Je besser bezahlt, desto leichter durch KI ersetzbar?
Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn | Zacharie Scheurer

Je besser bezahlt, desto leichter durch KI ersetzbar?

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Prognose: KI trifft vor allem gut bezahlte Jobs

Künstliche Intelligenz wird die Welt verändern – doch wie genau? Vor allem Bürojobs und Führungspositionen könnten sich verändern oder sogar verschwinden. Das glaubt zumindest die Unternehmensberatung McKinsey.

Wie wird künstliche Intelligenz die Welt verändern? Die Managementberatung McKinsey hat in einem umfangreichen Bericht versucht, diese Frage zu beantworten. Das Ergebnis: "Angestellte werden Unterstützung darin brauchen, neue Fähigkeiten zu erlernen." Und: "Einige werden Berufe wechseln."

Wie viel Arbeit lässt sich automatisieren?

Noch vor einigen Jahren hatte McKinsey geschätzt, dass die Hälfte aller Arbeitsstunden auf der Welt an Aufgaben fällt, die in Zukunft automatisiert werden können. Jetzt hat die Managementberatung ihre Schätzung nach oben korrigiert – auch dank der rapiden Fortschritte von KI-Modellen wie GPT-4. Nun heißt es: Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen könnten langfristig rund zwei Drittel der Arbeitszeit übernehmen.

Der Schlüssel liegt hier in "natürlichem Sprachverständnis". KI-Modelle wie GPT-4 sind mit riesigen Mengen Text trainiert, und deshalb in der Lage, selbst Texte zu empfangen und auszugeben. Bislang war McKinsey davon ausgegangen, dass KI-Modelle bis 2027 in der Lage sein würden, Aufgaben mit Sprachbezug ähnlich gut zu erledigen wie ein Mensch. Nun wurde das korrigiert: Auf das Jahr 2023.

Welche Branchen sind betroffen?

Gehen die Vorhersagen von McKinsey in Erfüllung, käme mit dem Einsatz der künstlichen Intelligenz auch ein weltweites Wirtschaftswachstum – um bis zu vier Billionen Euro jährlich. Der Großteil dieses Wachstums würde auch vier Branchen fallen: Kundenvorgänge, Marketing und Vertrieb, Software, sowie Forschung und Entwicklung.

Künstliche Intelligenz könnte in Zukunft Kundenkontakt übernehmen, Texte automatisch verfassen, automatisch Daten analysieren und bei der Entwicklung von Medikamenten und anderen Produkten unterstützen, so McKinsey.

KI trifft vor allem gut bezahlte Jobs

Künstliche Intelligenz ist nicht billig: ChatGPT wird zwar aktuell gratis zur Verfügung gestellt, doch das geht nur, weil Microsoft große Summen in die Technologie investiert. Firmen, die große Sprachmodelle einsetzen, werden in Zukunft aber dafür bezahlen müssen.

Das bedeutet, das die KI-Welle vor allem auf gut bezahlte Jobs treffen könnte: Wissensarbeiter mit hohen Qualifikationen könnten die Automatisierung ihrer Arbeit am meisten zu spüren bekommen. Denn je teurer ein Angestellter, desto höher das Einsparpotential für den Arbeitgeber.

Das würde auch bedeuten, dass KI andere Folgen haben dürfte als bisherige Automationswellen. Während der Industriellen Revolution etwa waren es vor allem niedrig bezahlte Arbeiterjobs, die durch Maschinen ersetzt wurden. KI-Investments jedoch würden zu einer "Verflachung der Firmenhierarchie" führen, so die McKinsey-Autoren. Sie führten zu "mehr Angestellten auf dem Junior-Level, und weniger Angestellten in Führungsrollen".

Keine Lösung für den Fachkräftemangel

Künstliche Intelligenz wie ChatGPT, sogenannte "Generative KI", hat zudem wenig Einfluss auf die physische Welt. Sie lebt in der Welt der Software, der Daten und Sprache. "Das bedeutet, generative KI hat größere Auswirkungen auf Wissensarbeit, die mit höheren Gehältern und Qualifikationen assoziiert ist", heißt es im Bericht.

Könnte künstliche Intelligenz vielleicht sogar dabei helfen, den Fachkräftemangel in Deutschland etwas einzudämmen? Allzu viel Hoffnung sollte man sich hier nicht machen – zumindest nicht in der näheren Zukunft. Denn besonders wird in Berufen wie der Pflege und dem Handwerk gesucht. Dort, wo nur wenig am Bildschirm gearbeitet wird, verspricht die KI bislang nur wenig Linderung.

Dieser Artikel ist erstmals am 20.06.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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