An einem Marktstand wird mit Bargeld eingekauft.
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Inflation noch lange nicht besiegt: 5,9 Prozent Teuerung 2023

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Inflation noch lange nicht besiegt: 5,9 Prozent Teuerung 2023

Die Inflation ist in Deutschland auch 2023 noch sehr hoch gewesen. Gegenüber dem Rekordjahr 2022 sank die Teuerungsrate allerdings etwas. Entwarnung gibt es allerdings noch nicht. Vor allem Lebensmittel bleiben teuer.

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Die Inflationsrate im Jahr 2023 ist im Vergleich zu 2022 wieder etwas gesunken. Mit 5,9 Prozent sind die Verbraucherpreise im Gesamtjahr 2023 im Schnitt aber immer noch deutlich gestiegen. Das ist zwar nicht mehr ganz so viel wie 2022, als es sogar 6,9 Prozent waren. Aber es ist der zweithöchste Wert, den das Statistische Bundesamt seit der deutschen Wiedervereinigung gemessen hat.

Bezogen auf den Monat Dezember betrug der Preisauftrieb zum Vorjahresmonat 3,7 Prozent bundesweit und in Bayern 3,4 Prozent. Ihren Höhepunkt hat die Inflation aber schon vor mehr als einem Jahr überschritten.

2024 dürfte die Inflation in Deutschland zunächst hoch bleiben

Doch auch 2024 bleibt es für Verbraucherinnen und Verbraucher spannend. Denn so richtig runter geht die Teuerung immer noch nicht. Kurz vor dem Jahreswechsel legten einige Preise erneut besonders kräftig zu. Betroffen sind vor allem Lebensmittel und Fernwärme.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es im Dezember 2023 allerdings einen statistischen Sondereffekt. Zum Jahresende 2022 hatte der Bund einmalig die monatliche Energie-Abschlagszahlungen von Privathaushalten für Erdgas und Fernwärme übernommen und damit eine allgemeine Kostenentlastung durchgeführt. Das war im November 2022 noch nicht der Fall, weshalb die Vergleichsbasis sich im Folgemonat Dezember nach unten verschob und umgekehrt im Folgejahr zu einem höheren Wert für die Teuerung führte.

Auch in Bayern zum Jahresende vieles noch einmal extra teuer

Auch im Freistaat legte die Inflationsrate im Dezember wieder zu: von 2,8 Prozent im November auf 3,4 Prozent, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Im direkten Monatsvergleich November 2023 zu Dezember 2023 stellte das Statistische Landesamt in Fürth einen Anstieg um 0,1 Prozent fest. Dabei verteuerten sich die Nahrungsmittelpreise um 0,2 Prozent - von November auf Dezember gerechnet.

Billiger als im November 2023 waren in Bayern vor allem Heizöl (- 4,2 Prozent), Kraftstoffe (- 4,1 Prozent) und Erdgas (- 1,0 Prozent). Eine Ausnahme von den sinkenden Energiepreisen machten vor allem einige Stadtwerke mit ihren Fernwärmenetzen.

Abwärtstrend der Inflation seit November 2022 erstmals unterbrochen

Insgesamt wurde der starke Abwärtstrend bei der Inflation seit November 2022 damit zumindest unterbrochen. Zwölf Monate lange war die Teuerung von 9,2 Prozent im Freistaat bis auf 2,8 Prozent zurückgegangen. Aktuell ist nun wieder mit einem stärkeren Preisauftrieb zu rechnen.

Ende staatlicher Maßnahmen führt zu höheren Preisen

Denn im neuen Jahr ist seit Januar auch wegen Steueranpassungen und anderen staatlichen Abgaben mit einigen Erhöhungen zu rechnen. So fällt in der Gastronomie die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer wieder weg, so dass die Essensumsätze in den Gaststätten jetzt wieder mit 19 Prozent statt mit sieben Prozent besteuert werden.

Daneben erhöhten Bund, Länder und Kommunen zum Jahreswechsel zahlreiche Gebühren und Abgaben. Von Senkungen ist in dieser Hinsicht so gut wie nichts bekannt. So wurde das Versprechen, die Grunderwerbsteuern der Länder für Immobilienkäufer zu senken, erneut vertagt und die Verantwortung dafür zwischen Bund und Ländern erneut hin zu hergeschoben.

