Frau mit Einkaufszettel
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Was bedeutet die steigende Inflation für meine Alltagsprodukte?

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Inflationsrechner: Diese Produkte wurden besonders teurer

Neben den Energiekosten steigen vor allem die Preise für Nahrungsmittel. Wissen Sie, welcher Artikel auf Ihrer Liste fast doppelt so teuer ist, wie noch 2021? Ein interaktiver Rechner zeigt, wie sehr sich die Inflation auf Ihren Einkauf auswirkt.

Die aktuell hohe Inflation belastet viele Haushalte. Das fängt bereits beim wöchentlichen Einkauf an. Es sind aber nicht alle Lebensmittel und Verbrauchsgüter gleichermaßen betroffen. Ob Ihre “persönliche Inflation” also deutlich unter oder über der offiziellen Inflationsrate liegt, hängt davon ab, was in Ihrem Einkaufswagen landet.

Mit diesem interaktiven Rechner können Sie sehen, was die aktuelle Entwicklung für Sie bedeutet. Wählen Sie dazu aus der Liste die Dinge aus, die Sie normalerweise in Ihren Einkaufswagen legen. Der Rechner zeigt Ihnen dann, wieviel teurer jeder Artikel durchschnittlich geworden ist und wieviel mehr Sie heute im Schnitt für Ihren Einkauf zahlen:

Inflationsrechner für den Einkauf

Steigende Inflation: Kosten für Nahrungsmittel und Energie hauptverantwortlich

Fast alle Waren, die in unserem interaktiven Rechner zur Auswahl stehen, sind im Vergleich zum Vorjahr teurer geworden. Sie tragen damit maßgeblich zum Anstieg der allgemeinen Teuerungsrate, der Inflation, bei. Diese wird einmal monatlich vom Statistische Bundesamt für ganz Deutschland berechnet. Dabei wird ermittelt, wie sich die Preise für “typische” Güter und Dienstleistungen bei privaten Haushalten verändern. In diesem großen “Warenkorb” werden zum Beispiel Ausgaben für Kinobesuche, Nahrungsmittel, Bekleidung, das Tanken und vieles mehr betrachtet.  Dabei werden in verschiedenen Regionen bei verschiedenen Händlern “Durchschnittspreise” errechnet.

Außerdem wird über ein Wägungschema, also eine Gewichtung, berücksichtigt, wie sehr Haushalte ein Produkt nachfragen. Milch kaufen Menschen zum Beispiel häufiger ein als einen neuen Fernseher. Manche Produktgruppen oder Dienstleistungen sind in der Vergangenheit auch deutlich günstiger geworden, zum Beispiel Telekommunikationsdienstleistungen. Wenn Verbraucher unterm Strich für die gleichen Produkte und Dienstleistungen mehr zahlen müssen als im Vorjahr, spricht man von Inflation.

Die folgende Grafik zeigt, welche Warengruppen aktuell am stärksten an der steigenden Inflation beteiligt sind:

Grafik: Inflation nach Warengruppen

Wie der Rechner zeigt, kann die Preissteigerung, die man persönlich hinnehmen muss, davon allerdings deutlich abweichen. Ob jemand ein Auto besitzt oder eben nicht, Kinder hat, zur Miete wohnt oder im Eigenheim, sich vegetarisch ernährt, zur Arbeit pendeln muss, jünger oder älter ist, in der Stadt wohnt oder auf dem Land, gerne ins Restaurant geht – all das sind Faktoren, die die “persönliche Inflation” beeinflussen. 

Krieg in der Ukraine verschärft Entwicklung

Obwohl die Inflationsrate bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 anstieg, verschärfte insbesondere der Überfall Russlands auf die Ukraine die Situation. Bei den Energieträgern sind vor allem die explodierten Gaspreise verantwortlich, hervorgerufen durch die gedrosselten Lieferungen aus Russland.

Bei den Nahrungsmitteln stechen die folgenden Güter besonders heraus:

Grafik: Teuerungsraten von Lebensmitteln

Auch hier bildet der Krieg in der Entwicklung eine Zäsur: Russland und die Ukraine fallen als wichtige Herkunftsländer für Getreide, Mais und Ölsaaten wie Sonnenblumenöl weitgehend aus. Trotzdem ist der Zusammenhang oft weniger direkt als etwa beim Gas: Preisanstiege ergeben sich oftmals nicht aus einem direkten Mangel, sondern auch, weil die Märkte die Gefahr von Engpässen in der Zukunft sehen.

