Leerer Blick nach der Niederlage: Bundestrainer Hansi Flick
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Leerer Blick nach der Niederlage: Bundestrainer Hansi Flick

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Nach Blamage gegen Japan: Flicks Trainerstuhl wackelt

"Desaster", "Debakel", "Blamage" - die 1:4-Niederlage gegen Japan hat viele Namen und katapultiert die deutsche Nationalmannschaft noch tiefer in die Krise. Der spielerische Offenbarungseid könnte nun auch für den Bundestrainer Konsequenzen haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Pfiffe von den Rängen, pures Entsetzen auf der VIP-Tribüne bei DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Sportdirektor Rudi Völler und DFB-Vize Hans-Joachim Watzke - die deutsche Nationalmannschaft hat in Wolfsburg erneut eine ganz schwache Leistung gezeigt. Von der Weltspitze ist sie meilenweit entfernt, ein vorläufiger neuer Tiefpunkt scheint erreicht.

In einer ersten Reaktion nach dem 1:4 (1:2) gegen Japan sagte Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus bei RTL: "Ob man ihn (Hansi Flick, d. Red.) jetzt noch halten kann, bezweifle ich." Die Diskussion um die Ablösung des Bundestrainers hat mit dem Abpfiff in Wolfsburg begonnen.

Gündogan räumt ein: "Gerade einfach nicht gut genug"

Und sie dürfte bald Fahrt aufnehmen: Der neue Kapitän Ilkay Gündogan gab nach der Partie unumwunden zu, dass die Asiaten der deutschen Mannschaft "in allen Belangen überlegen" waren. "Man muss ehrlich sein und sagen, dass die Japaner klar besser waren - defensiv wie offensiv. Dazu kommt, dass wir viel zu viele individuellen Fehler machen. Das darf dir nicht passieren. Spielerisch sind wir mit solchen Mannschaften gerade nicht auf Augenhöhe."

Anspruch und Wirklichkeit passen überhaupt nicht mehr zusammen beim DFB-Team. Das sah auch Bundestrainer Hansi Flick so: "Wir haben aktuell nicht die Mittel, so eine kompakte Defensive zu knacken und Chancen herauszuspielen. (...) Die Mannschaft hat es immer wieder versucht, aber dann kommen individuelle Fehler dazu, das hat der Gegner eiskalt ausgenutzt und verdient auch so hoch gewonnen. Wir haben heute richtig auf den Deckel bekommen."

Flick: "Ich bin der richtige Trainer" - Völler: "Mal schauen"

Die Spieler glauben noch an den Trainer, der 58-Jährige selbst offenbar auch: "Ich kann nicht absehen, was noch kommt. Ich kann nur sagen, wir versuchen alles, um diese Mannschaft gut vorzubereiten. Wir machen es gut, und ich bin auch noch der richtige Trainer." Ob er weitermachen wolle? "Ja."

Nach den desaströsen 90 Minuten von Wolfsburg ging Flick davon aus, dass er das Team auch noch für den zweiten Test binnen vier Tagen am Dienstag gegen Frankreich (20.45 Uhr/Radio-Livereportage auf BR24Sport) vorbereiten wird. So muss man auch die Worte von DFB-Sportdirektor Rudi Völler deuten, der zwar von einem "Schock" sprach, das Spiel aber mit erstaunlich ruhigen Worten analysierte. Auf die Frage, ob man nun auch über den Trainer nachdenken müsse, sagte er: "Ich würde vorschlagen, dass wir uns alle erstmal ein bisschen sammeln. Wir haben jetzt noch ein schweres Spiel am Dienstag gegen Frankreich. Wir sollten alle in uns gehen und schauen, wie es weitergeht. Mal schauen."

Fehleranalyse: Die Dinge wiederholen sich

Dass sich die Fehleranalyse bei allen Beteiligten um individuelle Aussetzer und das fehlende Selbstvertrauen drehte, sollte freilich alarmierend sein. Denn darauf wurde auch schon im Juni bei den Niederlagen in Polen und gegen Kolumbien verwiesen. Dagegen zeigen die Spieler in ihren Klubs zum Teil durchaus ansprechende Leistungen, die sie nur mit dem Adler auf der Brust nicht auf den Platz bekommen.

"Es ist nicht so, dass wir nicht wollen, aber wir kriegen unsere Qualität nicht auf den Platz", so ein recht ratloser Joshua Kimmich. Und auch er stellte fest: "Die Japaner hatten noch mehr gute Chancen, wir gar nichts mehr. Das war vor allem in der zweiten Halbzeit deutlich zu wenig."

Am Dienstag wartet in Dortmund mit Vize-Weltmeister Frankreich ein anderes Kaliber auf die deutsche Mannschaft. Die Partie könnte darüber entscheiden, ob Hansi Flick Bundestrainer bleibt.

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