Geldscheine und Münzen
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Tages-und Festgeldangebote locken mit höheren Zinsen - doch bei der Auswahl lauern Fallstricke.

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Kapitalanlage-Risiko: Fallen bei Tages- und Festgeld

Endlich wieder Zinsen für Erspartes? Ja, aber oft bieten etablierte Kreditinstitute auch jetzt noch zu wenig. Deshalb locken Hochzinsangebote aus dem In- und Ausland für Tages- oder Festgeld. Vorsichtige Sparer sollten deren Risiken kennen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

"Bel-Finanz" aus Belgien, "Swiss Investment Solution" aus der Schweiz oder "euro-optizins.de" – nur einige Namen einer Art Wachstumsbranche, wenn es um scheinbar attraktive Alternativen zu schlecht verzinsten Spargroschen geht. Anders als die Platzhirsche mit dem bekannten Namen einer deutschen Bank, Sparkasse oder Genossenschaft werben solche Anbieter mit Zinsen bis über vier Prozent und haben leider eines gemeinsam: Aufsichtsbehörden und Verbraucherzentralen warnen eindringlich davor.

Dabei fallen zwei Varianten auf. Die harmlosere wirbt mit Zinsversprechen weit über dem aktuell üblichen Durchschnittszinssatz, den Kreditinstitute zu geben bereit sind. Die Fallstricke folgen dann im Kleingedruckten bei Vertragsbedingungen, Haftung oder Nachteilen bei der steuerlichen Abwicklung.

Kriminell wird es, wenn windige Anbieter versprechen, Festgeldanlagen zu vermitteln, aber nie ein Festgeldkonto für die Anleger eröffnen und das eingezahlte Geld selbst ausgeben. So geschehen bei der Berliner Finanzplattform "zins-monitor.com".

Alarmsignal: Erstaunlich hohe Zinsen

Die Grundregel für solide Sparer lautet: Zinsen sind der Preis für Geld, das Sparer der Bank leihen. Wer sein Kapital aus der Hand gibt, geht ein Gegenparteirisiko ein. Je höher dieses Risiko, desto höhere Zinsen kann der Sparer fordern. Institute, die hohe Zinsen bei kleinem Risiko anbieten, sind entweder bald pleite oder manchmal sogar Betrüger.

"Angebote mit einem erstaunlich hohen Zinssatz sind entweder unseriös oder es handelt sich nicht um Festgeld, sondern um eine riskante unternehmerische Beteiligung." Sibylle Miller-Trach, Verbraucherzentrale Bayern

Wie unseriöse Anbieter vorgehen

Vorsicht vor unseriösen Anbietern, die Sparer zur unvorteilhaften Anlage bewegen wollen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat zusammengestellt, wie sie vorgehen. Unter anderem:

  • Unerbetener Anruf: Ruft jemand unaufgefordert an, um ein Geschäft anzubieten? Gehen Sie auf keinen Fall darauf ein. Solche ungebetenen Anrufe sind verboten.
  • Zeitdruck: Lockt der Anbieter mit einem exklusiven Geschäft, für das Sie sich aber sehr schnell entscheiden müssen? Lassen Sie sich nie drängen!
  • Überweisung ins Ausland: Sollen Sie Geld ins (außereuropäische) Ausland überweisen? Seien Sie besonders vorsichtig.

Warnlisten für Anleger

Damit Anleger nicht völlig wehrlos sind und sich orientieren können, gibt es im Internet Listen mit Anbietern, die negativ aufgefallen sind. Stellt die Aufsicht fest, dass unerlaubt Geschäfte betrieben werden, hat sie umfangreiche Kompetenzen, um die unverzügliche Einstellung und Abwicklung der Geschäfte durchzusetzen.

Zugelassene Anbieter sind in der Unternehmensdatenbank der BaFin abrufbar. Aber gleichzeitig räumt die BaFin ein: "Das heißt aber nicht unbedingt, dass der Prospekt/das Informationsblatt zum angebotenen Produkt seriös ist."

