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Elon Musk übernahm im Herbst 2022 Twitter für 44 Milliarden US-Dollar (Montage)

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Leselimit: Hat Musk versehentlich Twitter "abgeschossen"?

Elon Musk limitiert bei Twitter die Anzahl der Tweets, die Nutzer am Tag lesen könnten. Schuld daran sollen KI-Bots sein, welche die Twitter-Daten absaugen und der Performance der Plattform schaden. Doch stimmt das wirklich?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Seitdem Elon Musk Twitter gekauft hat, hat die Zwitscher-Plattform schon einiges durchgemacht. Es wurden neue Features eingeführt und ein neues Bezahlmodell; zugleich wurde die Twitter-Belegschaft massiv reduziert. Im Oktober 2022 arbeiteten bei Twitter 7.500 Menschen. Ende Januar bezifferte Elon Musk die Zahl der Beschäftigten auf 2.300 Angestellte. Immer wieder kam deswegen die Befürchtung auf, das Twitter nicht mehr zuverlässig funktionieren könnte.

Nach 600 Tweets war Schluss

Mancher Kritiker dürfte sich am Wochenende bestätigt gefühlt haben. Denn Twitter litt am Samstag unter gewaltigen Performance-Problemen. Elon Musk wiederum machte dafür KI-Bots verantwortlich, welche die Daten des Kurznachrichtendienstes absaugen würden.

In der Tat sind die Twitter-Daten begehrt. Junge AI-Firmen aus aller Welt, Universitäten, Trendforschungs-Firmen, Medienunternehmen: Sie alle nutzen die Daten der weltweit einflussreichsten Kommunikationsforums im Internet. Also kündigte Musk eine folgenschwere Notfall-Maßnahme an: Twitter-Nutzer dürften von nun an nur noch 600 Tweets am Tag lesen, Kunden mit einem Bezahl-Abo 6.000. Die Maßnahme sei nur vorübergehend.

BlueSky profitiert von der Twitter-Krise

Dass es sich um eine temporäre Maßnahme handelt, das hätte Elon Musk wohl stärker betonen sollen, denn schnell trendete der Hastag #RIPTwitter. Viele Nutzer kritisierten die Maßnahme und drohten, Twitter den Rücken zu kehren. Allein am Samstag konnte der Twitter-Konkurrent BlueSky über 18.000 neue Nutzer verzeichnen und dass, obwohl man den Dienst nur dann nutzen kann, wenn man von jemandem eingeladen wird, der bereits einen BlueSky-Account hat. Das BlueSky-Team musste sogar vorübergehend die Neuanmeldungen aussetzten, um den Ansturm bewältigen zu können.

Teufelskreis dank Lesebeschränkung?

Vielleicht wurde die Lesebeschränkung auch deswegen bald darauf auf 800 Postings und dann auf 1.000 am Tag angehoben.

Ein anderer, durchaus kurioser Grund könnte sein, dass die Performance-Probleme bei Twitter ausgerechnet eine Folge der Lesebeschränkung waren. Denn Twitter versucht immer wieder nachzuladen, wenn keine neuen Tweets da sind. Da Twitter durch die Lesebeschränkung aber keine neuen Tweets nachsendete, führte das zu einem Teufelskreis. Die Folge: eine Art selbst herbeigeführte DDos-Attacke. Bei einer DDos-Attacke wird ein Server gezielt mit so vielen Anfragen bombardiert, dass das System unter der Last zusmmenbricht. Hier scheint etwas ähnliches passiert zu sein, allerdings unabsichtlich. Das Ergebnis aber ist das gleiche: Am Ende knickten die Twitter-Server unter der Last ein.

Twitter im DDos-Limbo

Ein Detail stützt diese These. Schon länger war bekannt, dass zum 30. Juni ein Vertrag auslief, den Twitter und Google geschlossen hatten. Seitdem muss Twitter mehr für sein Hosting bezahlen. Gemutmaßt wird, dass das Leselimit auch damit zusammenhängt, dass Elon Musk Kosten sparen wollte und so versehentlich Twitter in DDos-Limbo schickte. Mittlerweile scheint der Kurznachrichtendienst wieder zu funktionieren - und die wendungsreiche Twitter-Musk-Sage ist um ein Kapitel reicher.

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