Axel Hellmann (l.) und Hans-Joachim Watzke
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DFL-Deal platzt: Vereine stimmen gegen Investoreneinstieg

Kein Milliardendeal für die deutschen Fußball-Profiklubs: Der umstrittene Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist gescheitert. Die DFL-Interimsbosse Hellmann und Leki kündigten nach der Abstimmung ihren Abschied an.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bei der Versammlung der 36 Profivereine in Frankfurt/Main wurde die nötige Zweidrittel-Mehrheit für die Aufnahme von Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern verfehlt. Das erklärten Sitzungsteilnehmer nach dem Ende des Treffens.

Damit haben sich die Skeptiker um die Klubführungen des 1. FC Köln und des FC St. Pauli durchgesetzt. Die Kritiker, zu denen auch zahlreiche Fangruppierungen gehören, hatten die mögliche Einflussnahme eines Geldgebers und die weitere Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse angeprangert. Zuletzt bekannt gewordene Details der geplanten Vereinbarung ließen genau das auch vermuten.

20 Ja-Stimmen waren zu wenig

Im Vorfeld hatten die Interims-Geschäftsführer der DFL, Axel Hellmann und Oliver Leki, vehement für den Deal geworben und diesen sogar als "alternativlos" bezeichnet. Doch die Vereine haben sich dagegen entschieden: Nach ersten Informationen votierten nur 20 Klubs dafür, elf Klubs dagegen bei fünf Enthaltungen.

Die Abstimmung fand auf Antrag des VfL Bochum geheim statt. Zuvor hatte Zweitligist FC St. Pauli seinen Antrag auf eine Verschiebung der Abstimmung zurückgezogen.

Leki: "Damit ist das Projekt beendet" - Hellmann kündigt Abschied an

"Das Ergebnis müssen wir zur Kenntnis nehmen. Damit ist das Projekt beendet", sagte Oliver Leki bei einer Pressekonferenz nach der Abstimmung. Axel Hellmann ergänzte, dass er wie auch Leki damit am 30. Juni als Interimsvorstand ausscheiden werde.

"Ich glaube, dass es sehr unterschiedliches Abstimmungsverhalten zwischen der 1. und 2. Liga gegeben hat", sagte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke. Da es eine geheime Abstimmung war, sei eine Analyse aber schwierig. Er selbst werde vor der Verantwortung nicht weglaufen. Sollte aber die Alternative sein, dass sich die DFL verschuldet, um Investitionen anzuschieben, dann sei er der falsche Mann: "Das würde ich für einen Ligaverband für ein desaströses Zeichen halten."

Der gescheiterte Plan sah so aus: Ein Investor hätte 12,5 Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert worden wären, über 20 Jahre erwerben sollen. Durch den Verkauf erhoffte sich die Liga einen Erlös von zwei Milliarden Euro. Schon bei einer weiteren Versammlung Anfang oder Mitte Juli hätte der ausgewählte Geldgeber den Zuschlag erhalten sollen.

Fangruppen begrüßen das Ergebnis - Bedauern beim FC Bayern

Die Reaktionen auf die Abstimmung fielen unterschiedlich aus. Fangruppen wie die Bürgerbewegung "Finanzwende" oder das Fanbündnis "Unsere Kurve" begrüßten den gescheiterten Investoreneinstieg. Die DFL-Mitglieder hätten sich "für die Interessen der Fans" entschieden, sagte Jorim Gerrard von "Finazwende". "Die Kommerzialisierung des Fußballs wird damit zwar nicht zurückgedreht, aber eine neue Dimension der Profitorientierung ist damit erfolgreich verhindert."

Sprecher Thomas Kessen von "Unsere Kurve" wertete das Votum als "starkes Zeichen", zugleich nahm er die treibenden Kräfte aus der DFL-Spitze ins Visier: "Es gab insgesamt zu viele Fragezeichen."

Dagegen bedauerte der FC Bayern München das vorzeitige Ende des erhofften Milliarden-Deals: "Ziel war es, die Bundesliga und die zweite Bundesliga zu stärken. Bei diesem Modell hätten die größeren Vereine viel Solidarität mit den Kleineren gezeigt", sagte Vorstandschef Oliver Kahn Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Nun besteht die Gefahr, dass der Abstand zu England und Spanien weiter wächst. Und das wäre dann ein Schaden für alle Vereine, die Größeren und die Kleineren", so Kahn.

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