Logo des Energieversorgers Uniper in der Konzernzentrale.
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Schwierige Uniper-Rettung: Bund dann Teilhaber von Russen-Firma?

Der deutsche Gasriese Uniper muss gerettet werden. Das ist klar. Doch es ist kompliziert. So würde sich der deutsche Staat bei einem Einstieg bei Uniper indirekt auch an einem russischen Konzern beteiligen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Beim deutschen Gasriesen Uniper ist die Lage kompliziert. Der Bund kann sich nicht problemlos beteiligen wegen der Konzernstruktur. Noch in dieser Woche will die Regierung ein Hilfspaket vorbereiten und hat dabei mehrere Möglichkeiten. Eine zwei Milliarden Euro große Kreditlinie der staatlichen KfW Bankengruppe hat Uniper bereits in Anspruch genommen und hätte gern noch mehr davon.

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Bund muss Uniper auf jeden Fall retten, weiß aber noch nicht, wie

Deutschlands größter Gas-Importeur Uniper bekommt kaum noch Gas aus Russland und muss sich nun teuer mit kurzfristigen Lieferungen am europäischen Markt eindecken, was wesentlich mehr kostet. Das ist wirtschaftlich nicht mehr lange durchzuhalten. Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach spricht von täglichen Mittelabflüssen im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Das wären Verluste von um die 50 Millionen Euro jeden Tag.

Notreserven für den Winter werden bereits heute schon angezapft

Am teuren Spotmarkt kann Uniper sich nicht mehr eindecken, weil man sich die kurzfristigen Lieferungen einfach nicht mehr leisten kann. Seit die Eigenmittel aufgebraucht sind, zapft Uniper seine Reserven an. Seit einer Woche kommt das Gas also aus den selbst genutzten Speicherkapazitäten.

Zahlreiche Stadtwerke und private Haushalte geraten in Gefahr

Uniper kann die erhöhten kurzfristigen Kosten am Gasmarkt an zahlreiche Stadtwerke nicht weitergeben, die zurzeit noch langfristige Verträge haben, mit denen auch Verbraucher wie private Haushalte vorerst geschützt sind. Angeblich läuft der Energieriese sogar Gefahr, zahlungsunfähig zu werden. Der Vorsitzende des Uniper-Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg, es drohe bald die Insolvenz.

"Es ist klar, dass Uniper nicht wochenlang warten kann, sondern in wenigen Tagen Hilfe braucht." Harald Seegatz, Uniper-Konzernbetriebsrat

Mögliche Zahlungsunfähigkeit von Uniper gefährdet Versorgungssicherheit

Das will die Bundesregierung verhindern, weil dann ein Preis- und Lieferchaos am deutschen Gasmarkt droht. Was die Rettung erschwert ist, dass Uniper zu drei Vierteln dem finnischen Staatskonzern Fortum gehört, der sich daran nicht beteiligen will.

Fortum schlägt vielmehr vor, Uniper zu zerschlagen und dem Bund das deutsche Gasgeschäft zu überlassen. Uniper selbst will lediglich Eigenkapitalhilfen und Kredite vom Bund wie bei der Lufthansa, die aber ein deutscher Konzern ist. Außerdem würde sich der Bund ohne Zerschlagung von Uniper an dessen russischer Tochter Unipro beteiligen, was politisch schwierig wäre.

Uniper will russische Tochter Unipro schon länger loswerden

Der Düsseldorfer Konzern hat nicht nur langfristige Lieferbeziehungen für russisches Erdgas, die seit dem Ukraine-Krieg in Frage stehen. Uniper ist selbst einer der größten ausländischen Investoren im russischen Strommarkt und dort Mehrheitseigentümer (mit 84 Prozent) von Unipro.

Das Unternehmen mit mehr als 4.000 Mitarbeitern besitzt fünf zum Teil sehr große Kraftwerke in Russland, ist an der Moskauer Börse notiert und arbeitet unabhängig. Die Stromkapazität von Unipro beträgt insgesamt mehr als elf Gigawatt.

Alte Verbindungen von Eon Russia lassen sich nicht einfach auflösen

Seit Ende letzten Jahres versucht die frühere Eon-Tochter ihr Russland-Geschäft schon loszuschlagen, aber die Verkaufsverhandlungen erweisen sich als schwierig. Besonders seit dem Ukraine-Krieg sind Verhandlungen mit russischen Interessenten wie dem staatlichen Energiekonzern Gazprom nicht mehr einfach so möglich.

Die westlichen Sanktionen würden eigentlich einen kompletten Rückzug aus Russland verlangen. In diesem Zusammenhang erscheint es unmöglich, dass die deutsche Bundesregierung einfach so in Uniper einsteigt und sich indirekt auch noch an einem russischen Konzern beteiligt. Auf der anderen Seite haben europäische und US-Konzerne zum Teil alles stehen und liegen lassen in Russland und ihre Geschäftsbeziehungen dort komplett beendet.

Im Gegenzug hoffen Uniper und Bund immer noch auf russisches Gas

Ein solcher Ausstieg ohne weitere Gespräche mit russischen Partnern, wie ihn der US-Konzern Exxon oder der britisch-niederländische Energieriese BP vollzogen haben und ihre sämtlichen Projekte dort auf einen Schlag scheitern ließen, erscheint bei Uniper nicht ratsam. Beide, die Bundesregierung und die frühere Eon-Tochter, wollen ja immer noch etwas von der russischen Seite, nämlich möglichst viel Erdgas für den deutschen Markt, und haben diese Hoffnung noch nicht aufgegeben.

Deshalb muss die Bundesregierung in vielerlei Hinsicht Rücksicht nehmen und taktieren: einmal auf den eigentlichen Eigentümer von Uniper, den finnischen Staatskonzern Fortum, dann auf die Verwicklungen in Russland und vor allem auf die Interessen der deutschen Stadtwerke und ihrer Kunden, zu denen auch viele private Haushalte zählen.

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