Hände am Lenkrad eines Autos, an der Winschutzscheibe ist ein Smartphone befestigt
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Die Software eines Stuttgarter Startups erfasst den Zustand von Straßen - und wertet ihn mit Hilfe künstlicher Intelligenz aus.

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Künstliche Intelligenz - Im Einsatz gegen Schlaglöcher

Schlaglöcher nerven nicht nur, sie können auch gefährlich sein. Um Straßenschäden schneller und genauer zu erkennen, setzt eine oberbayerische Gemeinde jetzt auf eine Software mit künstlicher Intelligenz.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

Jeder kennt sie, gerade auf kleineren Straßen: Schlaglöcher sind nicht nur eine Belastungsprobe für die Stoßdämpfer, sondern stellen auch eine echte Unfallgefahr dar. Die können Bürgerinnen und Bürger in vielen Kommunen über Online-Schadensmelder anzeigen.

Smartphone macht alle drei Meter ein Foto der Straße

Doch immer mehr Gemeinden in Bayern wollen Straßenschäden nun automatisch erkennen. Zum Beispiel Kirchdorf an der Amper im Landkreis Freising. Seit kurzem verwendet die Gemeinde die Software eines Stuttgarter Start Ups, um den Zustand ihrer Straßen zu dokumentieren. Dazu fährt ein Mitarbeiter des Bauhofs mit etwa 40 km/h durch Straßen und macht mit einem an der Windschutzscheibe montierten Smartphone alle zwei bis drei Meter ein Foto der Straße. Die App von vialytics hält dabei nicht nur den Straßenzustand fest, sondern speichert auch die exakte Position. Außerdem ist es möglich, eine Sprachnachricht wie "Hier Baum zuschneiden" zur Aufnahme hinzuzufügen.

KI-basierte Software bewertet den Zustand der Straßen

Anhand dieser Daten bewertet die Software den Zustand jeder Straße nach Noten von 1 bis 5. Dabei kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz. Sie unterteilt Straßenschäden genauer, als es in den Richtlinien zur Zustandserfassung und -bewertung von Straßen vorgeschrieben ist. Je kritischer ein Schaden ist, desto mehr schlägt sich das in der Note für die Straße nieder.

In der zugehörigen Web-Anwendung kann die Gemeinde dann auf einer Karte sehen, welche Straßen bzw. welche Abschnitte das System rot markiert hat, was Note 5 entspricht. Außerdem macht die Software konkrete Sanierungsvorschläge: Ob ein Loch gefüllt werden soll, die Deckschicht erneuert oder die Straße voll ausgebaut werden soll.

“Wenn wir Schäden erfassen, die wirklich der Straßensicherheit dienen, dann rückt der Bauhof aus, um solche Dinge zu vermeiden”, sagt Kirchdorfs Bürgermeister Uwe Gerlsbeck im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Auch Versicherungsfälle wie Reifen, die durch ein Schlagloch beschädigt worden sind, ließen sich so reduzieren oder vermeiden.

Auch Radwege lassen sich mit der Software analysieren

Fünf Jahre lang will Kirchdorf nun die Software verwenden, um “konstant auszuwerten, in was für einem Zustand sich unsere Straßen befinden”, sagt Gerlsbeck weiter. Übrigens nicht nur auf Straßen, auch die Radwege sollen mit dem neuen System abgefahren und analysiert werden. Auch Bamberg, Treuchtlingen (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) und Rödental (Landkreis Coburg) verwenden die vialytics-Software.

Alternative: Straßenzustand in einem digitalen Zwilling analysieren

Noch einen Schritt weiter geht das vom Bundesverkehrsministerium geförderte Projekt TWIN4ROAD. Hier wird ein digitaler Zwilling einer Stadt erzeugt. Eine KI-basierte Software weist dann auf Straßenschäden hin, bevor diese an der Oberfläche sichtbar sind. So können am Pilotprojekt teilnehmende Städte wie Essen besser planen, wann sie eine Straße ausbessern und wie viel das kostet.

Noch sind diese Projekte recht jung. Wie gut sie funktionieren und welchen Nutzen sie bringen, lässt sich erst nach einer mehrjährigen Laufzeit sagen.

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