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Dieselskandal: Razzia bei Ex-Audi-Chef

Im Dieselskandal geraten erstmals auch ehemalige Vorstände von Audi ins Visier der Ermittler. Die Staatsanwaltschaft München durchsuchte Privatwohnungen und einen Arbeitsplatz von mehreren Beschuldigten. Von Christine Adelhardt

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung wurden am Donnerstag die Privatwohnungen von Ulrich Hackenberg und Stefan Knirsch durchsucht, beide waren Entwicklungschefs bei der VW-Tochter Audi. Die Beschuldigten sollen mit verantwortlich dafür sein, dass die mit Schummelsoftware ausgestatteten Dieselfahrzeuge in den USA und Europa auf den Markt kamen. Wie eine Justizsprecherin sagte, steigt die Zahl der Beschuldigten damit auf insgesamt auf 17. Bisher sind darunter keine aktuellen Vorstände der VW-Tochter Audi.

Hackenberg galt als Vertrauter von Winterkorn

Hackenberg galt bei VW als enger Vertrauter von Konzernchef Martin Winterkorn. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Hackenberg, von manipulierten Diesel-Autos mit überhöhtem Schadstoffausstoß gewusst zu haben. Im Fall Audi wird nunmehr gegen 17 Beschuldigte wegen Betrugsverdacht und wegen des Vorwurfs unlauterer Werbung ermittelt. Hackenberg wollte sich auf Anfrage nicht äußern, seine Anwältin war nicht erreichbar.  

Der ehemalige Entwicklungsvorstand Stefan Knirsch soll bereits am 11. Oktober 2013 über die Gesetzesvorstöße in den USA gewusst haben. Mitarbeiter hätten ihn in einer schriftlichen "Risikoeinschätzung" über die Manipulationen mit einer verbotenen Software ("defeat device") informiert.

Damals noch nicht Audi-Vorstand

Knirsch soll es im Herbst 2013 unterlassen haben, die Behörden über die manipulierte Abgasreinigung zu informieren. Damals war er noch nicht Audi-Vorstand. Er rückte erst später auf.

Der Anwalt von Stefan Knisch, Frank Eckstein, wollte sich am Donnerstag auf Anfrage zu der Durchsuchung und zu den Anschuldigungen gegen seinen Mandanten nicht äußern.

Knirsch erhielt hohe Abfindung

Knirsch war nur neun Monate Entwicklungsvorstand bei Audi, bevor er wegen seiner offenkundigen Verwicklung in die Abgasaffäre gehen musste. Er erhielt zwei Millionen Euro Gehalt und Boni. Außerdem sagte ihm Audi "im Zusammenhang mit dem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Vorstand" noch eine Vergütung in Höhe von 3,8 Millionen Euro zu. So steht es in dem im März 2017 veröffentlichen Geschäftsbericht für 2016.

Vor wenigen Wochen hatte die Staatsanwaltschaft München II bereits die Ingolstädter Zentrale und das Audi-Werk in Neckarsulm durchsucht. Die Strafverfolger ermitteln wegen des Verdachts, Audi habe mehr als 200 000 Dieselfahrzeuge für den europäischen und den US-amerikanischen Markt manipuliert.