Augsburgs Spieler bejubeln den Klassenerhalt
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Augsburgs Spieler bejubeln den Klassenerhalt

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Transfers beim FC Augsburg: Mit "Jugend forscht" zum Erfolg?

Nach einer schwierigen Saison gelang dem FC Augsburg erst am letzten Spieltag der Klassenerhalt. Kommende Spielzeit soll besser werden - dafür trennt sich der Verein von alten erfahrenen Spielern und setzt auf junge Hoffnungsträger.

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Es war kein leichter Abschied. Mit Rafal Gikiewicz, André Hahn, Daniel Caligiuri und Tobias Strobl sagten am letzten Spieltag der Saison 2022/23 vier verdiente Fußballer dem FC Augsburg Lebwohl. Für alle vier gab es keine Zukunft mehr beim FCA. Alle vier haben eine Sache gemeinsam: Sie sind weit jenseits der 30 Jahre, haben ihr bestes Fußballalter schon hinter sich gelassen.

Doch Teil der Wahrheit ist auch: Diese vier Spieler waren in Augsburg absolute Leistungsträger, Anführer in der Kabine und konnten im Abstiegskampf mit ihren mehr als 900 Bundesligaspielen, die sie zusammengerechnet gespielt haben, einiges an Erfahrung beisteuern. Routine hilft im alljährlichen Abstiegskampf.

Augsburgs Transferziele: jung und hochbegabt

Die Entscheidung, die Verträge von Gikiewicz und Co. nicht zu verlängern, passt in die Transfer-Strategie des FC Augsburg. Mit Ersatz-Torwart Tomas Koubek (30), Kapitän Jeffrey Gouweleeuw (32) und Neuzugang Sven Michel (32) hat der FCA nun nur drei Spieler im Kader, die älter als 29 Jahre sind. Die Zukunft von Routinier Julian Baumgartlinger (35) ist weiterhin ungeklärt.

Stattdessen setzen der Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter und die Führungsriege des FCA vor allen Dingen auf junge Spieler. Das zeigte sich besonders in der vergangenen Saison. Durchschnittlich betrug das Alter der Neuzugänge knapp unter 23 Jahre. Ein Wert, der durch Baumgartlinger noch nach oben getrieben wurde. Ein Jahr zuvor lag das Durchschnittsalter der verpflichteten Spieler bei 20,5 Jahren.

Dahmen, Pfeiffer, Breithaupt - Augsburg setzt seinen Weg fort

Und auch in dieser Transferperiode führt der FCA seinen Weg fort. Interessant sind für die Schwaben mittlerweile junge Spieler mit großem Potenzial. Der neue Stammtorhüter in Augsburg heißt Finn Dahmen, kommt vom FSV Mainz 05, ist ablösefrei und mit seinen 25 Jahren zumindest für einen Torhüter noch sehr jung. Auch Patric Pfeiffer, 23, kommt ablösefrei vom SV Darmstadt 98.

Für den defensiven Mittelfeldspieler Tim Breithaupt, 21, überwies Augsburg gut 2,5 Millionen Euro an den Karlsruher SC. Einziger Ausreißer ist bislang Mittelstürmer Michel, der bei Union Berlin nicht über eine Reservistenrolle hinauskam - und auch in Augsburg mit Ermedin Demirovic, 25, Mergim Berisha, 25, Dion Beljo, 21, und Irvin Cardona, 25, starke - und nun junge - Konkurrenz auf seiner Position haben wird.

FC Augsburg setzt auf langfristige Entwicklung

Es ist ein mutiger Weg für ein Team, das in den vergangenen Jahren am Ende der Saison immer gegen den Abstieg ankämpfen musste. Doch bislang hat der FCA mit diesem Weg gute Erfahrungen gemacht und häufig ein gutes Händchen bewiesen. Ob Felix Uduokhai, Robert Gumny, Niklas Dorsch, Iago oder Arne Maier - viele Spieler, die den Mannschaftskern des FCA bilden, wurden mit Anfang 20 zum FCA geholt und konnten sich dort zu wichtigen Spielern entwickeln und gebunden werden.

Der 19-jährige Arne Engels, den Augsburg im vergangenen Winter für einen niedrigen sechsstelligen Betrag verpflichtete, könnte der nächste sein, der diesen Weg einschlägt. In der Rückrunde war er unverzichtbar, spielte 18 von 19 möglichen Partien von Anfang an.

Rekordeinkauf Pepi wird zum Transferflop

Dass diese Strategie aber auch ein Risiko birgt, zeigte zuletzt die Verpflichtung von Ricardo Pepi. Mehr als 16 Millionen gab der FC Augsburg für den US-Amerikaner im Winter 2022 aus. Es sollte der Königseinkauf des FCA werden, die Veredelung der Transferstrategie. Doch der Plan ging nicht auf.

Nur ein halbes Jahr stand Pepi im Kader der Augsburger und wurde nach 17 Partien ohne Treffer und Anbindung zum Spiel in die niederländische Eredevisie verliehen. Dort blühte er auf und weckte das Interesse anderer Vereine. Nun wechselt er für elf Millionen nach Eindhoven - ein dickes Verlustgeschäft für Augsburg, das zumindest durch die Weiterverkaufsbeteiligung von 20 Prozent etwas abgefedert werden könnte.

Junge Spieler - Risiko im Abstiegskampf?

Und auch im Abstiegskampf könnte die Transferstrategie zum Problem werden. So monierte Keeper Gikiewicz während der Saison immer wieder Einstellung und fehlende Cleverness in der Mannschaft.

Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der FCA hatte mit vielen und langwierigen Verletzungen bei seinen Leistungsträgern zu kämpfen. Ob die kommende Saison erfolgreicher wird als die vergangene und sich der FCA dem Abstiegskampf diesmal entziehen kann, hängt auch an der Fitness der Akteure - und an den Personalentscheidungen.

Was passiert mit Berisha und Demirovic?

Denn noch ist nicht ganz sicher, ob der Mann der vergangenen Saison - Nationalspieler Mergim Berisha - auch sicher in Augsburg bleibt. Die Kaufoption über vier Millionen Euro für den Mittelstürmer, der in der Bundesliga neun Tore und vier Assists beisteuerte, ist gezogen. Doch schon jetzt ist das Interesse anderer Klubs an Berisha groß. Der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach sollen sich um ihn bemühen. Und auch sein Sturmpartner Ermedin Demirovic soll begehrt sein.

Sollten diese beiden Stützen den Verein verlassen, würden sie zwar einiges an Geld in die Kassen des Vereins spülen. Doch in einer schwierigen Saison war eine der Gewissheiten, dass einer der beiden Mittelstürmer schon treffen würde.

Es waren die Tore von Demirovic und Berisha, die Augsburg schließlich den Klassenerhalt ermöglichten. Diese Qualität könnte nur schwer ersetzt werden. Zumal nun auch ein Rafal Gikiewicz fehlt, der seinen Mitspielern immer die Leviten las, sobald die Leistung einmal abfiel.

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