Googles neuer Chatbot Bard
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Googles neuer Chatbot Bard

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Warum sperrt Google seinen neuen Chatbot in Europa?

Kein Computerprogramm wird gerade so heiß diskutiert wie Google Bard – doch in Deutschland und dem Rest der EU ist der KI-Chatbot nicht verfügbar. Über den Grund schweigt sich Google aus. Steckt hinter all dem ein politisches Statement?

Google Bard soll Googles Antwort auf ChatGPT sein. Ein Chatbot, der mit künstlicher Intelligenz Schreibaufgaben erledigen und sogar einfache Tools programmieren kann. Seit einigen Tagen ist Bard in 180 Ländern weltweit verfügbar. Allerdings: Deutschland und der Rest der Europäischen Union gehören nicht dazu.

Was ist Google Bard?

Google setzt voll auf KI: Der Konzern sieht, wie der Rest der Tech-Branche, in künstlicher Intelligenz eine neue industrielle Revolution – und will ganz vorne mit dabei sein. Der Chatbot Bard soll im Rennen gegen die Tech-Konkurrenten von Microsoft und Meta eine wichtige Rolle spielen.

Bard funktioniert ähnlich wie ChatGPT von dem Microsoft-gestützten Startup OpenAI. Ob Bard mit ChatGPT mithalten kann, ist noch unklar – bei vielen Antworten scheint der Chatbot sich vorsichtiger zu verhalten als die Konkurrenz. Das macht den Chatbot in der Anwendung wohl etwas sicherer, aber auch weniger kreativ.

Im Gegenzug bietet Bard einige Zusatzfunktionen wie eine Live-Websuche, frei verfügbare Plugins und eine bessere Unterstützung von Programmiersprachen. Vor allem für Software-Entwickler könnte Google Bard bald zum Arbeitsalltag dazugehören.

Europa bleibt außen vor

Wer den neuen Google-Chatbot ausprobieren möchte, kann sich kostenlos anmelden. Der Haken: Das geht nur außerhalb der Europäischen Union. 180 Länder weltweit haben mittlerweile Zugriff auf Google Bard. Doch die 27 Mitgliedsstaaten der EU, darunter Deutschland, gehören eben nicht dazu. Ebenso außen vor bleiben Norwegen, Island und Liechtenstein, die nicht zur EU, aber zum Europäischen Wirtschaftsraum gehören.

Google-Chef Sundar Pichai sagte bei der Vorstellung von Bard letzte Woche, eine Expansion nach Europa sei fest geplant. Doch wann und in welcher Form, dazu gibt es nach wie vor keine Informationen. Auch andere KI-Tools von Google, wie ein Assistent zum Verfassen von Emails und eine KI-gestützte Suchmaschine, bleiben in Europa gesperrt.

Google verweist auf "lokale Feinheiten"

Warum Google seine neuen Programme nicht nach Europa bringt? Dazu macht der Konzern keine klaren Aussagen. In einem offiziellen Statement von Google heißt es: "Während wir Bard weiter ausbauen, werden wir unsere hohen Standards für Qualität und lokale Feinheiten einhalten." Was genau diese "lokalen Feinheiten" sind, dazu macht Google keine Angaben.

Liegt es am Datenschutz?

Eine mögliche Erklärung: Google macht sich Sorgen, Bard könnte Europas Datenschutzvorgaben verletzen. Der rechtliche Status von KI-Chatbots wie Bard und ChatGPT ist in großen Teilen nach wie vor ungeklärt – auch unter der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Die DSGVO war zuletzt bereits in Konflikt mit moderner KI geraten. In Italien war ChatGPT für einige Wochen gesperrt gewesen – nach einigen Nachbesserungen wurde ChatGPT dann vorerst wieder freigegeben. Eine endgültige Entscheidung, ob ChatGPT und andere KI-Chatbots mit der DSGVO vereinbar sind, steht aber noch aus.

Will Google Druck machen?

Vielleicht gibt es aber noch einen Grund: Google könnte Bard bewusst nicht in Europa freischalten, um ein Zeichen zu setzen. Die Europäische Union steht nämlich kurz vor dem Abschluss des "AI Act", der weltweit größten Regulierung für künstliche Intelligenz. Befürworter des AI Act sehen darin notwendige Grenzen für KI im Alltag, Kritiker befürchten, dass KI-Innovation in Europa durch die Regulierung schwerer wird.

"Es ist vorstellbar, dass Google die Gelegenheit ergreift, um den Abgeordneten des Europäischen Parlaments eine Botschaft zu senden", sagt KI- und Politikberater Nicolas Moës dem Magazin Wired. "Sie sollen sich zweimal überlegen, ob sie solche Modelle regulieren wollen."

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