Eine Pflegerin (l) und eine Seniorin.
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Eine Pflegerin (l) und eine Seniorin.

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Online-Portal "Bayerischer Pflegefinder" läuft nur schleppend an

Wer schon mal nach einem Pflegeplatz gesucht hat, weiß: Es gibt kaum etwas Mühseligeres. Das bayerische Gesundheitsministerium will das nun mit einem neuen Online-Angebot ändern. Doch noch gibt es Anlaufschwierigkeiten.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

"Pflegefinder" heißt die neue Online-Suchmaschine, die zum neuen Jahr gestartet ist. Mit ihr will das Gesundheitsministerium den Zugang zu Pflegeangeboten erleichtern. Nach Angaben von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sind knapp 900 ambulante und stationäre Einrichtungen angebunden. Außerdem seien dort rund 200 Beratungsangebote zu finden.

Nach Zählung das Statistischen Landesamtes gibt es allerdings deutlich mehr als 4.000 Pflege-Einrichtungen in Bayern. Die Gesundheitsministerin erklärt deshalb, der Pflegefinder sei "der erste wichtige Schritt für ein umfassendes bayernweites Angebot." Und sie wolle dafür werben, dass sich möglichst viele Anbieter beteiligen, betont Gerlach gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Ampel-System bei der Suche

Im Pflegefinder können Nutzerinnen und Nutzer eine Postleitzahl oder einen Ort eingeben, um Angebote in der Umgebung angezeigt zu bekommen. Die Auflistung ist nach einem Ampel-System sortiert: Es gibt die Kategorien "Nicht verfügbar", "Verfügbarkeit auf Anfrage" und "Verfügbar". Wenn ein Anbieter als "Verfügbar" gekennzeichnet ist, müssen Interessenten sich direkt dort hinwenden und abklären, ob sie einen Platz bekommen können.

Förderung durch den Freistaat

Entwickelt hat die Online-Plattform die Berliner Privatfirma Recare GmbH. Der Freistaat Bayern zahlt ihr dafür über mehrere Jahre verteilt Fördergelder in Höhe von insgesamt 291.000 Euro. Bei der Übergabe des Förderbescheids im März des vergangenen Jahres sprach der damalige Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) von einem "einzigartigen Projekt in Deutschland", mit dem Bayern eine "Vorreiterrolle" einnehme.

Gemischte Reaktionen von Verbänden

Bei Fachverbänden stößt das neue Angebot auf ein geteiltes Echo. Der Sozialverband VdK erklärt, "grundsätzlich" sei es "sehr gut, dass es den Pflegefinder nun gibt." Er sei aber vor allem "ein Anfang", der weiter ausgebaut werden müsse, stellt der VdK fest.

Der Sozialverband kritisiert außerdem, dass es Einrichtungen selbst überlassen ist, ob sie Pflegeangebote melden. Auch die Angehörigen-Organisation "Wir pflegen" fordert eine Pflicht für Anbieter, offene Pflegeplätze zu melden. Außerdem könne eine Pflegebörse "die gravierenden Defizite bei der Pflegeinfrastruktur nicht kompensieren."

Weiterentwicklung geplant

Bayerns Gesundheitsministerin Gerlach macht keinen Hehl daraus, dass auch sie noch Luft nach oben sieht. Wer jetzt nichts finde, sollte es später noch einmal versuchen, empfiehlt sie. Sie wolle nicht nur bei Anbietern für eine möglichst umfassende Beteiligung werben, erklärt sie. Auch die Nutzerfreundlichkeit solle weiter verbessert werden. Und sie gibt sich überzeugt, der Pflegefinder werde "ein breit genutztes digitales Tool, das zeit- und nervenaufreibende Telefonanrufe und Faxe bei der Pflegesuche ersetzen kann."

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