Eigentlich hätte die indische Schriftstellerin Arundhati Roy bei der Eröffnung des Literaturfests München am 15. November eine Rede halten sollen. Aber nun kann sie nicht nach München reisen, wie die Organisatoren des Festivals mitteilten. Grund dafür ist ein Satz der Autorin aus dem Jahr 2010.
Autorin drohen bis zu sieben Jahre Haft
Damals hatte Roy auf einer Menschenrechts-Konferenz in der indischen Hauptstadt Delhi gesagt, dass die Himalaya-Region Kaschmir nie fester Bestandteil Indiens gewesen sei. Daraufhin wurde Anzeige gegen sie und weitere Personen wegen "provokativer Reden" erstattet. Die Ermittlungen verliefen im Sande. Bis jetzt.
Nun hat der Vizegouverneur von Delhi, Vinai Kumar Saxena, die Strafverfolgungsbehörden angewiesen, Roy und eine weitere Person wegen der Äußerung strafrechtlich zu verfolgen. Der Autorin drohen bis zu sieben Jahre Gefängnis.
Arundhati Roy wird per Videoschalte sprechen
Roy wurde mit ihrem ersten Roman "Der Gott der kleinen Dinge" weltweit bekannt. Die in der südindischen Heimat der Autorin angesiedelte Geschichte dreht sich um die Zwillinge Estha und Rahel, deren alleinerziehende Mutter und Christin Ammu sich in einen kastenlosen Arbeiter verliebt.
1997 bekam Roy als erste Inderin für ihren Debütroman den renommierten "Booker Prize", wobei die Jury in ihrer Begründung vor allem "den außergewöhnlichen linguistischen Einfallsreichtum" hervorhob. 2017 erschien ihr zweiter Roman "Das Ministerium des äußersten Glücks", an dem sie zehn Jahre gearbeitet hatte.
Statt einer Rede zur Eröffnung wird Roy nun einen Tag später, am 16. November, um 18.30 Uhr per Videoschalte mit Forums-Kurator Lukas Bärfuss über die aktuelle Situation in Indien sprechen. Denn die Autorin brauche jetzt "die internationale Öffentlichkeit mehr denn je", wie die Organisatoren des Literaturfests München in einer Pressemitteilung schreiben.
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