Ein Airbus A320 der Lufthansa fährt am Flughafen München über das Rollfeld.
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Ein Airbus A320 der Lufthansa fährt am Flughafen München über das Rollfeld.

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Lufthansa streicht am Mittwoch fast alle Flüge ab München

Die Lufthansa stellt wegen des Warnstreiks ihres Bodenpersonals am Mittwoch in München und Frankfurt den Flugverkehr fast ein. Schon ab heute werde es zu Flugabsagen kommen, so die Airline. Insgesamt fallen fast 1.000 Flüge aus.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Von heute bis Freitag wird es bei der Lufthansa zu zahlreichen Flugausfällen kommen. Ursache ist ein Warnstreik des Bodenpersonals von Mittwoch 3:45 Uhr bis Donnerstag um 6:00 Uhr. Ausgerufen wurde er von Verdi. Die Gewerkschaft hat die rund 20.000 Bodenbeschäftigten zu flächendeckenden Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um Druck in den laufenden Gehaltsverhandlungen aufzubauen.

134.000 Passagiere von den Warnstreiks betroffen

Insgesamt hat die Lufthansa jetzt in den vier Tagen über 1.000 Flüge gestrichen, das betrifft rund 134.000 Passagiere, wie der Konzern mitteilte. In München und Frankfurt wird so gut wie kein Flugzeug mehr abheben. Betroffen sind neben den beiden Drehkreuzen auch Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln. Der Lufthansa-Konzern unterhält dort meist kleinere Einheiten, die ihre Dienstleistungen auch anderen Airlines anbieten.

In Frankfurt müssen insgesamt 678 Flüge gestrichen werden, wie die Lufthansa mitteilte - 32 davon bereits heute (am Dienstag) und 646 am Mittwoch. Betroffen seien voraussichtlich 92.000 Fluggäste. Am Drehkreuz in München müssen demnach insgesamt 345 Flüge gestrichen werden, davon 15 bereits heute und 330 am Mittwoch. Betroffen seien voraussichtlich 42.000 Fluggäste. Einzelne Flugausfälle und Verspätungen seien auch am Donnerstag und Freitag noch möglich.

Der Flughafen Nürnberg ist dagegen offenbar nicht von dem Warnstreik betroffen.

Da im Luftverkehr an allen Ecken und Enden Personal fehlt, musste die Airline bisher schon - unabhängig von dem Warnstreik - rund 6.000 Flüge mit mehreren Hunderttausend Passagieren im Sommer streichen und umbuchen.

Auch Passagiere anderer Fluggesellschaften könnten vom dem Warnstreik betroffen sein

Auch andere Airlines könnten von dem Ausstand bei der Lufthansa betroffen sein. Die Vernetzung in der Branche ist eng, und Lufthansa-Töchter bieten auch anderen Fluggesellschaften zahlreiche Dienstleistungen an. Fällt da etwas Wichtiges weg, dann können auch andere Flieger nicht abheben. Unklar ist aber, wer in welchem Umfang betroffen sein wird - das kann sich teils auch kurzfristig herausstellen. Auch Flugpassagiere anderer Gesellschaften sollten sich also vorab erkundigen, ob ihr Flug betroffen ist.

Ohne Umbuchung nicht an den Flughafen kommen

Die Lufthansa erklärte, von Streichungen betroffene Fluggäste würden "umgehend" informiert und nach Möglichkeit auf alternative Flüge umgebucht. "Allerdings sind die dafür verfügbaren Kapazitäten sehr begrenzt", warnte die Airline.

Passagiere ohne Umbuchungen sollten nicht zu den Flughäfen kommen, weil dort "nur wenige oder gar keine" Serviceschalter geöffnet sein werden, warnte das Unternehmen. Die Lufthansa warnte auch Umsteiger davor, ohne Anschlussflug an die deutschen Drehkreuze zu fliegen. Es bestehe die Gefahr, dass die Gäste dort für mehrere Stunden oder Tage nicht weiterreisen könnten.

Lufthansa: Warnstreik belastet Neubeginn nach Corona

Der erste Streik bei Lufthansa nach dem Corona-Schock kommt vor dem Hintergrund eines teilweise chaotisch verlaufenen Neustarts der Branche. Personalengpässe und eine starke Urlaubsnachfrage haben schon ohne Streiks zu erheblichen Abfertigungsproblemen in diesem Sommer geführt.

Verdi macht dafür vor allem Missmanagement bei Flughäfen und Airlines verantwortlich. Der Lufthansa-Airline-Chef Jens Ritter sieht hingegen die erreichten Fortschritte durch die Streikankündigung in Frage gestellt. Der Ausstand werde Kunden und Personal über den Streiktag hinaus belasten, sagte Ritter auf der Plattform LinkedIn.

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann betonte: "Die frühe Eskalation nach nur zwei Verhandlungstagen in einer bislang konstruktiv verlaufenden Tarifrunde richtet enorme Schäden an. Das betrifft vor allem unsere Fluggäste in der Hauptreisezeit. Und es belastet unsere Mitarbeitenden in einer ohnehin schwierigen Phase des Luftverkehrs zusätzlich stark."

Verdi geht von hoher Beteiligung am Lufthansa-Warnstreik aus

Die Gewerkschaft Verdi rechnet am Mittwoch mit einer sehr hohen Beteiligung. Das habe sich gezeigt, als die Lufthansa in den einzelnen Abteilungen versucht habe, die Einsatzbereitschaft abzuprüfen, sagte Verdi-Streikleiter Marvin Raschinsky. Er erwarte zudem Auswirkungen auf Fluggesellschaften außerhalb der Lufthansa, da die bestreikten Einheiten auch Dienstleistungen für andere verrichteten.

Der Ferienflieger Condor muss nach eigenen Angaben bislang keine Flüge streichen. Umsteiger, die eigentlich mit Lufthansa-Flügen anreisen sollten, würden gebeten, auf die Bahn umzusteigen. Man arbeite am Boden nicht mit Lufthansa-Gesellschaften zusammen, sagte eine Condor-Sprecherin.

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