Daher sollten weitere Infoquellen herangezogen werden. Neben Nutzer-Kommentaren und Prüfung der Homepage des Unternehmens lohnt sich auch ein Blick auf die Internetseiten der Verbraucherzentralen. So hat etwa die VZ Brandenburg erst vor kurzem unseriöse Festgeldvermittler enttarnt und damit Anleger vor finanziellem Schaden bewahrt. Die Stiftung Warentest führt zudem fortlaufend eine "Warnliste Geldanlage".

Absolute Sicherheit gibt es nicht

Dabei haben Tages- und Festgeld grundsätzlich den Ruf, relativ sichere Kapitalanlagen zu sein – soweit man von "Sicherheit" seit der Finanzkrise von 2008 und den daraus bis heute folgenden Risiken überhaupt noch reden kann.

Beim Festgeld oder bei Sparbriefen wird das Kapital fest angelegt, mit einem festen Zinssatz und für eine vorher vereinbarte Laufzeit. Diesen Nachteil vermeiden flexible Sparer, wenn sie in Tagesgeld anlegen. Dafür bekommen sie dann aber auch weniger Zinsen. Für Fest- und Tagesgeld spricht gleichermaßen: Grundsätzlich sind solche Anlagen nicht schwer zu verstehen und es ist auch für Finanz-Laien leicht zu berechnen, was man einzahlt und wieder herausbekommt.

Doch Sibylle Miller-Trach von der Verbraucherzentrale Bayern schränkt ein: "Es ist eine sehr sichere Geldanlage, wenn man einige Punkte im Vorfeld beachtet."

Checkliste für die Produktauswahl

Wer sein Geld zur Arbeit schicken und am Feierabend wohlerhalten wieder daheim begrüßen will, muss vorher selber ran. Denn ohne Recherchearbeit für Sparer geht es dabei nicht. Doch die lohnt. BR24 hat eine Checkliste erstellt für alle, die Ihr Kapital sicher und ertragreich parken und keine bösen Überraschungen erleben wollen.

Schritt 1: Umfassend ermitteln, was der Markt bietet

Im Internet finden sich mittlerweile viele Informationsportale, die seriös, kompetent und aktualisiert für eine hinreichende Markttransparenz genutzt werden können. Meist sind sie für Nutzer unentgeltlich, stammen aber teilweise von Anbietern mit werblichem Geschäftsinteresse. Anleger sollten immer damit beginnen, sich mit ihrer Hilfe einen Überblick zu verschaffen.

So gab es Ende Oktober für Tagesgeld von 100 untersuchten Angeboten nach Angaben des Verbraucherportals Biallo.de im Durchschnitt 2,14 Prozent Zinsen. Dabei wird auch eine Anomalie deutlich. Denn momentan bekommen kurzfristige Anlagen mehr Zins als langfristige. Normalerweise ist es genau umgekehrt.

Wer höherverzinsliche Angebote sucht, kommt zum Beispiel mit den kommerziellen Plattformen der Finanzberatung Max Herbst, weltsparen.de, Check24 oder Zinspilot weiter. Die Stiftung Warentest veröffentlicht regelmäßig Festgeldvergleiche mit den besten sicheren Angeboten.

Schritt 2: Alternativprodukte mit betrachten

Doch der Marktvergleich alleine reicht nicht. Nötig ist auch ein Blick auf vergleichbare Anlagealternativen. Und die gibt es. Staatsanleihen haben auch einen festen Zins zum Ende ihrer Laufzeit, sind aber täglich handelbar. Ihre Rendite liegt für zweijährige Bundesanleihen momentan (Stand 4. November 2023) bei 3,15 Prozent. Anders als bei Festgeld bleiben Anleger damit flexibel. Das kann aber auch – wie zurzeit wieder – zum Nachteil werden, wenn ihr Kurs sinkt, weil neu ausgegebene Anleihen höher verzinst werden. Neben diesem Kursrisiko haben Staatsanleihen auch ein Länderrisiko durch Staatspleiten. In schlechter Erinnerung ist etwa die Staatspleite Argentiniens von 2001, infolge derer Anleger noch bis heute auf Rückzahlung hoffen.

Daher werden als Alternative zu Festgeld oder Staatsanleihen auch sogenannte Geldmarktfonds genannt. Auf dem Geldmarkt leihen sich Banken untereinander Geld. Der Zins liegt stets knapp unter dem EZB-Einlagenzins (zurzeit 4 Prozent). Kursschwankungen gibt es nicht, sie sind täglich handelbar und – anders als bei Festgeldkonten – vor einer Bankpleite geschützt. Aber auch Geldmarktfonds haben ein Gegenparteirisiko: Weil die Fondsgesellschaft Pleite gehen kann oder das Management schlecht anlegt.

