Intensivpflegerinnen bei der Arbeit
Bildrechte: pa/dpa/Marijan Murat

Intensivpflegerinnen bei der Arbeit

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Mehr Geld? Mehr Anerkennung? Was braucht die Intensivpflege?

Auf vielen Intensivstationen fehlt es an Personal. Die Zahl der Fachkräfte, die in andere Abteilungen wechseln oder ganz den Beruf verlassen wollen, ist zuletzt deutlich gestiegen. Wie könnte man gegensteuern? Pflegekräfte machen Vorschläge.

"Sie sind müde, sie sind fertig, sie sind K.o.", so fasst der Geschäftsführer der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB), Michael Wittmann, zusammen, was er von Kolleginnen und Kollegen aus der Intensivpflege tagtäglich hört. Um schnell gegenzusteuern, ist seiner Ansicht nach vor allem eines nötig: Die Zahl der schwererkrankten Corona-Patienten muss sinken. Die VdPB fordert deshalb eine allgemeine Impfpflicht. Beitragen kann laut Wittmann aber jeder etwas, etwa indem man weniger Menschen trifft, damit das Ansteckungsrisiko sinkt.

Mehr psychologische Betreuung

Damit Intensiv-Pflegekräfte mit den psychischen Herausforderungen besser umgehen können, die ihre Arbeit mit sich bringt, fordert die VdPB mehr entsprechende Beratungsangebote. Als Beispiel nennt Wittmann den Fall eines ungeimpften 26-Jährigen, der an einer Corona-Infektion gestorben sei: "Das belastet Menschen." Und vor allem müsse dafür gesorgt werden, dass die Arbeitszeiten planbar und verlässlich seien.

Auch die Nürnberger Intensiv-Pflegerin Victoria König sagt über ihre eigene Arbeit: Belastend seien Schicksale, die einzelne Familien hätten: "Das geht einem dann schon nahe." Und der Forderung der Vereinigung der Pflegenden, jetzt müsse vor allem alles getan werden, damit die Fallzahlen sinken, stimmt sie voll zu. Wer etwas tun wolle, um sie und ihre Kolleginnen und Kollegen zu entlasten, solle sich impfen lassen.

Geld ist nicht alles

Auf die Frage, ob eine bessere Bezahlung den Fachkräftemangel in der Intensivpflege beheben könne, hört man zwiespältige Antworten. Der Nürnberger Intensivpfleger Peter Stelter etwa hält einen grundlegenden Imagewandel der Pflege für noch wichtiger als eine bessere Bezahlung. Er habe das Gefühl, dass die Pflege eher bedauert werde als anerkannt, sagt er. Doch das sei fatal, findet Stelter: "Niemand will einen Beruf machen, der eher bedauert wird." Deswegen wolle er vor allem eines vermitteln, sagt der Intensivpfleger: "Dass die Krankenpflege ein toller Beruf ist, in dem man sich entfalten und auch weiterbilden kann."

Ehrgeizige Pläne aus der Staatsregierung

Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) betont immer wieder, er wolle die Pflege in jeder Hinsicht unterstützen. Die Staatsregierung plant deswegen, zusätzlich 66 Millionen Euro bereitzustellen. Damit sollen beispielsweise Gehalts-Zuschläge für Pflegekräfte finanziert werden. Auch zusätzliche Kinderbetreuungsangebote könnten aus den Zusatz-Millionen finanziert werden, sagt Holetschek. Auf diese Weise könnten dem Gesundheitsminister zufolge Kliniken und Pflegeeinrichtungen ihren Teilzeit-Beschäftigten bessere Angebote machen, damit sie wieder auf Vollzeit umsteigen.

Für Aufsehen in der Branche hat Holetschek außerdem mit seiner Forderung gesorgt, ein Jahr lang die Netto-Gehälter in der Intensivpflege zu verdoppeln. Das könne über Zuschläge oder über eine Steuerbefreiung geschehen, sagte Holetschek. Bayern wolle dazu eine Initiative in den Bundesrat einbringen.

Skepsis bei der Pflegevereinigung

Bei der Vereinigung der Pflegenden in Bayern stoßen solche Ideen auf Vorbehalte. Der VdPB-Geschäftsführer Michael Wittmann spricht von "schönen Vorschlägen". Allerdings habe es schon viele Ankündigungen gegeben, die Bezahlung in der Pflege zu verbessern. Doch wenn es darum gehe, die Gehälter deutlich und wirklich nachhaltig aufzustocken, sei bisher "nichts angekommen".

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!