"Wir sind uns alle einig, dass etwas geschehen muss": Cedrik Neike, Siemens Vorstandsmitglied, im BR24 Interview der Woche. Hier in Berlin.
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"Wir sind uns alle einig, dass etwas geschehen muss": Cedrik Neike, Siemens Vorstandsmitglied, im BR24 Interview der Woche. Hier in Berlin.

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Siemens-Vorstand Neike wirbt für Digitalisierungsoffensive

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten Politik und Industrie viel mehr Hand in Hand gehen, fordert das Siemens-Vorstandsmitglied Cedrik Neike. Im Interview der Woche mit BR24 erklärt er seine Vision von einer zukunftsfähigen Wirtschaft.

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Ist Deutschland beim Thema Digitalisierung ein Entwicklungsland oder ein Vorreiter? Für Siemens-Vorstand Cedrik Neike stimmen beide Thesen. Der Chef der umsatzstärksten Konzern-Sparte "Digitale Industrie" hat auch ein Beispiel parat: Fährt er in die Siemens-Fabrik in Amberg in der Oberpfalz, dann hangelt er sich von Funkloch zu Funkloch und ist zeitweise vom Mobilfunknetz abgeschnitten.

"Wir sind uns alle einig, dass etwas geschehen muss"

Im Werk selbst dagegen sind die Maschinen untereinander digital vernetzt und steuern sich selbst. Dort habe konsequente Automatisierung und Digitalisierung dafür gesorgt, dass der Output um ein Vielfaches gestiegen und gleichzeitig der Energieverbrauch dramatisch gesunken sei. Dieser riesige Unterschied müsse endlich verkleinert werden, sagt Neike im BR24 Interview der Woche: "Wir sind uns alle einig, dass etwas geschehen muss. Das ist die gute Nachricht. Aber wir sind viel zu langsam, das dann auch umzusetzen."

"Neike ist Vorstandsmitglied der Siemens AG und seit Oktober 2020 der CEO der Sparte "Digital Industries", außerdem im Vorstand des Konzerns unter anderem zuständig zuständig für IT und Cybersecurity." Deutschland sei für viele Unternehmen zwar ein attraktiver Standort, so Neike weiter, aber wegen hoher Steuern und Energiekosten auch vergleichsweise teuer.

Die Industrie habe daher längst verstanden, dass Branchen wie Elektrotechnik und Maschinenbau hier nur überleben können, wenn sie konsequent auf Effizienz, Innovationen und Qualität setzen. In den staatlichen Strukturen dagegen, bei vielen Behörden, sei dieses Denken bisher noch nicht angekommen. Das sei aus vielen Gründen ein Problem.

Wettbewerbsdruck lockt in die USA

Zum Beispiel, wenn es darum gehe, qualifizierte Fachkräfte an deutsche Standorte zu locken. "Wir machen es Menschen schwer, die gewohnt sind, beispielsweise ihre Anmeldungen per Internet zu machen." Der gebürtige Berliner führt weiter aus: "Also das normale Leben in Deutschland, das wir als normal empfinden, das ist in anderen Ländern viel digitalisierter."

Gleichzeitig steige international der Wettbewerbsdruck, so der CEO. Zum Beispiel lockt die US-Regierung zukunftsträchtige Branchen mit massiven Subventionen in die USA. Dort können sich Unternehmen nicht nur über vergleichsweise niedrige Energiekosten freuen, sondern auch noch über satte Steuernachlässe und sonstige Zuschüsse, etwa für neu gebaute Fabriken. Das zieht auch deutsche Firmen an. Kritiker warnen bereits vor einer drohenden De-Industrialisierung der Bundesrepublik.

Klara Regelungen für Zuwanderung

Auch deshalb müsse es verstärkt um das Thema Zuwanderung gehen. Siemens-Vorstand Cedrik Neike ist überzeugt, dass es in einer immer älter werdenden Gesellschaft gar keine Alternative dazu gebe, im großen Stil junge, qualifizierte oder zumindest qualifizierungswillige Menschen aus aller Welt ins Land zu holen. Das funktioniere nur über eine vernünftige Einwanderungs-Politik. Auch hier müssten gerade umstrittene Themen verstärkt gesellschaftlich diskutiert und erklärt werden.

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