Der Staat fährt Hilfen zurück

Außerdem hatte der Bund 2023 mit Hilfe von staatlichen Preisbremsen für Strom und Gas sowie einem auch dort reduzierten Mehrwertsteuersatz die Inflation im Energiebereich eingedämmt. Diese Maßnahmen sollten ursprünglich bis April 2024 weitergehen und sind nun schon zum Jahreswechsel vorzeitig beendet worden. Ein Grund dafür war die angespannte Haushaltslage nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse.

Höhere CO2-Abgabe nur aufgeschoben, nicht aufgehoben

Außerdem wurden die CO2-Abgaben auf alle Verbrennungsvorgänge erhöht, bei denen das klimaschädliche Kohlendioxid freigesetzt wird. Das wirkt sich auf Energiepreise und Produktionskosten der Unternehmen aus, die den Mehraufwand, der damit verbunden ist, zumindest teilweise auf die Verbraucherpreise umlegen werden.

Die Erhöhung dieser CO2-Abgabe war schon länger EU-weit vorgesehen und wegen der Ukraine-Krise und den hohen Energiepreisen zunächst ausgesetzt worden als Maßnahme auch zur Eindämmung der Inflation.

Inflationsausgleichsprämie der Arbeitgeber bis Ende 2024 möglich

Was es auch bis Ende 2024 noch gibt, ist die Möglichkeit für Arbeitgeber, ihren Beschäftigten bis zu 3.000 Euro zusätzlich als Inflationsausgleichsprämie zu zahlen - ohne Steuern und Sozialabgaben. Wer diese Prämie 2023 schon in vollem Umfang bekommen hat, kann nicht mehr davon profitieren.

Schon 2023 ein schwieriges Jahr für deutsche Konsumenten

Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland sind seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs Anfang 2022 besonders stark von der Inflation betroffen, die in den meisten anderen EU- und Euroländern deutlich niedriger ausfiel. Das hängt vor allem mit der besonders hohen Abhängigkeit von russischen Energielieferungen wie dem billigen Pipeline-Gas zusammen. Dieses Erdgas muss nun zu einem großen Teil durch verflüssigtes LNG per Tankschiff angeliefert werden, was unterm Strich in etwa zu einer Verdoppelung der Gaspreise für Privathaushalte geführt hat.

Entspannung bei Öl- und Strompreisen erwartet

Auch die Strompreise waren indirekt in Deutschland an diesen Gaspreis gekoppelt wegen des sogenannten Merit Order-Prinzips an der Energiebörse EEX. Dabei wird für die Lieferung der gesamten bestellten Energiemenge stets der höchste Preis veranschlagt, der zur Erzeugung eines Teils davon noch erforderlich war, zum Beispiel bei der Stromerzeugung in einem Gaskraftwerk.

Andere Länder wie Frankreich und Spanien haben ihre Privathaushalte vor solchen Börsenpreisen weitgehend bewahrt. Mit einem EU-weiten Abkommen sollen nun auch deutsche Gas- und Stromkunden vor exzessiven Marktpreisen und deren Folgen besser geschützt werden. Das könnte ab 2024 positive Folgen haben, also einen extremen Preisauftrieb hier verhindern.

Hinzukommt, dass sich die Versorgungslage bei Erdöl und Rohölprodukten aus den Raffinerien wie Kraftstoffen und Heizöl trotz der Wirtschaftssanktionen gegen Russland und trotz der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten seit 2022 deutlich entspannt hat. Es wird auch für 2024 eher mit sinkenden als mit deutlich steigenden Ölpreisen gerechnet wegen eines weltweiten Überangebots.

Größtes Preisproblem wohl weiterhin die Lebensmittel

Weniger optimistisch sind Experten bei den Preisen für Nahrungsmittel, die in Deutschland ebenfalls besonders stark gestiegen sind. Das hängt zum einen damit zusammen, dass für die Herstellung zahlreicher Lebensmittel wie etwa Milchprodukte oder Brot sehr viel Energie benötigt wird, die eben bei uns besonders teuer ist.

Zum anderen kosten Nahrungsmittel wegen der globalen Krisen immer noch deutlich mehr als vor dem Ukraine-Krieg mit den russischen Behinderungen zahlreicher Lieferungen wie von Getreide. Dazu trägt auch der Klimawandel bei mit zunehmenden Missernten wegen der besonders heißen und trockenen Sommermonate. Dazu gehört die Verödung ganzer Landstriche, die vorher fruchtbare Flächen waren für Ackerland und Weidewirtschaft, vor allem im globalen Süden.

Am deutlichsten spürbar sind die gestiegenen Preise, wenn es um Nahrungsmittel geht.
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Am deutlichsten spürbar sind die gestiegenen Preise, wenn es um Nahrungsmittel geht.

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