Die Kugelbahn Kullerbü ist in Nürnberg während der Internationalen Spielwarenmesse am Stand von Haba zu sehen. Der oberfränkische Spielwarenhersteller Haba Sales GmbH & Co. KG hat beim Amtsgericht Coburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann

Der insolvente Spielzeughersteller Haba mit Sitz in Bad Rodach im Landkreis Coburg will sich bis Anfang Dezember neu aufstellen.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Wie es beim insolventen Spielzeughersteller Haba weitergeht

Die Betroffenheit ist groß in Coburg und weit darüber hinaus: 700 Stellen will der insolvente Spielzeughersteller Haba streichen. Bis Anfang Dezember soll eine Einigung mit dem Betriebsrat erzielt werden. Erst dann kann es weitergehen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der insolvente Spielzeughersteller Haba mit Sitz in Bad Rodach im Landkreis Coburg will sich bis Anfang Dezember neu aufstellen. Wie das Unternehmen mitteilt, sei man zuversichtlich, dass die entsprechenden Gespräche mit dem Betriebsrat bis dahin zu einer Einigung führen werden. Haba plant den Abbau von rund 700 Stellen. Nur etwas mehr als 1.000 Mitarbeiter sollen bleiben.

Mitte September hatte Haba einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Eine Einigung mit dem Betriebsrat sei dafür unerlässlich, heißt es jetzt. Erst danach könne das Sanierungskonzept umgesetzt werden, so Geschäftsführer Mario Wilhelm. Und erst danach wolle man auch weitere Informationen dazu kommunizieren.

Haba streicht 700 Stellen und Modemarke Jako-o

Im Zuge der Neuausrichtung hatte die Haba Familygroup Anfang Oktober einen bereits im Sommer angekündigten Stellenabbau konkretisiert. Damals wurde auch klar: Der Standort Eisleben in Sachsen-Anhalt hat unter dem Dach des Unternehmens keine Zukunft mehr. Wegen Sicherheitsmängel war die Produktion von Schulmöbeln dort zuletzt für drei Wochen unterbrochen worden.

Mittlerweile läuft der Betrieb in Eisleben aber wieder. Mehrere Investoren hätten zwischenzeitlich ihr Interesse bekundet, den Standort Eisleben auch künftig fortführen zu wollen. Ein weiterer großer Einschnitt im Zuge der Insolvenz: Haba stellt auch Jako-o ein , die Modemarke für Kinder und Babys - Anfang 2024 soll Schluss sein.

Holzspielzeug und Möbel: Rückbesinnung aufs Kerngeschäft

Zur Begründung heißt es, der Geschäftsbereich Jako-o habe aufgrund der langwierigen wirtschaftlichen Probleme keine Zukunft. Um Kräfte in der schwierigsten Zeit der mehr als 85 Jahre langen Firmengeschichte zu bündeln, wolle man sich auf die Bereiche "Haba" und "Haba Pro" konzentrieren. Das bedeutet, dass sich der Spielwarenhersteller wieder verstärkt auf die Kernprodukte Holzspielzeug und Ausstattung von Kitas und Kindergärten besinnen wolle.

Die Gewerkschaft IG Metall hatte der Unternehmensspitze bereits im Sommer massive Managementfehler unterstellt. Auch die Gesellschafterversammlung habe dabei zu lange zugesehen und Missstände nicht wahrhaben wollen. Das Unternehmen selbst hatte im Frühjahr neue Führungskräfte installiert und zugegeben, in den vergangenen Jahren einige Entscheidungen getroffen zu haben, die sich im Nachhinein als falsch herausgestellt hätten.

Jeder dritte Arbeitsplatz in Bad Rodach ist bei Haba

Seitens der Politik zeigte man sich zuletzt entsetzt über den Kahlschlag bei einstigen Musterunternehmen. Eigentlich hätte Haba Großes vorgehabt – die Pläne für eine neue Produktionsstätte seien bereits weit fortgeschritten gewesen. Tobias Ehrlicher (SPD), Bürgermeister von Bad Rodach, sprach daher auch von einem "schweren Schlag" für die oberfränkische Kleinstadt. Haba ist nicht nur der größte Arbeitgeber in Bad Rodach, sondern im gesamten Landkreis Coburg. Mehr als jeder dritte Arbeitsplatz in dem 7.000-Einwohner-Ort Bad Rodach findet sich bislang bei Haba.

Dieser Artikel ist erstmals am 14. November 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!