Siemens-Chef Roland Busch bei der Präsentation des ICE 3neo
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Fabian Sommer

Siemens-Chef Roland Busch bei der Präsentation des ICE 3neo, der mit mobilfunkdurchlässigen Fenstern ausgestattet ist

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

5G im Zug? Zukunftsmusik!

Der 5G-Ausbau in Deutschland geht zwar voran, wann 5G auch im Zug ankommt, steht in den Sternen. An den Bahnstrecken gibt es teilweise noch nicht mal 4G. Um für einen besseren Netzempfang zu sorgen, setzt die Bahn auf funkdurchlässige Scheiben.

Seit 2019 bauen die Mobilfunkbetreiber in Deutschland das 5G-Netz aus. Es hat sich auch schon was getan: Ende Oktober 2021 waren nach Angaben der Bundesnetzagentur 53 Prozent der Fläche von mindestens einem Anbieter mit 5G versorgt.

5G ermöglicht unter Idealbedingungen Downloadraten von bis zu 10 Gbit/Sekunde. Das ist bis zu zehn Mal mehr als bei 4G – und umso wichtiger ist, je mehr die Menschen zum Beispiel Videos und Musik downloaden oder streamen.

Telekom plant vorerst keinen 5G-Ausbau an den Bahnstrecken

Im Zug wird 5G aber noch eine Weile auf sich warten lassen. Ein Ausbau auf das 5G Band N78 (das in einem hohen und leistungsstarken Frequenzbereich von 3,3 bis 3,8 Gigahertz arbeitet), sei nicht geplant, sagte Telekom-Technikchef Walter Goldenits in einem Video auf der Telekom-Website.

5G im Zug ist eine technische Herausforderung

Das Problem dabei: Hohe Frequenzen haben nur eine kurze Reichweite von etwa einem Kilometer. Ein ICE ist aber mit bis zu 300 km/h unterwegs und hat eine solche 5G Funkzelle innerhalb von ca. 10-12 Sekunden durchfahren. Es bräuchte also eine sehr hohe Dichte an Funkzellen entlang von ICE-Strecken.

"Hohe Geschwindigkeiten mit 3,6 ghz sind extrem schwierig und technisch herausfordernd." Walter Goldenits, Technikchef der Telekom

Ein weiteres Problem: "Der Zug ist wie ein Faradayscher Käfig, wo es sehr schwierig ist, Mobilfunkwellen hineinzubekommen." Zwar würden Repeater in den Zügen das Mobilfunksignal wieder verstärken, die aktuellen Repeater würden aber nur für 4G und nicht für 5G funktionieren.

Erst einmal 4G-Lücken schließen

Daher konzentriere sich die Telekom darauf, "verstärkt das 4G-Spektrum an die Strecken zu bringen und die Lücken zu schließen, die es leider noch gibt." Zwar sind laut Bundesnetzagentur 96 Prozent der Fläche von mindestens einem Anbieter mit 4G versorgt, vereinzelt gibt es aber immer noch Lücken.

Die Bahn verweist auf eine Vereinbarung mit der Telekom, der zufolge es bis spätestens 2026 auf Schienenstrecken im Fern- und im Regionalverkehr keine 4G-Versorgungslücken mehr geben soll.

200 Mbit/s bis Ende 2024 auf Hauptverkehrsstrecken

Das Streckennetz der DB umfasst insgesamt 33.400 Kilometer. Davon sind 7.800 Kilometer Hauptverkehrsstrecken, auf denen alle ICE- und die wichtigsten IC-Züge fahren. Diese Strecken sind komplett mit LTE bzw. 4G versorgt. Bis Ende 2024 will die Telekom hier eine Datenrate von mehr als 200 Mbit/s anbieten.

Alle sonstigen Strecken will die Telekom bis Ende 2026 mit einer Datenrate von mehr als 100 Mbit/s versorgen. Um diese Ziele zu erreichen, will die Telekom in den kommenden Jahren rund 800 neue Mobilfunkstandorte in Betrieb nehmen sowie die Kapazität an mehreren hundert Standorten erweitern.

Von 5G-Kapazitäten von einem oder sogar mehreren Gigabit spricht also niemand.

Bildrechte: Deutsche Bahn
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Neue Fensterscheiben lassen mehr Mobilfunksignale durch als alte.

Nur ein Bruchteil des Funksignals kommt im Zug an

Außerdem muss man zwischen Downloadrate am Gleis und im Zug unterscheiden. Die Züge der Bahn sind aus Metall und die Fensterscheiben sind mit einer isolierenden Metallschicht bedampft, was dazu führt, dass ohne technische Gegenmaßnahmen nur ungefähr zehn Prozent der Funksignals in den Zug kommen würden.

Neue Scheiben lassen mehr Funksignale durch

Um die Durchlässigkeit des Funksignals zu erhöhen, verwendet die Bahn nun neue Fensterscheiben, bei denen per Laser ein hauchfeines Gitternetz in die Metallschicht reingeritzt wird. Diese Fenster kommen bei neuen ICE 3neo zum Einsatz. Es ist auch möglich, die Fensterscheiben von vorhandenen Zügen nachträglich per Laser zu bearbeiten. Noch Ende dieses Jahres will die Bahn einen ersten ICE mit komplett nachbearbeiteten Fensterscheiben auf die Schiene schicken. Dabei handele es sich um einen Testzug: "Wir können jetzt noch nicht sagen, wie viele ICE nachträglich bearbeitet werden", teilte ein Bahn-Sprecher BR24 mit.

Diese Fenster machen nach Bahn-Angaben auch die bislang verwendeten Repeater überflüssig, die das Funksignal im Zug wieder verstärken. Die so genannten Frequenzfenster seien im Vergleich zu den aktuell verwendeten Repeatern "eine dauerhafte Lösung, weil sie nicht nur für die aktuelle, sondern für alle künftigen Mobilfunkgenerationen wie 5G geeignet ist", so der Bahn-Sprecher.

Bis 5G flächendeckend in Deutschland und entlang der Bahnstrecken zur Verfügung steht, wird es aber wohl noch einige Jahre dauern.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!