Münchens Zentrum mit Immobilien in Top-Lage von oben
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Münchens Zentrum von oben (Symbolbild)

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Geldwäsche in München: Libanons Ex-Zentralbankchef im Verdacht

330 Millionen Dollar aus dem Libanon sollen über Briefkastenfirmen auf den British Islands gewaschen worden sein. Das Geld floss auch in die bayerische Landeshauptstadt. Der Hauptverdächtige ist der ehemalige Chef der Libanesischen Zentralbank.

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Mit einer gepanzerten Fahrzeugkolonne durch Beirut, begleitet von schwer bewaffneten Sicherheitsleuten, so beschrieb die Staatsanwaltschaft München I heute vier Reisen in den Libanon 2023. Man habe sich Gedanken machen müssen, "wie man heil vom Flughafen zum Justizpalast und auch wieder zurück kommt", so Oberstaatsanwältin Anne Leiding, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I.

Zentralbankchef des Libanon im Zentrum der Ermittlungen

Nach einem Rechtshilfeersuchen der libanesischen Generalstaatsanwaltschaft PGCG im Mai 2021 beginnt in München ein Finanzkrimi. Die libanesischen Behörden ermitteln wegen des Verdachts schwerer Unterschlagung, nachdem sie zuvor von Schweizer Behörden über verdächtige Transaktionen informiert worden waren.

Anne Leiding erläutert, "dass Gelder, die eigentlich dem Staat Libanon gehören, ausgerechnet vom Zentralbankchef abgezweigt worden sein sollen. Geld, das natürlich im Libanon fehlt." Deshalb genieße das Verfahren gerade im Libanon hohe Aufmerksamkeit. Auch der Bruder des Zentralbankchefs ist Beschuldigter.

Internationales Ermittlerteam auf der Spur des Geldes

Um die internationalen Ermittlungen zu koordinieren, richtet EUROJUST im Herbst 2021 eine gemeinsame internationale Ermittlungsgruppe ein, ein sogenanntes "Joint Investigation Team" (JIT). Die Münchner Staatsanwaltschaft I ist zusammen mit den anderen Behörden im JIT insgesamt 330 Millionen US-Dollar auf der Spur, die der ehemalige libanesische Zentralbankchef Riad S. veruntreut haben soll. Ein Teil der Gelder, so die Staatsanwaltschaft, sei über Konten verschiedener Gesellschaften, deren Berechtigte stets die beiden Beschuldigten sowie Familienmitglieder seien, über viele Stationen verschleiert worden.

Münchner Immobilien in Top-Lage beschlagnahmt

Das Geld wurde schließlich auch zum Kauf von Immobilien verwendet. 35 Millionen davon landeten in Deutschland. Mit den mutmaßlich unterschlagenen öffentlichen Geldern wurden auch zwei Gewerbeimmobilien in der bayerischen Landeshauptstadt in Top-Lage erworben, die die Münchner Staatsanwaltschaft beschlagnahmt hat.

Nach einem Haftbefehl des Münchner Amtsgerichts ist der ehemalige libanesische Zentralbankchef international zur Fahndung ausgeschrieben.

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