Hand hält Smartphone, auf dem die E-Rezept-App geöffnet ist.
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Das E-Rezept kann man in Apotheken einlösen. Die stufenweise Einführung startet im September.

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E-Rezept wird ab September stufenweise eingeführt

Es ist eines der größten Projekte bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens: Das E-Rezept. Nach einigen Unstimmigkeiten startet ab dem 1. September die stufenweise Einführung in Arztpraxen und Apotheken. Wann Bayern dran ist, ist noch unklar.

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1,2 Millionen Rezepte werden Tag für Tag in deutschen Apotheken eingelöst. Eine ziemliche Zettelwirtschaft. Die will das Bundesgesundheitsministerium abschaffen - und zwar mit dem E-Rezept.

Rezept als QR-Code

Das E-Rezept ist im Prinzip ein QR-Code, auf dem alle relevanten Daten zum verschriebenen Medikament enthalten sind. Der Arzt speichert jede Verordnung auf einem Server. Den QR-Code kann man entweder mit der E-Rezept-App der halbstaatlichen Gesundheitsagentur Gematik scannen.

Wer die dafür nötige App nicht hat oder kein Smartphone benutzt, bekommt den Code ausgedruckt auf einem Zettel. So oder so kann man mit dem QR-Code zur Apotheke gehen, die ihn ausliest und das E-Rezept digital abruft. Das E-Rezept gilt nach momentanem Stand nur für gesetzlich Versicherte und nicht für Privatversicherte.

Durch das E-Rezept soll die Behandlung mit Arzneimitteln sicherer werden, etwa durch eine Erinnerung, wann man wieder ein Medikament braucht oder durch einen Medikationsplan mit Wechselwirkungscheck: Dabei wird überprüft, ob alle Arzneimittel untereinander verträglich sind, wie es auf der Website des Gesundheitsministeriums heißt.

Probleme in der Testphase

Die gesetzlichen Grundlagen fürs E-Rezept sind schon 2020 geschaffen worden, doch das Projekt kam lange Zeit nicht voran. Eine Testphase in Berlin-Brandenburg im vergangenen Jahr verpuffte. Danach startete eine bundesweite Testphase, an der Praxen freiwillig mitmachen können, mit Verspätung.

Aus der Ärzteschaft kam scharfe Kritik an dem Vorhaben, sie fürchtete Umsetzungsprobleme im Alltag. Die Kassenärztliche Bundesverseinigung war sogar der Ansicht, das E-Rezept gefährde die Versorgungssicherheit. Auch unter den Krankenkassen und Apothekern gab es Vorbehalte. Trotzdem wollte der früheren Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) das E-Rezept schon im Januar bundesweit zur Pflicht machen. Sein Nachfolger Karl Lauterbach (SPD) verlängerte jedoch die Testphase auf unbestimmte Zeit.

Einführung startet in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen

Nach einer langen Hängepartie haben sich Vertreter des Gesundheitswesens nun auf die weiteren Schritte zur Einführung des E-Rezepts geeinigt. Pilot-Praxen und Krankenhäuser in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe werden ab 1. September verstärkt E-Rezepte ausstellen. Ab dann sind Apotheken in ganz Deutschland dazu verpflichtet, die Digitalverschreibungen anzunehmen. Nach und nach sollen in einem Pilotverfahren immer mehr Praxen und Kliniken dazukommen. Für Ärzte gibt es vorerst keine Pflicht, E-Rezepte auszustellen - hier ist ein regionales Stufenmodell geplant.

Auch dieses Stufenmodell startet in den beiden Pilotregionen, wo die Digitalverschreibung ab Dezember 2022 zur Pflicht werden soll. Voraussetzung hierfür ist aber, dass die Gesellschafter der Gematik - neben dem Bund auch Ärzte-, Klink- und Kassen-Organisationen - mit der Pilot-Einführung zufrieden sind und ihn als Erfolg werten.

Ab 2023 gibt es das E-Rezept in allen Bundesländern

Ebenfalls im Dezember soll die sukzessive Einführung des E-Rezepts in sechs weiteren Bundesländern starten und der Rest im kommenden Jahr. Welche Bundesländer in welcher Phase starten sollen, ist noch offen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach begrüßte die Einführung: "Das ist ein Durchbruch für die Digitalisierung", schrieb er auf Twitter. Das E-Rezept steigere die Arzneimittelsicherheit und spare Zeit und Wege.

In der bislang laufenden bundesweiten Erprobungsphase wurden in sechs Monaten gut 24.000 E-Rezepte eingelöst. Gemessen an den jährlich etwa 500 Millionen Rezepten, die in Deutschland auf Papier ausgestellt werden, ist das ein verschwindend geringer Anteil. Immerhin zeigt die Kurve der Digitalverschreibungen nach oben. Die nun beschlossenen Vorgaben sollen zu mehr Tempo führen.

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