Institute erwarten 2023 Rezession der deutschen Wirtschaft (Symbolbild)
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Institute erwarten 2023 Rezession der deutschen Wirtschaft (Symbolbild)

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Institute erwarten 2023 Rezession der deutschen Wirtschaft

Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute erwarten wegen der Energiekrise ein Einbrechen der Konjunktur im kommenden Jahr. In ihrem Herbstgutachten rechnen sie 2023 im Jahresdurchschnitt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent.

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Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute erwarten angesichts der Energiekrise für das Jahr 2023 ein Einbrechen der Konjunktur. Die Wirtschaft rutsche wegen der Energiekrise im Winterhalbjahr in eine konjunkturelle Talsohle und werde dann schrumpfen, erklärten die Regierungsberater in ihrem Herbstgutachten mit dem Titel "Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust".

Ukraine-Krieg drückt auf die Wirtschaftsleistung

Für dieses Jahr erwarten die Fachleute nur noch ein Wirtschaftswachstum von rund 1,4 Prozent und für 2023 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um etwa 0,4 Prozent. Erst 2024 dürfte die Wirtschaft demnach wieder 1,9 Prozent wachsen und sich somit aus der Rezession lösen.

Im Frühjahr hatten die Institute für 2022 noch mit einem Wachstum von 2,7 und für 2023 von 3,1 Prozent gerechnet. Wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und den Auswirkungen auf die Energie-, Rohstoff- und Verbraucherpreise schraubten die Institute ihre Schätzung nun allerdings deutlich zurück. So falle die Wirtschaftsleistung 2022 und 2023 insgesamt um 160 Milliarden Euro niedriger aus, als noch im Frühjahr erwartet.

Beklemmendes Risikoszenario wegen Gasmangellage

Die Wirtschaftsforscher entwerfen sogar ein Risikoszenario - hervorgerufen durch eine Gasmangellage, einen kalten Winter und fehlende Einsparungen beim Energieverbrauch - bei der es 2023 zu einem Konjunktureinbruch um stattliche 7,9 Prozent käme. Das wäre deutlich mehr als in der Finanzkrise und im ersten Corona-Jahr 2020. Unter diesen Umständen dürfte das BIP dann auch 2024 noch um 4,2 Prozent schrumpfen.

Mit einem Gasmangel rechnen die Institute dagegen derzeit allerdings nicht. "Im Mittel ist keine Gasknappheit in Deutschland zu erwarten im kommenden Winter", sagte Konjunkturchef Torsten Schmidt vom Essener RWI-Institut. Die Versorgungslage bleibe aber äußerst angespannt.

"Wohlstandsverlust" durch teure Energie

Auch bei einer relativ günstigen Entwicklung rechnen die Institute für Deutschland jedoch mit einem "permanenten Wohlstandsverlust". Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, die im kommenden Jahr weiter ansteigen dürften, sorgten "für deutliche Kaufkraftverluste", sagte Torsten Schmidt. Es komme zu einem "massiven gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftentzug".

Die Lage werde sich im kommenden Jahr noch verschlechtern, da die höchsten Verbraucherpreise für Energie erst Mitte 2023 erwartet würden, sagte Schmidt. Erst 2024 werde sich der private Konsum wieder erholen. Sowohl einkommensschwache Haushalte als auch Unternehmen seien "deshalb auf weitere Unterstützung der Politik angewiesen". Bei den Firmen dürfe es jedoch nicht zu dauerhaften Subventionen kommen.

Inflation legt weiter zu

Die Inflation dürfte nach Einschätzung der Experten im kommenden Jahr die Marke von im Schnitt 8,8 Prozent erreichen - nach 8,4 Prozent in diesem Jahr. Erst 2024 werde "allmählich wieder" die Marke von zwei Prozent erreicht, Preissteigerungen von 2,2 Prozent seien dann zu erwarten.

Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose stammt vom Essener RWI, Münchner Ifo, Kieler IfW und dem IWH aus Halle. Das Berliner DIW pausiert derzeit und will erst 2023 wieder am Gutachten mitarbeiten. Das Papier dient als Grundlage für die Konjunkturprognose der Regierung, die wiederum als Basis für die Aufstellung der Haushalte der öffentlichen Hand gilt.

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