Logos von Google und der Sprach-KI Bard
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Googles KI

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Googles KI-Chatbot auch in Deutschland nutzbar – So geht's

Nach ChatGPT hat jetzt auch Google seine Sprech-KI in Deutschland freigegeben. „Bard“ kann Texte schreiben und vorlesen. Die Nutzung ist kostenlos und relativ einfach. Allerdings hat Bard noch erhebliche Schwächen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Bard ist die direkte Antwort auf ChatGPT von Open AI. Mit einiger Verzögerung hat der Google-Mutterkonzern Alphabet nun seine Sprach-KI für 40 weitere Sprachen freigegeben, darunter auch Deutsch. Um den Dienst zu verwenden, muss man sich mit seinem persönlichen Google-Profil anmelden, auf die Seite des KI-Bots Bard gehen, auf „Bard ausprobieren“ klicken und die Nutzungsbedingungen akzeptieren. Die Schritte sind auf dem PC und dem Smartphone identisch. Bard ist kostenlos. Anders als bei ChatGPT gibt es keine leistungsfähigere Bezahl-Version.

Der zuständige Produktmanager bezeichnet Bard als KI-Experiment in der Anfangsphase, das nicht einfach nur Fragen beantworten, sondern auch helfen soll, sie weiterzudenken. Man will Kreativität fördern, wie es heißt. So kann man sich laut der Ankündigung zum Beispiel Anregungen holen, um seinen Balkon gemütlicher zu gestalten. Ob die Tipps die Bard ausspuckt (die richtigen Möbel auswählen, Pflanzen dazustellen, gemütliche Atmosphäre schaffen…), wirklich kreativ und hilfreich sind, muss dabei jeder selbst entscheiden.

Besonderheiten von Bard

Durchaus interessant könnte für manche User die Möglichkeit sein, sich die Antworten vorsprechen zu lassen. Das kleine Lautsprecher-Symbol aktiviert die Sprachausgabe, die Stimme wirkt einigermaßen authentisch und wenig künstlich.

Praktisch auch: Konversationen mit Bard lassen sich anpinnen und mit einem Namen beschriften. Man kann die KI-Antworten auch mit Bekannten teilen und exportieren. Die Funktion Fotos mit der KI zu verknüpfen, um zum Beispiel eine Bildunterschrift erstellen lassen, ist in der deutschen Version dagegen noch nicht verfügbar.

Eine KI mit begrenzten Fähigkeiten

Ein Test zeigt: Die Antworten die Bard liefert, sind nicht immer wirklich hilfreich. Wenn man sich die letzten deutschen Regierungschefs anzeigen lassen will, klappt das noch ganz gut. Wobei man sich fragt, warum Bard als Quelle den Online-Dienst Github nennt. Schwach fällt auch die Antwort auf die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Inflation und Zinsen aus. Die Erklärungen sind nicht wirklich logisch und nachvollziehbar; wobei diese Frage extra von Google als Anwendungs-Beispiel genannt wird. Wer sich ein Gedicht von Bard schreiben lassen möchte, wird ebenfalls enttäuscht sein. Es reimt sich nicht, was die Google KI dichtet. Und richtig schlimm wird es, wenn man sich Nachrichten anzeigen lassen möchte.

Bard produziert reihenweise Fake-News

Auf die Frage „Was sind die wichtigsten aktuellen Meldungen bei BR24“ listet Bard als Top-News drei katastrophale Falschmeldungen auf: „Die Ukraine meldet schwere Verluste in der Ostukraine. (…) Die ukrainischen Streitkräfte kämpfen erbittert, aber sie können die Übermacht der Russen nicht aufhalten.“ In Wirklichkeit gibt es es derzeit keine Meldungen über russische Übermacht oder über nennenswerte Verluste auf ukrainischer Seite. Als zweites meldet Bard: „Die Inflation in Deutschland steigt weiter. Im Mai lag die Inflationsrate bei 7,9 %, dem höchsten Stand seit Jahrzehnten.“ Tatsächlich lag die Inflationsrate im Mai bei 6,1 Prozent. Der Höchststand betrug 8,8 Prozent und zwar im Oktober 2022. Und die dritte angebliche Top-News lautet: „Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei. In Deutschland steigen die Infektionszahlen wieder. Die Bundesregierung hat angekündigt, die Maskenpflicht in Innenräumen wiedereinzuführen.“ Auch das ist falsch.

Google-KI hält Vergleich mit ChatGPT (momentan) nicht stand

Auch ChatGPT produziert falsche Inhalte und phantasiert sich manchmal Fakten zusammen, die es so nicht gibt. Halluzination nennt man das. Doch OpenAI, das Unternehmen das hinter der Sprach-KI steht, hat in den letzten Monaten deutlich nachgebessert. Chat GPT war im November mit dem Sprachmodell GPT-3 an die Öffentlichkeit gegangen. Mit GPT-4 kam dann kürzlich ein Qualitätssprung, was die Faktentreue angeht.

Wir haben bei BR24 ChatGPT im Abstand von zwei Monaten zweimal zum Abitur antreten lassen. Die Fortschritte waren unverkennbar. Während die KI beim ersten Mal durchfiel, wurden im zweiten Anlauf alle Prüfungen bestanden. Googles Bard hinkt hier jetzt hinterher. Der Tech-Dienst Heise etwa bescheinigt der Google-KI ein Level von GPT-3.5, eher darunter. Insofern wäre Bard also da, wo ChatGPT Anfang des Jahres noch war.

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