Apple-Chef Tim Cook
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Apple-Krise: Ermittlungen, Strafen, Technologierückstand

Hat Apple-CEO Tim Cook sich verzockt? In den USA läuft ein Kartellverfahren, in der EU muss sein Konzern eine Milliardenstrafe zahlen und im KI-Wettlauf scheint die Konkurrenz zu sein – zumindest vorerst.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der US-Justizminister Merrick Garland ist sich nach jahrelangen Ermittlungen sicher: "Apple hat seine Monopolstellung im Smartphonemarkt beibehalten. Nicht einfach, weil sie im Wettbewerb vorne sind. Sondern weil sie gegen Kartellgesetze verstoßen haben." Im vom Justizministerium und 16 Bundesstaaten eröffneten Kartellverfahren werfen die US-Behörden Apple unfairen Wettbewerb vor.

USA werfen Apple unfairen Wettbewerb vor

Was das konkret bedeutet, erklärt Alex Cranz vom Tech-Magazin The Verge im Gespräch mit BR24: "Da ist zum Beispiel der Fakt, dass eine Smartwatch, die keine Apple-Smartwatch ist, einfach nicht gut mit einem iPhone funktioniert. Auch Cloud-Streaming oder Cloud-Gaming funktioniert nicht auf einem iPhone. Und wer eine Kreditkarte im iPhone hinterlegen will, muss dafür Apple-Wallet benutzen. Alle Daten gehen also an Apple, ob man will oder nicht."

iMessage behandelt Android-SMS nicht gleichwertig

Auch die iPhone-Nachrichten-App funktioniert nicht gleichberechtigt mit anderen Apps. Wer mit einem Android-Handy chattet, sieht das sofort. Diese Nachrichten erscheinen in einer grünen Sprechblase, iPhone-User untereinander chatten in blauen Blasen. Als Apple-CEO Tim Cook bei einer Tech-Konferenz vor zwei Jahren darauf von einem Besucher aus dem Publikum angesprochen wurden, dass dieser auf das Android-Telefon seiner Mutter deswegen bestimmte Videos nicht weiterleiten kann, antwortete Tim Cook nur: "Dann kauf deiner Mutter ein iPhone".

Vorwurf: Appstore-Monopol auf Innovationen

Laut Anklage unterdrücke Apple neue Ideen von Entwicklern, die nicht zu Apple selbst gehören. Sie würden daran gehindert, Innovationen anzubieten – auch wegen der hohen Gebühren im Apple-Appstore. Denn in den letzten fast 15 Jahren hat Apple eine Gebühr von bis zu 30 Prozent auf den Preis von jeder aus dem Appstore heruntergeladenen App verlangt. Unabhängig davon, wie groß der App-Entwickler ist.

Apple will sich "energisch wehren"

In einem schriftlichen Statement verteidigt sich Apple, man werde sich energisch wehren: "Die Klage bedroht Grundsätze, die Apple-Produkte in einem hart umkämpften Markt herausragend machen." Das Verfahren sei ein gefährlicher Präzedenzfall, in dem die Regierung vorschreiben wolle, wie Technologie zu entwickeln sei.

Diesseits des Atlantiks zwingt derweil der Digital Markets Act Apple dazu, seine Dienste zu öffnen und zuzulassen, dass Entwickler ihre Apps jetzt auch in einem eigenen Store anbieten können, außerdem muss Apple 1,84 Milliarden Euro Strafe an die EU zahlen. Wettbewerbs-Kommissarin Margrethe Vestager versteht den hohen Betrag als Abschreckung, denn auch hier ging es um die Benachteiligung andere Dienste gegenüber den hauseigenen.

Abgehängt an Börse und in Sachen KI

Abseits der juristischen Herausforderungen muss CEO Tim Cook sich Fragen zu seiner Geschäftsstrategie gefallen lassen. Die Apple-Aktie hat seit Jahresbeginn rund sieben Prozent ihres Börsenwerts verloren, während die Tech-Konkurrenz deutlich besser performt. "Apple fehlt die nächste große Plattform für das Wachstum", urteilt das "Manager Magazin" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt).

Dazu beigetragen haben wohl auch das Aus des "Apple Cars" und die teure und noch wenig alltagstaugliche Computerbrille Vision Pro. Dass derzeit mit Google über eine Übernahme von deren KI-Modell Gemini auf das iPhone verhandelt wird, stärkt das Vertrauen in Apples eigene KI-Kompetenz nicht unbedingt.

Sprachmodell MM1 könnte Wende bringen

Viel wird von der für Juni angekündigten Worldwide Developers Conference abhängen, auf der Apple traditionell seine größten Innovationen vorstellt. Die Anzeichen verdichten sich schon jetzt, dass Tim Cook dort erstmals öffentlich das Wort "künstliche Intelligenz" in den Mund nehmen wird (bislang bevorzugte er "machine learning"). Wie das Magazin Wired berichtet, könnte ein MM1 genanntes KI-Sprachmodell in Verbindung mir Siri direkt auf dem iPhone landen – und Apple damit wieder wettbewerbsfähig machen.

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