San Francisco, Kalifornien: In den USA ist das Silicon Valley das Zentrum der KI-Entwicklung
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Michael Ho Wai Lee

San Francisco, Kalifornien: In den USA ist das Silicon Valley das Zentrum der KI-Entwicklung

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Der globale Wettlauf um die künstliche Intelligenz

ChatGPT hat einen globalen Hype angestoßen. Trotz mauer Wirtschaftslage forscht nun die ganze Welt an KI-Modellen. Ein Grund dafür: Vielleicht wird am Ende nur eine einzige große KI übrig bleiben.

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Es ist das vielversprechendste Thema der Stunde: Microsoft investiert 10 Milliarden Dollar in das KI-Unternehmen OpenAI. Amerikanische KI-Startups haben im ersten Quartal 2023 über eine Milliarde in Investoren-Geldern eingesammelt. Und auch in der EU sollen sich die Ausgaben für künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren verdreifachen.

Wettlauf um die beste KI

Der KI-Boom reißt nicht ab – und trotzt damit auch schwierigen Zeiten in der Tech-Industrie. Alle großen Technologie-Unternehmen haben Entlassungen angekündigt, hohe Zinsen und eine belastete Wirtschaft machen das Geld knapp. Nur für KI ist weiter genug da. Denn KI-Entwicklung ist mittlerweile ein globales Wettrennen geworden.

In den Vereinigten Staaten kämpfen gleich mehrere Unternehmen um die Vorherrschaft im KI-Bereich. Das Startup OpenAI, gestützt von Microsoft, entwickelt seine Modelle der GPT-Reihe, auf denen der bekannte Chatbot ChatGPT basiert. Auch die Tech-Konkurrenten Google und Meta arbeiten an ihren eigenen Sprachmodellen.

Vor ein paar Jahren war es noch üblich, dass Tech-Unternehmen viele parallel laufende KI-Systeme trainierten und testeten. Das ist mittlerweile anders. OpenAI konzentriert sich ganz auf sein GPT-Modell, und auch Google hat seine zwei KI-Unternehmen Google Brain und DeepMind im April miteinander verschmolzen. Die Konzerne spüren den Druck – auch weil sie vermuten, dass das beste KI-Modell am Ende gewinnen könnte, und alle anderen verlieren.

Hat der Gewinner ein Monopol?

"Was hier gerade passiert, ist, dass einige große internationale Tech-Konzerne in der Lage sind, sehr hochqualitative und leistungsstarke Modelle zu trainieren, die sie dann als eine Art Cloud-Service anbieten", erklärt KI-Unternehmerin Tina Klüwer im Gespräch mit BR24.

Die großen KI-Modelle könnten demnach zu zentralen Schaltstellen werden, an denen sich alle anderen KI-Programme bedienen – aber natürlich nur gegen einen Preis. "Das bedeutet letztendlich, und das kann man jetzt schon beobachten, dass die Unternehmen in Europa KI nicht selbst herstellen, sondern aufbauend auf den großen KI-Modellen Anwendungen bauen. Das heißt, es bilden sich um diese großen KI-Modelle Ökosysteme von Anwendungen."

Die Aussicht auf ein solches Ökosystem wollen sich die amerikanischen Konzerne nicht entgehen lassen. Microsoft, Google und Meta sehen in ihren Sprachmodellen nicht nur die Möglichkeit, ein neues Programm zu bauen, sondern gleich ein neues Betriebssystem. In der Desktop-Welt gibt es hier nur zwei große: Windows und MacOS. Ebenso bei Smartphones: Android und iOS. Auch in der KI-Zukunft könnte sich eine kleine Zahl von KI-Modellen etablieren und den Markt unter sich aufteilen.

Auch China läuft mit

Bislang stammen die stärksten KI-Modelle aus den USA – doch auch China möchte beim globalen Wettlauf mitspielen. Die chinesische Regierung hat ihre KI-Ambitionen in den letzten Jahren massiv verschärft, mit dem erklärten Ziel, globaler Marktführer zu werden. Vor Kurzem hat auch der chinesische Tech-Konzern Baidu sein eigenes KI-Modell vorgestellt.

Bislang hält sich der Erfolg jedoch in Grenzen. Ein möglicher Grund dafür: Große KI-Modelle müssen mit gigantischen Textmengen gefüttert werden und spucken immer wieder unberechenbare Texte aus. Beides ist nur schwer mit der strengen staatlichen Zensur vereinbar, die in China herrscht.

Und was ist mit Europa?

Ein großes Sprachmodell, das mit GPT-4 konkurrieren kann, sucht man in Europa vergebens. Deutsche KI-Unternehmen haben nur einen Bruchteil der Mittel ihrer amerikanischen und chinesischen Konkurrenten zur Verfügung. Deshalb entwickeln sie auch entweder kleinere Modelle, wie das Heidelberger Startup Aleph Alpha. Oder sie bauen direkt Programme, die von einem anderen großen Modell wie GPT-4 abhängig sind.

Für KI-Unternehmerin Tina Klüwer ist das eine beunruhigende Lage. "Schon beim Cloud Computing haben wir diesen Zug in Europa verpasst. Und ich sehe gerade definitiv das Risiko, dass uns das hier mit den großen KI-Modellen wieder passiert", sagt sie im BR-Interview.

Klüwer wünscht sich in Deutschland und Europa mehr Mut und Optimismus beim Thema künstliche Intelligenz. "Es ist schon so, dass im großen Plenum in erster Linie Angst und Besorgnis und Risiken betont werden. Was ich sehr schade finde, weil künstliche Intelligenz ein enormes Potenzial für ganz verschiedene Einsatzbereiche bietet."

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