Komplexe Zusammenhänge bestimmen, welche Produkte teurer werden

Weizen etwa wird in Deutschland so gut wie gar nicht aus der Ukraine importiert. Der Weizenpreis wird aber an den internationalen Börsen für Agrarrohstoffe gemacht. Wenn dort ein wichtiger Lieferant ausfällt, steigen weltweit die Preise. Dass in Deutschland das Getreide etwa für Mehl genauso ausreichend verfügbar ist wie vor dem Krieg, spielt dann keine Rolle.

Auch Milch und Butter werden nicht aufgrund fehlender Lieferungen teurer – vielmehr sind im Zuge des Krieges viele Positionen im Erzeugungsprozess teurer geworden. Besonders die gestiegenen Gas- und Stromkosten schlagen bei der energieintensiven Produktion von Milchprodukten zu Buche, aber auch Dieselkraftstoff und Futtermittel.

Beim Sonnenblumenöl nimmt die Ukraine tatsächlich eine wichtige Sonderrolle ein – die Ausfälle dort sind nicht so einfach auszugleichen. Verschärft wird der Preisanstieg aber durch einen künstlichen Mangel, den die Verbraucher selbst hervorgerufen haben: Zu Beginn des Krieges wurde viel mehr Öl, als tatsächlich benötigt, gekauft – aus Angst vor künftigen Preiserhöhungen und Lieferausfällen.

Folgen der hohen Inflation in ganz Europa spürbar

Die Inflationsrate wird nicht nur für Deutschland ermittelt, sondern auch für den Euroraum und die gesamte EU. Ein moderater Preisanstieg über Jahresfrist in Höhe von 2 Prozent ist der Zielwert der Europäischen Zentralbank, EZB. Bereits im August dieses Jahres lag die Preissteigerung in der EU aber schon bei über 10 Prozent. Verbraucher müssen also im Schnitt 10 Prozent mehr für Waren und Dienstleistungen ausgeben.

Eine so hohe Inflation kann eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen: Arbeitnehmer setzen bei ihren Arbeitgebern deutlich höhere Löhne durch, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten bestreiten zu können. Unternehmen erhöhen in der Folge die Preise für Ihre Waren, um die gestiegenen Löhne zu zahlen. Arbeitnehmer benötigen noch höhere Löhne, um die weiter gestiegenen Preise zu zahlen. Die Spirale dreht sich immer weiter. 

Über die Daten

Grundlage der Grafiken und des interaktiven Rechners sind Daten, die die Preisentwicklung anhand sogenannter Indexzahlen beschreiben. Sie stammen vom Statistischen Bundesamt. Um zu diesen Indexzahlen zu kommen, legt das Statistische Bundesamt einen Warenkorb fest. Er umfasst etwa 650 ausgewählte Waren und Dienstleistungen und soll den durchschnittlichen Verbrauch der deutschen Privathaushalte widerspiegeln. Von diesen Güterarten ermittelt die Behörde dann monatlich viele Einzelpreise aus dem ganzen Bundesgebiet.

Das mittlere Preisniveau eines bestimmten Jahres (aktuell 2005) wird als Bezugspunkt festgelegt: 2005 = 100. Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichen Indexzahlen geben an, wo der mittlere Preis einer Ware gegenüber diesem Bezugspunkt liegt. (103 = Preisniveau ist gestiegen, 98 = Preisniveau ist gesunken.)

Aus den Indexzahlen der Güter im Warenkorb wird der sogenannte Verbraucherpreisindex ermittelt. Allerdings werden nicht alle Posten gleichwertig eingerechnet – ein Wägungsschema legt fest, welche Ware und Dienstleistungen stärker gewichtet werden. Die Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat bzw. zum Vorjahr wird als Teuerungs- oder Inflationsrate bezeichnet.

In den Überblicksgrafiken werden die vom Statistischen Bundesamt ausgegebenen Indizes verwendet – die Mittelwerte je Kategorie sind dabei nach dem erwähnten Wägungsschema gewichtet. Im Rechner wird dagegen ein einfacher Mittelwert zwischen den einzelnen Verbraucherpreisindizes der niedrigsten Ebene (Geflügelfleisch, Kakao etc.) ohne Gewichtung gebildet.

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