Das Fliegen ist die klimaschädlichste Art der Fortbewegung.
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Wasserstoff steht noch nicht lange im Fokus der großen Flugzeugbauer.

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Klimaschutz: Der Traum vom emissionsfreien Fliegen

Die Reiselust der Menschen ist trotz Pandemie ungebrochen. Doch für das Klima ist der Flugverkehr wegen des hohen CO2-Ausstosses schädlich. Große Hoffnung liegt deshalb auf Wasserstoff als Energieträger. Gibt es bald Wasserstoff-Flugzeuge?

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Fliegen ist die klimaschädlichste Art der Fortbewegung. Der Anteil der Luftfahrt am CO2-Ausstoß beträgt zwischen zweieinhalb und drei Prozent – je nach Quelle. Doch nicht immer können alternative Transportmittel genutzt werden.

Wasserstoff - Hoffnungsträger der nachhaltigen Luftfahrt

Dieses Dilemma will Josef Kallo mit seinem Team lösen. Kallo ist Professor für Energiewandlung und -speicherung und will das Fliegen revolutionieren. Um in Zukunft fliegen zu können, ohne dabei CO2 freizusetzen, hat Kallo sein eigenes Unternehmen gegründet: Mit der Firma H2Fly entwickelt er ein Flugzeug, das mit einem der großen Hoffnungsträger der nachhaltigen Luftfahrt angetrieben wird: Wasserstoff. Dieser kann enorme Mengen Energie erzeugen. Doch die Technik ist komplex.

"Wir müssen definitiv schauen, dass wir die Luft elektrifizieren. Und unser Weg ist diese Elektrifizierung mit Wasserstoff zu realisieren." Josef Kallo, Professor für Energiewandlung und -speicherung

Weltweit waren bislang nur wenige mit Wasserstoff betriebene Flugzeuge in der Luft. "Man findet nicht oft Piloten, die sowohl in der Brennstoffzelle eingewiesen sind, als auch gut mit dem Flugzeug umgehen können", erklärt Kallo. "Ich glaube, alles in der Luftfahrt läuft auf Wasserstoff hinaus", sagt Testpilot Pawel Adamczuk. "Diese Technologie hat Zukunft. Ich bin froh, ein Teil von dieser Entwicklung zu sein."

Wasserstoff steht noch nicht lange im Fokus der Flugzeugbauer. Airbus will bis 2035 ein Flugzeug mit Wasserstoffantrieb an den Start bringen. Kallo will viel schneller sein. Er glaubt, dass man mit Wasserstoff auf dem richtigen Weg ist, nicht nur beim Fliegen, sondern in der Energieversorgung allgemein.

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Sein Wunsch: Deutschland solle Vorreiter beim emissionsfreien Fliegen werden. Und das könne nur mit Wasserstoff gelingen, sagt Josef Kallo.

Hoffnungsträger für nachhaltige Luftfahrt

Wasserstoff ist hochreaktiv, die Sicherheitsanforderungen daher hoch, erklärt Ingenieur Thomas Janke. "CO2 gar nicht erst entstehen lassen, indem wir mit Wasserstoff oder Wasserstoffbrennstoffzellen fliegen würden, das ist mein großer Traum und es ist super für mich, an diesem Traum direkt hauptberuflich zu arbeiten", fügt Janke hinzu.

Wasserstoff hat eine enorme Energiedichte. Das macht ihn zu einem Treibstoff mit hohem Wirkungsgrad. Als einziges Abfallprodukt entsteht beim Flug Wasser – dank der Brennstoffzelle. "Wir wollen nachhaltige Luftfahrt. Und mir war das bei der Jobsuche sehr wichtig" sagt Ingenieurin Charifan Osso. "Neue Technologien zu entwickeln, war schon immer in der Geschichte das, was einen Wandel hervorgerufen hat."

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Wasserstoff: Große Flugzeugbauer können noch wenig vorweisen

Das Team von H2Fly arbeitet mit einem Budget von mehreren Millionen Euro. Das ist geradezu nichts im Vergleich zu großen Flugzeugbauern wie Airbus und Boeing. Die aber können noch wenig vorweisen.

Am Wasserstoff in der Luftfahrt forschen nur wenige Unternehmen. Weltweit war Josef Kallo der erste, der ein Wasserstoff-Flugzeug zum Starten gebracht hat. Das war 2009 – der Flug dauerte keine zehn Minuten. Mit den neuen, viel leistungsfähigeren Brennstoffzellen will er fünf Stunden in der Luft bleiben und dabei 1.000 Kilometer zurücklegen können. Die Hy4 ist das erste viersitzige Passagierflugzeug, das ausschließlich mit einem Brennstoffzellen- und Batteriesystem angetrieben wird. "Jetzt geht es darum, die Grenzen auszuloten", sagt Kallo.

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Die Ingenieure bei der Arbeit: Gemeinsam entwickeln sie ein Flugzeug, das mit Wasserstoff angetrieben wird.

Gerade in der Luftfahrt geschieht Veränderung in kleinen Schritten. Das Team um Josef Kallo muss nun den Beweis liefern, dass Flüge mit Wasserstoff Zukunft haben. Lange war der Professor für seine Vision belächelt worden, doch jetzt wendet sich das Blatt. Jüngst bekam er eine Förderung vom Ministerium für Wirtschaft. Nun muss er allerdings noch Fachkräfte finden, diese werden händeringend gesucht.

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