e-Auto von BMW auf einer Messebühne in rotes Licht getaucht
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Wenn Elektroautos wie Kunstwerke klingen

Die Digitalisierung krempelt viele Dinge in unserem täglichen Leben um. Auch die Geräusche um uns herum klingen zunehmend anders. Moderne Elektroautos haben keine röhrenden Motoren mehr. Aber nach was klingen sie dann eigentlich?

Über dieses Thema berichtet: Computermagazin & Umbruch am .

Renzo Vitale ist Creative Director Sound der BMW Group und damit Herr über die Akustik bei den Marken BMW, Mini und RollRoyce. Die Aufgabe ist herausfordernd, denn während man bei alten Fahrzeugen noch hören konnte, wie Benzin durch die Kolben gepumpt wurde, sollen neue E-Autos einen ganz anderen Spirit verbreiten. Es gilt also einen künstlichen Klang für ein weitgehend digital gesteuertes Fahrzeug zu finden. Vitale sagt, er sehe das Auto als performative Klang-Kunst-Installation. Wer hinter dem Lenkrad sitze sei nicht einfach nur Fahrerin oder Fahrer sondern Performer oder Interpreter. Das Treten auf´s Pedal als kreativer Akt. So definiert der Chef-Sound-Designer Autofahren und so soll es sich auch anhören.

Ein Oskar-Preisträger als Akustik-Designer

Kein Aufwand ist zu groß, um dieses Versprechen einzulösen. Renzo Vitale, selbst studierter Elektrotechniker und Musiker bekommt prominente Unterstützung. Ihm steht kein geringerer als Hans Zimmer zur Seite, Musik-Komponist unter anderem bei Filmen wie "Fluch der Karibik", "Rain Man" und "König der Löwen". Für letzteren Titel-Song bekam er 1995 den Oskar verliehen. Zimmer arbeitet nicht nur für die Filmbranche, sondern eben auch für die Autoindustrie. Seit 2019 ist er Co-Creator bei BMW.

E-Autos machen beim Starten kein Geräusch

Und so sitzen die beiden - Zimmer und Vitale - regelmäßig zusammen und tauchen in ihre akustischen Welten ein, um neue Auto-Klänge zu erfinden - zum Beispiel den Einschaltsound für die E-Autos. Da hatte die Kundschaft moniert, dass sie oft nicht wusste, ob das Fahrzeug bereits an- oder noch ausgeschaltet sei, berichtet Vitale. Einen Zündschlüssel, den man umdrehen und ein Gas-Pedal, auf das man drücken und den Motor einmal kurz aufröhren lassen kann, gibt es ja nicht mehr. Doch wie soll ein E-Auto klingen, das man anschaltet? Es gab erst einmal nichts woran man sich orientieren konnte.

Kunstwerk aus dem Lehnbachhaus als Vorbild

Renzo Vitale hatte eine Idee, er nahm ein Foto von einem Kunstwerk aus dem Münchner Lehnbachhaus mit zu Hans Zimmer: dem Wirbelwerk von Olafur Eliasson. "Und ich hab zu Hans gesagt, guck mal wie schön, ein Objekt das in einem Punkt anfängt und nach oben immer weiter wird. Wie wäre es denn, wenn wir auch mit einem Ton anfangen, wenn der in einen Akkord mündet."

Mitarbeiter des Lenbachhaus stehen auf einer Treppe neben der Installation «Wirbelwerk» von Olafur Eliasson
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Wirbelwerk

Der Ton sollte am Ende von einer Frauenstimme kommen, die mit den Klängen einer auf Glas reibenden Gitarrenseite vermischt wurde. Ergebnis: ein Sound, der gerade mal zwei Sekunden dauert und irgendwie nicht von dieser Welt zu sein scheint. Dieser Sound erklingt nun aber auf der ganzen Welt, immer dann, wenn ein E-Auto von BMW gestartet wird.

Beginn einer neuen Ära, nicht nur in der Autobranche

Für die Ingenieure sei das eine sehr schwierige Entscheidung gewesen, erzählt der Chef-Sound-Designer. Sie mussten aber letztendlich einsehen, dass die Ära der röhrenden Motoren zu Ende geht. Der bayerische Autobauer steht mit dieser Erfahrung dabei nicht alleine. Überall verlieren Produkte durch die Digitalisierung ihre bislang typischen Klänge. Beim Telefon dreht sich schon lange keine Wählscheibe mehr, im Fotoapparat muss kein Auslöser mehr gedrückt werden, der mechanisch klickt und ratternde Schreibmaschinen gibt es ebenfalls nicht mehr. Die Digitalisierung hat unser Klang-Umwelt grundlegend verändert.

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