Abgase kommen aus dem Auspuff eines Autos (Symbolbild)
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Dreckigster Diesel fährt trotz Rückruf weiter

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Dreckigster Diesel fährt trotz Rückruf weiter

Die Deutsche Umwelthilfe hat die bisher höchsten Stickoxid-Werte bei Diesel-PKW festgestellt – bei einem Porsche-SUV. Nach Informationen von BR Recherche hat das KBA das Modell schon vor mehr als einem Jahr zurückgerufen, passiert ist seitdem nichts.

Rund 130 Diesel-PKW hat die Deutsche Umwelthilfe inzwischen messen lassen, zuletzt auch einen Porsche Cayenne S Diesel mit 4.2 Liter-Motor, Schadstoffklasse Euro 5. Der zulässige Stickoxid-Grenzwert für dieses Fahrzeug liegt bei 180 Milligramm pro Kilometer. Tatsächlich festgestellt wurde bei dem Fahrzeug ein durchschnittlicher NOx-Wert von 2.146 Milligramm – fast zwölf Mal so viel. Damit sei dieses Modell "neuer Negativ-Spitzenreiter", so die Deutsche Umwelthilfe. Bisher hatte ein Audi A8 Euro 6-Diesel diese Liste angeführt.

Die Deutsche Umwelthilfe nimmt an, dass in dem Fahrzeug eine unzulässige Abschalteinrichtung verbaut ist und beklagt, dass es bisher keinen Rückruf gebe. Tatsächlich hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) dieses Cayenne-Modell aber bereits im August 2018 zurückgerufen. Doch die Behörde hat die Öffentlichkeit darüber nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks nicht informiert.

Cayenne Euro 5-Rückruf bereits vor 14 Monaten

Der amtliche Rückruf liegt BR Recherche vor. In dem Schreiben mit Datum 20. August 2018 verlangt das Kraftfahrt-Bundesamt von Porsche, "alle unzulässigen Abschalteinrichtungen" zu entfernen. Weiter heißt es: "Alle betroffenen produzierten Fahrzeuge sind umzurüsten." Angeordnet wird der "sofortige Vollzug".

In dem Bescheid spricht das Kraftfahrt-Bundesamt von zwei Betriebsarten, die Porsche in dem Cayenne mit Euro 5-Abgasnorm nutze: "Normalbetrieb" und "Ladungssteuerung". Das Fahrzeug erkenne anhand verschiedener Parameter wie Motortemperatur und Geschwindigkeit oder Motordrehzahl, ob es sich auf dem Prüfstand befindet. Dann arbeite die Abgasreinigung wirksam. Bei Fahrten auf der Straße würden dagegen vor allem weniger Abgase in den Motor zurückgeführt und dadurch mehr Stickoxide ausgestoßen.

Öffentlichkeit nicht informiert

Über den Bescheid hat das Kraftfahrt-Bundesamt die Öffentlichkeit – anders als bei vergleichbaren Rückrufen - bislang nicht informiert. Auch in der Rückruf-Datenbank ist der Bescheid nicht zu finden.

Porsche selbst gab keine Pressemitteilung heraus, sondern informierte die Öffentlichkeit "auf Anfrage", so ein Porsche-Sprecher heute. Ob und von wem entsprechende Anfragen getätigt wurden, ist unklar. Aktiv informierte Porsche über den Rückruf auf seiner Homepage in wenigen Zeilen erst Anfang dieses Jahres. Unter dem Datum 1.1.2019 heißt es in einem Bericht über "Porsche und Diesel" ganz am Ende: "Das KBA hat Porsche für die Fahrzeuge vom Typ Cayenne 4,2-Liter-V8-Diesel (Euro 5 und Euro 6) und Panamera 4,0-Liter-V8-Diesel (Euro 6) jeweils Bescheide über einen Rückruf erteilt. Nach Genehmigung der technischen Lösung werden die Fahrzeughalter von den zuständigen Porsche-Partnern kontaktiert."

Software-Update lässt auf sich warten

Auf Nachfrage teilt Porsche mit, ein Software-Update liege bis heute nicht vor. Der Stuttgarter Autobauer arbeite daran. Bundesweit geht es nach Angaben des Unternehmens um rund 5.000 Fahrzeuge, die umgerüstet werden müssen.

Laut Bundesverkehrsministerium prüft das Kraftfahrt-Bundesamt derzeit das Software-Update. Eine Freigabe sei "zeitnah geplant".