Würzburger Stickers: Ein Aufkleber überhalb der Mainwiesen in Würzburg
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Würzburger Stickers: Ein Aufkleber überhalb der Mainwiesen in Würzburg

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Aufstieg oder Amateurstatus: Luft für Profi-Klubs wird dünner

Steiner in Bayreuth, Brose in Bamberg, s.Oliver und Flyeralarm in Würzburg. Die Liste der Vereine, die ihre Mäzene ganz oder zu einem großen Teil verlieren, wird länger. Wie lange es Profisport in Städten der Größe Würzburgs geben wird, ist unklar.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Nein, er werde sich nicht damit begnügen, dass Würzburg in die 2. Bundesliga aufsteigt, erklärte der neue starke Mann des Projekts "Global Soccer" von Sponsor Flyeralarm im Februar 2020. "Ich werde alles dafür tun, dass größere Erfolge kommen", so Felix Magath. Es kam anders. Zwar stiegen die Kickers in einem Herzschlag-Finale im Jahr 2020 in die 2. Bundesliga auf, wurden aber anschließend bis in die viertklassige Regionalliga Bayern durchgereicht. Für viele war der tiefe Fall die logische Konsequenz des Würzburger Größenwahns. Doch Magaths Motto, mit Durchschnitt und Mittelmaß nicht (über-)leben zu können, dürfte mittlerweile für das Profi-Geschäft an sich gelten.

Finanzen lassen keine Bundesliga-Visionen mehr zu

Inzwischen treten die Kickers ganz bewusst wieder demütiger auf. Michael Grieger, seit Juli 2021 Präsident des Vereins, sagt im Gespräch mit BR24, die Kickers wollen sich in Zukunft wieder mehr auf die klassische Vereinsarbeit konzentrieren. Das ist auch aus der Not geboren, denn Bundesliga-Visionen lässt der Blick auf die aktuellen Finanzen des Klubs nicht zu. Magath ist längst wieder weg aus Würzburg und Flyeralarm hat sein Sponsoring stark zurückgefahren, die Anteile an der Profi-Fußball AG verkauft.

DFB-Leistungszentrum muss aufgegeben werden

Jüngst gab der Verein bekannt, dass das vom Deutschen Fußball Bund (DFB) zertifizierte Leistungszentrum (LZ) ab dem Sommer aufgegeben werden muss. Damit gibt es in ganz Unterfranken kein LZ zur Nachwuchsförderung mehr. "Wir verlieren ein Leuchtturmprojekt", so Grieger, aber die Entscheidung sei aufgrund der finanziellen Lage "alternativlos".

Mit allen Vollzeitkräften wie angestellten Pädagogen und Psychologinnen entstand für die Kickers durch das LZ in seiner jetzigen Form ein Defizit von 450.000 bis 600.000 Euro. Ein Luxus, den sich der Regionalligist nicht mehr leisten kann. Die Reduzierung dieses "Überbaus" sei laut Grieger die größte Änderung in der Nachwuchsarbeit der Kickers. Die Trainingsqualität, der Trainingsumfang und die Intensität sollen jedoch so weit wie möglich erhalten bleiben.

Aufstieg muss bis 2025 gelingen

Insgesamt hängt die Zukunft des Profi-Betriebs bei den Würzburger Kickers an einem unsicheren Ziel: dem raschen Aufstieg zurück in die Dritte Liga – und zwar noch bis 2025. Das hat Kickers-Präsident Michael Grieger im Gespräch mit BR24 bekräftigt. "Allerspätestens 2025, wenn der bayerische Vertreter den direkten Aufstieg bekommt, muss es geklappt haben", sagte Grieger mit Blick auf die Finanzierung des Profi-Betriebs. Anders als in der laufenden Saison steigt 2024/25 der Meister der Regionalliga Bayern direkt in die Dritte Liga auf.

"Entweder werden wir auf absehbare Zeit den Aufstieg schaffen oder werden, wie beispielsweise der FC Schweinfurt, uns überlegen müssen, wieder auf normalen Amateurfußball umzusteigen", so Grieger. Der FC Schweinfurt 05 hatte Ende Januar angekündigt, den Profi-Betrieb bis zum Ende der laufenden Saison einzustellen und künftig wieder mit einem Amateurkader aufzulaufen.

Unternehmen derzeit nicht gewillt, Geld in Profi-Sport zu stecken

In Schweinfurt wie in Würzburg geben die Vereine an, dass die Suche nach Sponsoren immer schleppender verlaufe. "Es ist schwer derzeit neue Sponsoren zu finden", sagt der Kickers-Präsident. Viele Unternehmen seien aufgrund der hohen Energiepreise und unsicheren Wirtschaftslage derzeit nicht gewillt, Sponsoringverträge mit Sportvereinen einzugehen.

  • Zum Artikel: Würzburger Kickers: Die Chronik des Abstiegs

Auch Bundesliga-Basketball in Würzburg stark gefährdet

Bei den Kickers sind die Verantwortlichen froh, weiter auf eine große Zahl von Sponsoren setzen zu können – auch in der Regionalliga. Das sieht bei den Würzburger Profi-Basketballern ganz anders aus. Trotz sportlichen Erfolgs in der Basketball-Bundesliga stehen die Würzburg Baskets vor einer ungewissen Zukunft. Aufgrund der finanziellen Lage ist es unsicher, ob es die Baskets auch in den kommenden Jahren noch geben wird. Bis dato ist die finanzielle Grundlage für eine Lizenzerteilung für die kommende Saison nicht gegeben, teilte der Bundesligist Mitte Februar auf einer Pressekonferenz mit.

Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler sagte damals: "Wenn wir keine zusätzlichen Sponsoren finden, müssen wir bei Mannschaft und Trainer sparen (…) wenn wir das nicht schaffen, dann wird es irgendwann keinen Profibasketball in Würzburg mehr geben."

Klubs kämpferisch: Profi-Sport mache Stadt Würzburg attraktiver

Kickers-Präsident Michael Grieger sieht seinen Verein im selben Boot mit den Baskets und will wieder mehr Unternehmen von einem Engagement für den Profi-Sport in Würzburg begeistern: "Dass die Stadt Würzburg einfach auch attraktiver dadurch würde, wenn wir einen Erstligisten im Basketball weiter hätten oder vielleicht wieder irgendwann mal einen Zweitligisten oder zumindest Drittligisten im Fußball." Das sei zum Beispiel für junge Menschen, die sich überlegen, ob sie zum Studieren oder zum Arbeiten nach Würzburg gehen sollen, ein Argument. Würzburg sei "eine tolle Stadt" mit "super Lage und tollen Kneipen", aber als Sport-Standort blicke man schweren Zeiten entgegen.

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