Schritt 3: Nebenbedingungen prüfen

Höhere Zinsen haben ihren Preis, und der steht oft im Kleingedruckten. Zwar ist ein Zinsversprechen über 4 Prozent auf den ersten Blick verlockend. Doch gilt es bei genauem Lesen der Vertragsbedingungen meist nur für Neukunden, immer nur für einen begrenzten Zeitraum von wenigen Monaten, oft begrenzt in der Höhe, manchmal sind auch mehrere tausend Euro Mindesteinlage nötig. Manchmal verlängert sich der Anlagezeitraum stillschweigend, wenn der Kunde nicht kündigt.

Ein weiterer Fallstrick: Nicht nur die Zinshöhe entscheidet, sondern auch wann die Zinsen gutgeschrieben werden. Denn wer bei längeren Laufzeiten über fünf oder zehn Jahre die Zinsen erst am Laufzeitende auf einen Schlag ausbezahlt bekommt, verzichtet auf den Zinseszins-Effekt. Besser ist es, wenn die Zinsen jährlich aufs Festgeldkonto gutgeschrieben werden und sich mit fortschreitender Laufzeit wieder verzinsen.

Und bei Kapitalanlagen im Ausland kann es steuerlich sehr schnell kompliziert werden, weil die Bank weder einen deutschen Freistellungsauftrag kennt noch die Kapitalertragssteuer automatisch ans deutsche Finanzamt abführt. Darum müssen sich Anleger mühsam selber kümmern, denn Nichtstun ist keine Option, wenn man nicht zum Steuerhinterzieher werden will.

Fazit: Ob sich solche unvorteilhaften Nebenbedingungen wegen ein paar Zehntelprozent Zinsvorteil lohnen, sollten Anleger vor Vertragsabschluss berechnen und abwägen.

Schritt 4: Die Haftungsfrage stellen

Was passiert, wenn der Anbieter pleite geht? Wird eine Bank in der EU insolvent, schützt die gesetzliche Einlagensicherung die Guthaben der Kunden. Gesetzlich abgesichert sind vor allem Kontoguthaben, Festgelder und Spareinlagen von bis zu 100.000 Euro pro Kunde und Institut – jedoch nicht pro Konto. Mehrere Konten bei einem Institut können also ein zusätzliches Risiko sein.

In Ländern, die nicht den Euro eingeführt haben, rechnet die Einlagensicherung in der dortigen Währung. Was dieses Wechselkursrisiko bedeutet, hat das Ratgeberportal Finanztip am Beispiel Schweden ausgerechnet. Dort sind Ersparnisse von 1.050.000 Kronen pro Person und Bank abgesichert. Dies entsprach im März 2023 ca. 93.000 Euro, allerdings kann dieser Gegenwert schwanken. Sollte eine Bank pleitegehen, wird die Entschädigung in fremder Währung gezahlt. Finanztip empfiehlt daher, außerhalb der Eurozone nicht die Grenze der Einlagensicherung auszureizen.

Anleger sollten sich durch die Einlagensicherung trotzdem nicht in Sicherheit wiegen. Was sie im Krisenfall leisten kann, ist ohnehin umstritten. Finanztip empfiehlt nur Institute, die einem gesetzlichen Einlagensicherungsfonds in den wirtschaftsstärksten EU-/EWR-Ländern angehören und außerdem seit mindestens zwei Jahren auf dem deutschen Markt für Einlagenprodukte (wie Tagesgeld oder Festgeld) aktiv sind.

Fazit: Bei der Auswahl besser sorgfältig und solide statt spontan

Wer bei Tages-und Festgeldanlagen einen sicheren und rentierlichen Parkplatz sucht, kommt um den Vergleich von Konditionen nicht herum. Infoportale helfen beim Vergleich und der Auswahl. Je höher das Zinsversprechen, desto höher in der Regel das Risiko oder ungünstiger die Nebenbedingungen.

Dieser Artikel ist erstmals am 11. November 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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