Februar wird das in Bayern kompliziert – denn dann beginnen die Winterferien.

Beim letzten Warnstreik am Tag vor Heiligabend hatten die Discover-Piloten bereits für fünf Stunden die Arbeit niedergelegt. Die Folgen hielten sich im Rahmen, da die Lufthansa die meisten Flüge um ein paar Stunden verschob. Bei den jetzt drohenden Streiks könnten die Folgen weit gravierender sein und zahlreiche annullierte Verbindungen nach sich ziehen.

Bodenpersonal verhandelt ab Donnerstag

Streikpotenzial bieten auch die Verhandlungen für die rund 25.000 Beschäftigten des Lufthansa-Bodenpersonals, die am Donnerstag beginnen. Hier fordert die Gewerkschaft Verdi 12,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Gewerkschaft begründet diese Forderung unter anderem damit, dass die Beschäftigten in den vergangenen Jahren angesichts der hohen Teuerungsrate weniger Geld in der Tasche hätten als noch vor drei Jahren.

Zwar hatte Verdi im Sommer 2022 auch mit Streikaktionen eine deutliche Gehaltserhöhung für das Bodenpersonal erstritten. Damals strandeten Zehntausende Passagiere, auch in München. Dieses Lohnplus sei aber durch die Inflation seither mehr als aufgefressen worden.

Kabinenpersonal: Ufo zeigt sich kämpferisch

Verhandelt wird derzeit außerdem für das Kabinenpersonal. Dort ist bei der wichtigsten Konzernmarke Lufthansa der Tarifvertrag zum Jahreswechsel ausgelaufen. Im Forderungskatalog der Gewerkschaft Ufo findet sich unter anderem eine Lohnerhöhung um 15 Prozent. Auch hier könnte es bald Warnstreiks geben. In einem internen Schreiben spricht Ufo davon, man werde nicht nachlassen, bis die Kabine die Wertschätzung erfahre, die sie verdiene.

Grundsätzlich beklagen die Gewerkschaften bei der Lufthansa einen eklatanten Personalmangel. Es fehle an allen Ecken und Enden. Deswegen seien Maschinen verspätet, es bleibe Gepäck liegen und gerade auf der Langstrecke fliege man besonders ab Frankfurt immer wieder mit weniger Stewardessen und Stewards als eigentlich vorgesehen.

Das führe dazu, dass sich die Arbeit auf weniger Beschäftigte verteile. Die Konsequenzen seien Stress und eine massive Belastung, die nicht angemessen honoriert werde. Die Lufthansa wiederum verweist auf ihre Bemühungen, Tausende von neuen Mitarbeitern einzustellen und räumt in Schreiben an Vielflieger auch immer wieder ein, man sei angesichts der Personalnot nicht immer in der Lage, die versprochene Qualität zu bieten.

Alle Flieger könnten stillstehen

Momentan ist offen, ob und wann es in den kommenden Wochen zu Arbeitskämpfen im Lufthansa-Konzern kommen wird. Allerdings dürften vor allem Streikaktionen der Kabinenbesatzungen und des Bodenpersonals weitreichende Folgen haben. Denn in der Luftfahrt müssen sehr viele Rädchen ineinandergreifen, damit eine Maschine abheben kann. Deshalb können auch einzelne Berufsgruppen den gesamten Flugbetrieb eines Unternehmens lahmlegen.

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