Martina Voss-Tecklenburg (l.) und Alexandra Popp
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Martina Voss-Tecklenburg (l.) und Alexandra Popp

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Die Gründe für das historische WM-Debakel der DFB-Frauen

Das gab's noch nie: Zum ersten Mal in der Frauenfußball-Geschichte ist Deutschland in der WM-Vorrunde ausgeschieden. Das Turnier in Australien und Neuseeland legte die DFB-Schwächen gnadenlos offen. Was waren die Gründe für das Scheitern?

Das Entsetzen nach dem blamablen Ausscheiden der deutschen Mannschaft war und ist groß. So überraschend das 1:1 gegen Südkorea am Donnerstag war, so lang war die Mängelliste des Teams von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Bei der angekündigten Aufarbeitung der Probleme kommt auf MVT und die DFB-Verantwortlichen einiges zu.

Verletzungssorgen und defensive Notlösungen

Gerade in der Abwehr schlug immer wieder das Verletzungspech zu. So fehlte Bayern-Star Giulia Gwinn als Stammkraft hinten, eine der Leistungsträgerinnen bei der EM. Vor dem Turnier erlitt Gwinns Teamkollegin Carolin Simon einen Kreuzbandriss, Marina Hegering reiste angeschlagen mit, dann verletzten sich auch noch Felicitas Rauch und Sara Doorsoun.

Die Defensive konnte sich nie einspielen, die Instabilität merkte man nicht erst in Down Under. Außen verteidigten in Svenja Huth und Chantal Hagel am Ende zwei umgeschulte Kräfte. Die Personaldecke ist auf höchstem Niveau zu dünn.

Ideenlose Offensive, fehlerhafter Spielaufbau

Überzeugte die DFB-Auswahl bei der EURO in England noch mit Powerpressing, offenbarte sich nun gnadenlos die Schwäche mit Ball. Zu träge, zu unpräzise, zu zaghaft - für gegnerische Teams war das zu einfach zu verteidigen und auszurechnen. Überzeugende taktische Flexibilität? Fehlanzeige.

Das Stilmittel mit der asymmetrischen Viererkette im Aufbauspiel schlug fehl. Auf dem Weg zum Tor fehlten die kreativen Ideen. Flanke, Kopfball, Tor. Alexandra Popp bleibt die einzige offensive Konstante. Schon vor einem Jahr trug die Kapitänin das Team ins Finale, in dem sie dann fehlte. Die Wolfsburgerin erzielte in jedem ihrer letzten acht Einsätze bei WM oder EM mindestens einen Treffer und zog mit Heidi Mohr gleich. Doch Popp alleine war nicht genug.

Probleme in der WM-Vorbereitung

Das Länderspiel gegen Vietnam (2:1) war aufgrund fehlender Nationalspielerinnen ein Muster ohne Wert, es folgte ein Denkzettel in der Generalprobe gegen Sambia (2:3). Die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg deutete in der Pressekonferenz nach dem WM-Aus an, womöglich habe man im vergangenen Halbjahr zu viel Rücksicht genommen auf die Belange der Klubs und in puncto Belastungssteuerung.

Formschwäche & Druck

Keine Spielerin außer Popp und Nationaltorhüterin Merle Frohms präsentierte sich bei der WM konstant in starker Form, gerade im Mittelfeld blieben Lena Oberdorf, die Oberpfälzerin Sara Däbritz von Olympique Lyon und Lina Magull (FC Bayern) hinter ihren Möglichkeiten zurück. Nach der EM im Vorsommer, als das DFB-Team als Wundertüte galt, waren die Erwartungen eklatant gestiegen.

In Australien sollten Ausflüge zu Kängurus und Koalas sowie Sightseeing in Sydney deshalb für Lockerheit sorgen und das Teamgefühl stärken, das in der "Einöde" (Lena Lattwein) des Basislagers in Wyong offenbar nie so recht aufkam. Es wirkte nicht, das Team verkrampfte, erst recht nach dem frühen Rückstand gegen Südkorea. Dem Druck auf einen Titelanwärter war der zweimalige Weltmeister nicht gewachsen, da hilft auch kein gehäkeltes Koala-Maskottchen.

Im Video: Die DFB-Frauen scheiden bei der WM in Australien und Neuseeland aus

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in Brisbane
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Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in Brisbane

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